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Welskopf-Henrich, Liselotte - Das Blut des Adlers 4 - Der siebenstufige Berg

Welskopf-Henrich, Liselotte - Das Blut des Adlers 4 - Der siebenstufige Berg

Titel: Welskopf-Henrich, Liselotte - Das Blut des Adlers 4 - Der siebenstufige Berg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Welskopf-Henrich
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führte ihn an den Mund und sagte, mit den Worten so zögernd wie seine Bewegungen zögernd waren:
    »Bitte in der nächsten halben Stunde keinerlei Störung. Ich bin in Anspruch genommen.«
    Dann legte er den Hörer vorsichtig wieder auf.
    Clyde steckte den Revolver in die Tasche, ohne ihn dabei aus der Hand zu geben, und lachte schallend.
    »Ich überlasse es Ihnen, Mister Carr, sich zu überlegen, ob das ein Spielzeugrevolver oder ein Remington, scharf geladen, ist. Als Kind habe ich die Ehre gehabt, unter Ihrer Anleitung schießen zu lernen, und wenn Sie auch mit nichts zufrieden gewesen sind, was ich tat, so waren Sie doch mit meiner Schießerei am wenigsten unzufrieden. Also widerrufen Sie Ihre Anweisung an das Sekretariat nicht. Sie würden sich damit sowieso nur gründlich blamieren.«
    »Mach, daß du hinauskommst, du Strolch und Faulenzer.« Carrs Stimme war belegt. Er dachte nicht mehr daran, die Schweißperlen abzutrocknen, die an seinem Haaransatz hervorquollen.
    »Mister Carr, ich weiß, daß auch Sie neuerdings Ihren Revolver immer bei sich tragen, zum Selbstschutz. Die Atmosphäre ist tatsächlich überhitzt. Wenn Sie eine Probe machen wollen, wer von uns beiden schneller schießt, bitte sehr.«
    »Halt den Mund. Dein Ende ist das Gefängnis.«
    »Wo ich mich in besserer Gesellschaft befinden werde als mit Ihnen hier. Sie sind des Mordes schuldig.«
    »Quatsch nicht.«
    »Mister Carr, Sie sind es, der mit Amtsgewalt die Mac Leans zu Nachbarn der Kings gemacht hat. Sie tragen die Verantwortung für alles, was daraus entstanden ist und entstehen mußte – halten Sie den Mund, Mister Carr, jetzt rede ich! –, Sie haben Jerome Patton auf dem Gewissen, und das Blut dieses unschuldigen und friedfertigen jungen Burschen wird Sie noch verfolgen. – Er war zu gut für Ihre Welt – für Ihren Haß, für Ihren albernen Hochmut, für Ihre Brutalität und Durchtriebenheit. Was bist du denn, du Wanst auf einem Sessel, du Sack voll aufblähender Winde! Du längst überlebter Saurier, du Restbestand der Ausrottungskriege gegen braunhäutige Menschen – ich will dir sagen, was du bist, ein Dummkopf bist du, der um sich schlägt, ein Wahres und prächtiges Produkt deiner eigenen Gesellschaft. Du selbst wärest nicht einmal wert, daß man dich haßt, so feige bist du.«
    »Bist du fertig?«
    »Nein. Zwei Tote hast du gemacht, du, Chester Carr. Jetzt willst du einen dritten machen. Zwei haben blutig im Gras gelegen, das ist dir nicht genug. Der dritte soll auf dem elektrischen Stuhl verschmoren. Schon hast du alles eingerührt mit deinen speckigen Fingern und hast mit deinen Kumpanen zusammen die Fallen aufgestellt. Paß auf, bald zappelst du selbst in der Schlinge. Dein Stuhl wird bald leer stehen. Du riechst schon lebend nach Fäulnis. So. Und nun haben Sie das Wort, Sir.«
    »Sehr gnädig, du Drecksmaul. Wenn du nicht einmal mein Sohn gewesen wärst…«
    »… und wenn ich nicht mit zehn Jahren schon bei dir schießen gelernt hätte…«
    »Meinetwegen. Wenn du nicht wenigstens das gelernt hättest – das einzige, was du je gelernt hast –, dann würde ich kein Wort an dich verschwenden. Aber so laß dir gesagt sein, daß George Mac Lean in Notwehr gehandelt hat, als eine Horde Roter bereitstand, auf seine Ranch einzudringen, darunter dieser Mahan, der den ehrwürdigen Philip Mac Lean…«
    »… schon einmal über die Schulter ins Gras geworfen hat, wie ein Schaf zum Scheren…«
    »Halt die Schnauze. Schon einmal mißhandelt hat mit einem Karategriff, der gleich einem Schuß gilt. Philip Mac Lean aber hat nicht eine einzige Patrone verschossen; er ist schamlos ermordet worden von einem ehemaligen Gangster, der sich nie geändert hat. Der Verbrecher wird seine gerechte Strafe erhalten.«
    »Welcher Verbrecher, Superintendent Mister Carr? Und welche Strafe wird sich Ihr establishment ausdenken für einen Mann, der eine braune Haut hat und einen zweiten Mord an einem jungen Menschen eben noch verhinderte?«
    »Woher hast du solche Information, Boy?«
    »Das möchtest du gern wissen, Papa.«
    »Clyde, du hast dich auf der Straße mit Kriminellen herumgetrieben, und du hast die Denkungsart von Verbrechern und farbigem Volk angenommen. Ich weiß nicht, ob du noch zu retten bist…«
    »Für das Schiff Ihres miserablen Regimes jedenfalls nicht.«
    »Du wirst aber, wenn du noch einmal einen hellen Augenblick haben solltest, erleben, wie gerecht wir selbst gegen Mörder verfahren…«
    »… indem ihr den Mörder

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