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Welskopf-Henrich, Liselotte - Das Blut des Adlers 4 - Der siebenstufige Berg

Welskopf-Henrich, Liselotte - Das Blut des Adlers 4 - Der siebenstufige Berg

Titel: Welskopf-Henrich, Liselotte - Das Blut des Adlers 4 - Der siebenstufige Berg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Welskopf-Henrich
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behalten und zum zweitenmal ein Kind verloren.
    Der Aderlaß hatte das Fieber schwinden lassen.
    Die Kranke öffnete die Augen und erkannte Wasescha. Ihre Körpertemperatur sank stark herab, sie fror und fühlte sich schwach. Magasapa wußte, was geschehen war.
    »Du wirst wieder gesund«, sagte Wasescha weich und klingend, »wir sind jung und haben Zeit.« Er log nicht; er glaubte daran. Magasapa öffnete die Lippen ein wenig, aber ohne etwas zu sagen. Sie schöpfte Luft.
    Drei Tage später, als Hugh Mahan im Zeugenstand des Geschworenengerichts von New City über den Mord an Jerome Patton aussagte, und, vom Staatsanwalt im Kreuzverhör bedrängt, unangreifbar ruhig bei der Wahrheit blieb, saß Tatokala am Lager Magasapas, die noch immer zu schwach war, um sich auf den Füßen zu halten. Gerald war draußen beim Vieh, Melitta holte Wasser vom King-Brunnen.
    Es blieb sehr ruhig in dem kleinen Holzhaus, denn die vier Pflegekinder waren noch immer bei Mutter Hetkala auf der Mahan-Ranch untergebracht. Eine Fliege summte am Schiebefenster. Tatokala nähte an einem alten Kinderkleid.
    Die Frauen dachten an Hugh Wasescha, der jetzt als aufrichtiger Zeuge einen schweren Stand haben würde. Mehr noch dachten sie an Joe Inya-he-yukan, der am Vortag erneut verhaftet worden war. Die Kaution galt den Feinden nicht mehr als sicher genug. Das war ein übles Vorzeichen.
    Queenie Tashina war nach New City zu dem Prozeß Mac Lean gefahren; sie wollte bei dieser Gelegenheit auch versuchen, Joe zu sprechen.
    Der Tag verlief für Tatokala und Magasapa so still, wie der Morgen gewesen war. Die Sommerhitze wurde durch keinen Regen unterbrochen; die Temperatur im Holzhaus wurde seit der Mittagszeit immer drückender. Tatokala wischte Magasapa den Schwächeschweiß von der Stirn; dann nähte sie weiter.
    Bei Sonnenuntergang kam Hugh Wasescha zurück. Die Frauen hatten schon den Hufschlag gehört, dann das leise Geräusch des Abspringens vom Pferd.
    Hughs Mienen waren beherrscht, als er eintrat. Er konnte aber nicht umhin, vor Magasapa die Wahrheit zu sagen, denn sie wartete darauf.
    »George Mac Lean ist freigesprochen worden. Die Geschworenen kamen nicht einmal zur Abstimmung. Der Staatsanwalt selbst hat die Anklage auf Totschlag zurückgezogen. Das hat dieser Mulkey als Verteidiger Mac Leans erreicht. George fühlte sich durch die Leute von der King-Ranch unmittelbar bedroht – und durfte schießen. Die Bande hat einander perfekt in die Hände gespielt. Der Mord an Jerome wird nicht bestraft.«
    »Und Joe?« fragte Magasapa. Sie richtete sich mit Tatokalas Hilfe in sitzende Stellung auf.
    »Was man hört, ist nicht gut.«
    »Was werdet ihr tun, Wasescha?« Magasapas Augen forderten.
    »Wir verlangen eine öffentliche Versammlung. Es ist das letzte Mittel, um unsere Stimme für die Gerechtigkeit hören zu lassen. Ich gehe morgen zu Chief-President White Horse, zu Whirlwind und zu Carr. Das ist der legale Weg. Den anderen hast du, Tatokala, schon vorbereitet. Hau.«
    »Gut, Wasescha, gut, Tatokala kann dir weiter helfen. Melitta pflegt mich, sobald sie mit dem Wasser zurückkehrt.«
    Bei Nacht noch brach Hugh wieder auf, in der ersten Morgendämmerung erreichte er die King-Ranch und seinen Wagen. Zu Dienstbeginn war er in der Agentursiedlung und ging in das neue Stammesrathaus.
    Es war bedeutend größer als das alte, nicht mehr aus Holz, sondern aus roten Backsteinen erbaut, von sauberem und gefälligem Aussehen, ebenso wie Superintendentur und Schule. In dem weiß getünchten Korridor traf Mahan einen der indianischen Mitarbeiter, und obgleich dieser es sichtlich eilig hatte, hielt er ihn an und fragte, wie und wo er sich zu einer Vorsprache bei dem President anmelden könne. Der Indianer musterte Mahan und zeigte in seinen Mienen wenig Entgegenkommen.
    »Mahan«, stellte Hugh sich vor.
    »Worum handelt es sich? Wenn Sie einen neuen Job suchen, gehen Sie ins Dezernentenhaus zu Miss Bilkins oder Mister Haverman. Wir haben vom Stammesrat aus zur Zeit leider gar keine Arbeit zu vergeben.«
    Wie glatt dir das von der Zunge geht, dachte Mahan. Du bist schon ein Teilchen in der Verwaltungsmaschine geworden.
    Laut aber sagte er: »Es handelt sich um Ereignisse auf der King- und auf der Mac Lean-Ranch und um den Freispruch George Mac Leans. Ich war Augenzeuge und Zeuge vor Gericht und möchte nicht nur die Polizei informiert haben, sondern den President selbst unterrichten.«
    »Heute vormittag ist der President schon in Anspruch genommen, und

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