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Welskopf-Henrich, Liselotte - Das Blut des Adlers 4 - Der siebenstufige Berg

Welskopf-Henrich, Liselotte - Das Blut des Adlers 4 - Der siebenstufige Berg

Titel: Welskopf-Henrich, Liselotte - Das Blut des Adlers 4 - Der siebenstufige Berg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Welskopf-Henrich
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leichtfallen. Die Verfahren werden getrennt. Der Termin gegen Mac Lean findet zuerst statt. George hat einen Mann erschossen, der sein Gelände trotz schriftlicher Warnung unerlaubt betrat. Er wird freigesprochen. Ich habe Mac Lean auf dessen eigenem Gelände erschossen, auf 400 Schritt Entfernung, und ohne daß er vorher einen Schuß abgegeben hatte. Sie brauchen mir nur nicht zu glauben, daß Mac Lean unmittelbar am Abdrücken des Schusses war, der Wakiya hätte töten müssen, und schon ist die Mordanklage gegen mich perfekt. Käme meine Sache vor unser Stammesgericht wie in früheren Jahren, so wollte ich mich wohl verteidigen, obgleich sie auch dort so manchen Fehler gemacht haben. Aber da ich vor die Geschworenen von New City gebracht werde, könnten sie mich ebensogut gleich hinrichten.«
    »Man kann einzelne Geschworene als befangen ablehnen.«
    »Aber nicht ganz New City!«
    »Monture und Andy suchen einen Rechtsanwalt für dich.«
    »Sie werden keinen guten finden, und einen schlechten brauche ich nicht. Einen Pflichtverteidiger lehne ich ab, er wäre nur eine Kreatur des Staatsanwalts.«
    Queenie Tashina sagte dazu nichts. Sie hatte schon viele gefahrvolle Situationen mit ihrem Mann durchgestanden. Sie hatte sich immer gefürchtet und oft ihre Furcht gezeigt, und die Angst um Inya-he-yukan packte sie auch an diesem Abend. Aber sie überwand sie; ihr Gesicht blieb ruhig und ihre Stimme klar und sanft.
    »Wenn ich etwas tun kann, Inya-he-yukan, so lasse es mich wissen.«
    »Male ein Bild, Tashina. Ich möchte noch von einem Bild träumen, das du schaffen wirst. Eine Frau, die eine Büffelhaut rein schabt. Wenn sie meine Leiche nicht freigeben, so hänge die Haut des Büffelstiers, in der ich begraben sein wollte, im Tipi meines Ahnen auf.«
    »Ja, Inya-he-yukan.«
    Damit endete das Gespräch.
    Hugh Mahan ging in das Zelt.
    Joe Inya-he-yukan und Queenie Tashina lagen beieinander auf der harten Lagerstatt im Blockhaus. Tausend und mehr Nächte, die sie hier schon verbracht hatten, schmolzen zu einer zusammen, einer Nacht des Lebens, ehe der Tod zugreifen konnte. Die folgenden beiden Wochen waren ein großer Abschied und eine große Vorbereitung. Alle, die Inya-he-yukan kannten, bewunderten und liebten, suchten ihn zu sehen, seine Stimme zu hören, seinen Willen zu erfahren. Doch taten sie es nicht in aufdringlicher Weise und nur, wenn sie es vermochten, ohne ihm lästig zu fallen. Der einzige, der anders zu empfinden schien, war Wakiya Bighorn. Er ging Joe aus dem Wege; es war fast, als flüchtete er vor jeder Begegnung, und er sprach mit niemandem außer mit Elwe, wenn er mit ihr bei den Gräbern saß.
    »Warum hat er geschossen«, flüsterte er dort, »warum? Ich wollte es nicht.«
    Die Gerüchte, daß George Mac Lean freigesprochen, Joe aber des Mordes schuldig befunden und hingerichtet werden sollte, wurden dichter. Die Erregung auf der ganzen Reservation stieg an. Tatokala wurde überall und nirgends gesehen. Die Lehrlinge Oisedas halfen ihr.
    Es war in einer dieser Nächte, als ein unerwarteter Gast kam. Joe hatte sich noch nicht schlafen gelegt. Er stand hoch oben auf dem Kamm der Anhöhe bei einer hartholzigen Kiefer, die Dürre und Hitze überstand, schaute zu den Sternen hinauf und schaute hinunter auf die von der Sonne verbrannten Wiesen, auf denen das Vieh kaum mehr Futter fand und im Winter noch weniger Futter finden würde. Das Brunnenwasser reichte für die Herden nicht aus. Er würde schlachten und er würde verkaufen müssen. Er?
    Vom Tal her kam Geräusch von Hufschlag. Das schnell trabende Pferd mußte müde und abgetrieben sein, es stolperte zweimal. Joe lief ein Stück weiter, um die Talsohle noch besser überschauen zu können.
    Der Reiter war nach Cowboyart gekleidet, das Pferd ein kräftig gebautes Tier. Es wurde eben von den Wiesen längs der Straße den Hang herauf gelenkt; der Fremde strebte zur King-Ranch. Joe lief ihm bis zu Haus und Zelt entgegen.
    Schon von weitem erkannte er ihn. Robert Yellow Cloud kam. Er sprang beim Zelt ab. Die Flanken seines Pferdes waren naß und schlugen; er hatte einen Parforceritt hinter sich.
    »Joe! Du bist da! Du bist freigesprochen?«
    »Noch nicht verurteilt.«
    Die beiden gingen miteinander zum Brunnen hinauf. Robert trank, das Pferd soff. Dann setzten sich die beiden Männer zu der alten Kiefer.
    »Ich habe das alles gelesen«, sagte Robert, »in unserer Bruderschaftszeitung. Ich mußte dich noch sehen.«
    Joe nickte, er freute sich.
    »Was wird

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