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Welskopf-Henrich, Liselotte - Das Blut des Adlers 4 - Der siebenstufige Berg

Welskopf-Henrich, Liselotte - Das Blut des Adlers 4 - Der siebenstufige Berg

Titel: Welskopf-Henrich, Liselotte - Das Blut des Adlers 4 - Der siebenstufige Berg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Welskopf-Henrich
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dem großen Polizisten, daß er seinen Schreibblock schließen könne. Die Gruppe der Amtspersonen ging zu den Wagen zurück und nahm Joe King und George Mac Lean noch einmal mit. Beide befanden sich in vorläufiger Polizeihaft.
    Eivie trat vor der Abfahrt noch an Mahan heran.
    »Haben Sie hier schon Fieberfälle?«
    »Missis King hat ein leichtes Fieber überstanden.«
    »Die Virus-Grippe in ihrer gefährlichsten Form geht um. Wir haben schon drei Todesfälle auf der Reservation. Die Betten im Krankenhaus werden bald alle belegt sein. Ich habe Ihnen vorsichtshalber Medikamente mitgebracht.«
    Der Arzt händigte sie Mahan aus.
    Er mußte sich beeilen und stieg als letzter ein. Die Wagen fuhren ab und verschwanden bald in der Talstraße.
    Hugh Mahan schaute zu der Nachbarranch hinüber.
    Philip Mac Lean war ein schwerer Körper. Seine Frau stand davor und überlegte offenbar, wie sie ihn mit der Schwiegertochter Ann zusammen ins Haus schaffen könne. Sie nahm die Hilfe Hugh Mahans an, der herbeikam, um den Toten tragen zu helfen. »Wollen Sie nicht Ihre Cowboys benachrichtigen, Missis Mac Lean?«
    Hugh fragte es, als die Leiche Philip Mac Leans im Hause aufgebahrt war und Missis Mabel Mac Lean starr und groß neben ihm stand.
    »Wer garantiert mir, daß ich nicht angegriffen werde, wenn ich auf die Weiden reite?«
    »Joe King. Er ist kein Mörder, und an Ihrem Sohn George Rache zu nehmen lohnt sich nicht. Es lohnt sich nicht. Er und Ihre ganze Familie werden die Reservation verlassen und nie mehr einen Indianer erschießen. Ihr Sohn George ist der Täter. Der Anstifter war der Tote, der hier liegt, und der Drahtzieher war Chester Carr, der Ihnen dieses Land gegeben hat, das uns Indianern und unseren Kindern gehört.«
    »Sie könnten recht haben.«
    Mabel Mac Lean erschrak über ihre eigenen Worte, da sie damit nicht nach ihrem eignen Sinn gesprochen und ihren toten Mann mitbeschuldigt hatte. Als die den Satz beendet hatte, wußte sie schon nicht mehr, wie solche Worte aus ihr hatten herauskommen können. Aber wer wollte ihr das Geständnis je nachweisen? Nur Mahan hatte es gehört, und gegen einen Indianer galt ihr Zeugnis noch immer als das zuverlässigere.
    Sie sattelte und ritt los, um den Cowboys zu sagen, daß Philip Mac Lean tot und das Vieh auf die Sattelranch zurückzutreiben sei.
    Mahan kehrte auf die King-Ranch zurück.
    Der tote Jerome lag in dem Zelt, auf Fellen gebahrt, mit einer großen Lederdecke zugedeckt. Bei ihm saß Tatokala. Wasescha setzte sich zu ihr.
    Das Feuer in der Zeltmitte glimmte nur in wenigen Funken. Nach einem langen Schweigen, das dem Toten galt, erhob sich Wasescha wieder.
    »Ich fahre nach New City zu Monture. Wir müssen uns um einen Anwalt für Joe bemühen. Ich gebe Tashina Bescheid. Bleibe du bei Jerome, Tatokala.«
    Mahan ließ seinen Wagen bedenkenlos auf Höchstgeschwindigkeit gehen. Nur die Agentursiedlung, in der er tankte, durchfuhr er in vorgeschriebenem Tempo.
    Eben vor Morgengrauen erreichte er Montures Hütte in der Vorortsiedlung von New City. Es hielt nicht schwer, das Ehepaar herauszuklopfen.
    Mahan saß auf der lehnenlosen Bank, die aus zwei Klötzen und einem schmalen, darüber gelegten Brett bestand, mit vorhängenden Schultern, mit ineinander verschränkten Händen. Es fiel ihm schwer zu sprechen, um so nüchterner klang seine Stimme, als er berichtete.
    Edgar und Grace erlebten alles mit.
    Nachdem Hugh seine Schilderung beendet hatte, grübelte Monture. Seine Gedanken schienen zu keinem rechten Ende zu kommen.
    »Zwei Dinge«, sagte er schließlich. »Es geht jetzt um Joes Leben. Weder er noch unsere Bruderschaft können einen guten Rechtsanwalt bezahlen, und nur um Joes und der Indianer willen tut es keiner. Dazu erregt der Fall nicht genügend Aufsehen. Ein ehemaliger Gangster hat einen weißen Rancher erschossen; welcher Weiße will sich für diese Tat und diesen Täter schon ins Zeug legen! Indianische Anwälte für Strafsachen gibt es noch nicht. Ich schreibe an Andy Tiger, obgleich er im Krankenhaus liegt. Wenn überhaupt, dann weiß er vielleicht einen mutigen jungen Juristen. Ich schreibe sofort; Grace gibt den Brief in der ersten Poststunde auf. Wir müssen versuchen zu verhindern, daß sie Joe einen Pflichtverteidiger stellen, der nur wie ein zweiter Staatsanwalt wirkt. Das ist das eine. Das zweite: Ich gehe jetzt mit dir und nehme von Jerome die Totenmaske ab. Er soll die Menschen noch im Tode anblicken.«
    Mahan nickte.
    Edgar schrieb den Brief an

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