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Welskopf-Henrich, Liselotte - Das Blut des Adlers 4 - Der siebenstufige Berg

Welskopf-Henrich, Liselotte - Das Blut des Adlers 4 - Der siebenstufige Berg

Titel: Welskopf-Henrich, Liselotte - Das Blut des Adlers 4 - Der siebenstufige Berg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Welskopf-Henrich
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Stieren?«
    »Was soll ich sagen. Die Indianer hatten sie von unseren Weiden weggeholt und wollten sie stehlen.«
    »Die Bande hat sich einen Haufen Leute zusammengeholt.«
    »Hat sie«, bestätigte der jüngere George, gewiß, daß er vorläufig doch keine Ruhe mehr bekommen werde.
    »Wir müssen aufpassen wie die Schießhunde. Sie planen einen Streich gegen uns. Der Mahan, dieser Schläger, der euren Vater ungestraft mißhandelt hat, ist auch wieder da.«
    »Wir werden aufpassen, Dad.«
    »Ich wollte sagen, daß dieser Mahan entlassen ist und daß also keiner einen Lehrer verprügelt, wenn er Mahan ein paar überzieht.«
    »Verstehe, Dad«, sagte Howard.
    »Ihr versteht gar nichts, denke ich. Wir leben hier zwischen ein paar tausend Indsmen. An dem Tag, an dem sie den Respekt vor uns verlieren, sind wir verloren.«
    »Sie sind feiges Pack, Dad, das waren sie immer, das bleiben sie auch, und du darfst nicht vergessen, daß Chester Carr das Regiment führt.«
    »Ein paar Autostunden entfernt! Die Indsmen aber haben wieder ein freches Maul, und damit fängt es immer an. Wenn es nicht anders geht, wird eben geschossen. Das ist ihre neueste Redensart.«
    »Wenn was nicht anders geht?«
    »Sie wollen unser Land zurück haben, sie wollen unser Geld haben, sie wollen damit selbst wirtschaften, was sie nicht können und niemals lernen. Sie wollen uns weißen Pächtern aufkündigen. Sie brüten Rache dafür, daß wir sie zivilisieren wollten. Und wir Mac Leans sitzen hier mitten im Hexenkessel. Joe King ist ein raffinierter und gemeiner Gangster; er hat das Haus voll Waffen, und die Verwaltung und der Sheriff genehmigen es ihm! Aber das wird sich ändern.«
    »Ist der neue Sheriff besser als der alte?«
    »Maxwell ist besser, als Crawford war. Wir Viehzüchter haben ihn gewählt.«
    »Dad«, fragte George hinterhältig, »wir sitzen im Hexenkessel. Warum haben wir uns eigentlich hineingesetzt? Mußte das sein?«
    »George, du bist ein Weichmann und wirst dein Leben lang kein Pionier. Ich sehe dich schon, wie du vor deinen eigenen Stieren davonläufst.«
    »Vor deinen Stieren, Dad.«
    »Ja, bis auf weiteres sind es noch die meinen. Wenn du hier bleiben wolltest, könnte ich einen der Cowboys entlassen.«
    »Dad, ganz ehrlich! Ich spiele nicht den Cowboy. Schließlich ist Ann meine Frau.«
    »Dein Unglück ist sie.«
    Die nächtliche Unterhaltung wurde laut geführt. Philip Mac Lean konnte nicht leise sprechen. Im Nebenraum entstand Unruhe. Mutter Mac Lean klopfte an die Zwischenwand.
    Sie war die einzige Person, die Philip – ausgenommen sich selbst – achtete.
    »Also«, schloß er das Gespräch ab. »Habt euer Gun immer zur Hand. Wir leben zwischen ein paar tausend Indsmen, und King hat einen Haufen Volks gegen uns gesammelt. Wenn der erste unerlaubt unsere Wiesen betritt, ist er ein toter Mann.«
    Philip Mac Lean hatte die letzte Glut des Zigarettenstummels ausgedrückt. Er legte sich wieder hin, streckte sich aus, drehte sich zur Seite und schlief ein. Die Söhne folgten seinem Beispiel, und auch nebenan bei den drei Frauen wurde es ruhig.
     
    Obgleich sich in den folgenden Tagen unter der Schwelle des täglichen taghellen Bewußtseins die Empfindung wachsender Gefahren dunkel geltend machte, geschah doch nichts nach außen hin Auffallendes, es sei denn, man wollte der Tatsache, daß ein schwarzer Stier auf unerklärliche Weise von der Mac Lean-Weide verschwand und 48 Stunden später auf ebenso unerklärliche Weise wieder auftauchte, ein besonderes Gewicht beimessen. Die beiden Mac Lean-Cowboys waren von Anfang an überzeugt gewesen, daß Gerald ihnen einen Schabernack spielte, und hatten sich Zeit gelassen, ehe sie irgend jemand von der Familie Mac Lean informierten und sich dabei totale Unfähigkeit und Verschlafenheit vorwerfen ließen. Howard Mac Lean war zu diesem Zeitpunkt mit seiner Frau wieder zur väterlichen Sattelranch zurückgefahren, die er vertretungsweise leitete, solange der Vater Nachbar von Joe King spielte, und die er einmal übernehmen wollte. George und Ann blieben noch, nicht weil sie Geschmack daran fanden, aber weil sie der Vater mit seiner cholerischen Autorität noch festhielt, gleichsam als Buße dafür, daß sie nicht gewillt schienen, sich hier endgültig niederzulassen. Die Abneigung gegen die Indianer überhaupt und gegen Joe King im besonderen verband Vater Philip und Sohn George, wenn sie auch in allem anderen verschiedener Meinung waren, und so gab es ein Thema, über das man sich

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