Welpenalarm! - Scheunemann, F: Welpenalarm!
Ärger. Caro hingegen muss niemanden fragen, wenn sie mal den ganzen Tag durch den Wald rennen will. Marc auch nicht. Warum machen die beiden also nicht mehr aus ihrer Freiheit? Unter der Woche dauert so lang, Wochenende ist so
kurz. Da sollten die Menschen über eine Änderung nachdenken! Vielleicht tauschen sie die Tage einfach aus. Kann doch so schwer nicht sein. Dann gibt es ganz viel Wochenende, und alle sind glücklich. Meine Wenigkeit eingeschlossen!
Luisa ahnt natürlich nichts von meinen unglaublich schlauen Gedanken. Sie holt einfach meine Leine von der Garderobe und wedelt mir damit vor der Nase hin und her. Ich kläffe begeistert und mache Männchen. Schließlich muss Luisas tolle Idee angemessen gewürdigt werden.
»Braver Herkules! Wir könnten auch zusammen im Zirkus auftreten. Oder uns vor dem Supermarkt neben Willi stellen und mit deinen Kunststückchen ein bisschen Geld dazuverdienen. Ich stelle einen Hut hin, und du gibst eine Spezialvorführung, dann sind wir bestimmt schnell reich.« Sie kichert. Dabei ist der Plan gar nicht schlecht. Mit dem Geld könnten wir dann im Supermarkt etwas Leckeres für mich kaufen. Hedwig besorgt dort ab und zu Herz oder Pansen für mich. Und falls von unserem Geld dann noch etwas übrig bleibt, kaufen wir im Supermarkt auch gleich etwas Schönes für meinen Helden Willi! Genau – so machen wir das! Und jetzt nichts wie hin!
Vor der Haustür zerre ich sofort Richtung Supermarkt. Ich will Luisas gute Idee gleich in die Tat umsetzen. Leider scheint sie das nicht zu verstehen, sie zieht mich in die andere Richtung und möchte anscheinend zur Alster. Aber nix da, so schnell gebe ich nicht auf! Ich lege den Rückwärtsgang ein.
»Herkules, nun komm schon – ich dachte, du freust dich!«
Tu ich ja auch. Aber ich will in die andere Richtung! Ich werfe mich regelrecht in mein Halsband, die Leine strafft sich mit einem Ruck.
»Hoppla, was hast du denn? Wo willst du hin?«
Folge mir doch einfach, dann wirst du es schon sehen. Zweimal ziehe ich noch kräftig, dann gibt Luisa mit einem Seufzen auf.
»Na gut, dann machen wir es so, wie du willst.« Sie lässt die Leine länger, und ich sause los, Luisa rennt hinterher. Keine fünf Minuten später erreichen wir den Supermarkt. Ich lege eine Vollbremsung hin, Luisa bleibt keuchend stehen. »Hierhin willst du? Aber warum? Da kann ich dich doch gar nicht mit reinnehmen.«
Ich setze mich auf den Po und gucke Luisa erstaunt an. Erinnert sie sich denn gar nicht mehr an ihre eigene Idee? Braucht sie eine kleine Gedächtnisstütze? Na gut. Ich mache also noch einmal Männchen und drehe einen Halbkreis. Wie ich an Luisas ratlosem Gesichtsausdruck sehe: vergeblich! Wo ist eigentlich Willi? Der hat doch bisher immer verstanden, was ich von ihm möchte. Ich höre auf, mich zum Zirkushund zu machen, und laufe zum Eingang des Marktes. Hier hat Willi meist seinen Stand. Auch heute steht das Tischchen dort, aber von Willi fehlt gerade jede Spur. Immerhin schwebt sein Geruch noch in der Luft, weit kann er also nicht sein. Auch gut. Warten wir eben. Diese Zeit müssen wir in meine Künstlerkarriere investieren.
»Herrje, Herkules, was hast du denn heute bloß? Die letzten Tage hat sich wahrscheinlich niemand um dich gekümmert, dafür könntest du jetzt aber ein bisschen artiger sein und auf mich hören!«
»Hallo, junges Fräulein! Macht das Kerlchen schon wieder Probleme?«
Endlich! Willi, alter Kumpel! Du verstehst mich bestimmt – und kannst es dann Luisa erklären. Ich mache wieder Männchen und fiepe ein wenig.
»Hallo, Willi. Tja, ich weiß auch nicht, was Herkules hat.
Er ist irgendwie komisch momentan. Eigentlich wollte ich mit ihm spazieren gehen, aber er wollte unbedingt hierher.«
Willi nickt.
»Ja, ich gebe dir Recht. Der Hund ist seltsam. Ich hatte gestern ein ganz ähnliches Erlebnis mit ihm.«
»Meinst du das mit der Feuerwehr? Daniel hat mir davon erzählt. Aber was hatte Herkules damit zu tun?«
Willi überlegt kurz, dann beugt er sich zu Luisa vor und flüstert in ihr Ohr.
»Ich glaube, Herkules hatte das ganze Schlamassel angerichtet. Weißt du, der Schlauch war abgerissen, und die Werkstatt von Frau Neumann stand schon fast unter Wasser. Ich glaube, Herkules hat da irgendwie am Schlauch genagt. Aber pssst, das ist unser Geheimnis! Nicht, dass Herkules noch Ärger kriegt oder gar im Tierheim landet!«
Luisa reißt die Augen auf. Ich ebenfalls!
»Nein, ich schweige! Großes Ehrenwort!«
Jaul!
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