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Welskopf-Henrich, Liselotte - Das Blut des Adlers 4 - Der siebenstufige Berg

Welskopf-Henrich, Liselotte - Das Blut des Adlers 4 - Der siebenstufige Berg

Titel: Welskopf-Henrich, Liselotte - Das Blut des Adlers 4 - Der siebenstufige Berg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Welskopf-Henrich
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Männer und ihre Frauen, die Burschen, die Buben, die Mädchen zum fröhlichen Hühnertanz als Paare zusammen. Hugh Wasescha erkannte ein unbeschwert heiteres Lächeln, ein lautloses Strahlen auf Cora Magasapas Zügen; der Anlaß war so klein – ihre eigenen Füße drehten sich im wirbelnden Rhythmus –, der Grund war fest und groß; das Wildgans-Mädchen war heimgekommen zu ihrem Stamm, ihrem Tipi, zu ihrem Mann, genannt Wasescha, Red Paint for the Face. Die beiden jungen Menschen schauten auf die noch jüngeren. Die sechs Burschen unter den »Senioren« gingen mit sechs ihrer Mitschülerinnen; Julia Tatokala aber tanzte mit Ken; es war ein temperamentvolles, heftiges Paar. Jerome Patton hatte Alice gewählt, die seinen ruhigen Rhythmus mit Scherzen ihrer flinken Füße würzte. Wakiya-knaskiya Byron Bighorn schloß sich nicht vom Tanz aus.
    Er holte ein Mädchen aus der fünften Klasse; Hugh Wasescha kannte sie, ihr Name war Elwe. Sie war schon dreizehn Jahre alt, schmal und schüchtern. Ihre Zöpfe hingen lang über die Schultern herab fast bis zum Rocksaum. Sie bewegte sich sacht, als ob sie bei jedem Schritt fürchte, damit nicht am rechten Platz oder zu rasch zu sein, und erst nach der dritten Runde, als alles gut gegangen war, wagte sie es, den Kopf zu heben und um sich zu schauen. Allen, die Tishunka-wasit-win gekannt hatten, war es, als ob das »Schöne-Pferd-Mädchen« wiedergekommen sei.
    Nach dem Hühnertanz gingen Männer und Frauen noch einmal eine ruhige Runde miteinander, Magasapa mit Inya-he-yukan, Hugh Wasescha mit Queenie Tashina, Tatokala mit Jerome, Ken mit Irene Oiseda. Die beiden ersten Paare schienen vollkommen nach Gestalt und Bewegung, Haltung und Kleidung, und alle Versammelten freuten sich an dem Anblick dieser beiden Männer und dieser beiden Frauen.
    Ein dritter Tanz wurde gewünscht, und die Trommler ließen die Trommel unermüdlich dröhnen. Andy Tiger wählte sich jetzt Magasapa, Inya-he-yukan Julia Tatokala, Mahan aber Oiseda, die den schlummernden kleinen Alex Kte Waknwan in den Arm Tashinas gegeben hatte. Irene Oiseda hatte ihr Haar wieder wachsen lassen, und sie hatte es sorgfältig gekämmt; das Stirnband hielt es aus dem Gesicht. Die Schwermut in ihren Zügen war ruhiger geworden. Hin und wieder glitt ein Glanz von Zuversicht darüber, wenn sie von ihrem Kinde und wenn sie von ihren Lehrlingen sprach, und das, obgleich die Auflösung der Schule durch die Verwaltung drohte. Aber die jungen Menschen hatten durchgehalten, und sie war ihrer gewiß.
    Nach diesen Tänzen trat eine Pause ein. Man setzte sich im weiten Rund. Morning Star der Ältere trat vor, ein Mann von großem Ansehen, nahe der Fünfzig, Koordinator des früheren und des jetzigen geheimen Stammesrates. Er wünschte zu sprechen, und alle hörten auf ihn.
    »Männer und Frauen«, sagte er, »wir sind hierhergekommen, um auf unsere Weise zu feiern, zu trauern und künftige Schritte zu bedenken und zu beschließen. Sechs Jungen und zehn Mädchen haben das Baccalaureat bestanden, aber bis heute hat nur einer, Jerome Patton, den Platz gefunden, von dem aus er für sein Ziel weiterarbeiten kann. Unser Stammesmitglied Hugh Wasescha Mahan hat sich als Lehrer unserer Kinder bewährt. Die Watschitschun aber haben ihn aus unserer Schule fortgejagt.« Morning Star bat die neun Jungen und die sechs Mädchen aus der Klasse Wymans in die Mitte des Kreises.
    »Jungen und Mädchen! Glaubt nicht, daß wir euch hierher gerufen haben, um euch zu loben. Ihr seid nicht unser Stolz; ihr habt auf einem Wege über viele Hindernisse das Ziel nicht erreicht, das eure Mitschüler trotz allem geschafft haben. Zwei von euch haben es besonders schwer, denn sie sind Waisenkinder, und kein elterliches Tipi schützt sie. Drei unter euch konnten ihre Schulaufgaben daheim nicht gut lösen, denn ihre Väter trinken und schlagen sie und geben ihnen wenig zu essen. Einer von euch ist müde geworden, weil sein Schulweg viel zu weit ist. Sieben haben geschwiegen und aufgegeben, obgleich sie genug wußten und gute Eltern haben. Der Watschitschun Wyman verspottete und strafte sie, weil sie seine Lügen über die Geschichte unseres Volkes nicht lernen mochten, und sie hatten auch gesehen, wie selbst die besten Schüler nach dem Baccalaureat keine Arbeit fanden. Darum waren sie verstummt und hatten verzichtet. Aber Inya-he-yukan, Tashina und Melitta, Wasescha und Magasapa sind für euch alle da; sie werden jedem von euch beistehen. Wollt ihr unsres Stammes

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