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Welskopf-Henrich, Liselotte - Das Blut des Adlers 4 - Der siebenstufige Berg

Welskopf-Henrich, Liselotte - Das Blut des Adlers 4 - Der siebenstufige Berg

Titel: Welskopf-Henrich, Liselotte - Das Blut des Adlers 4 - Der siebenstufige Berg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Welskopf-Henrich
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fühlte sich überhaupt wie vor einer unüberwindbaren Mauer stehen.
    Plötzlich brach es aus ihr heraus.
    »Kate, was ist aus unseren Indianern geworden! Noch vor Jahren haben sie geschwiegen, gemault, hinter unserem Rücken Ressentiments gesammelt, aber letzten Endes gehorcht. King war immer aufsässig – ja, ja – lassen Sie mich reden, Kate – aufsässig. Zynisch! Aber er war und ist auch leidenschaftlich und verletzbar. Er hat große Dummheiten gemacht und viel dafür einstecken müssen. Vielleicht habe ich deshalb seine Ausfälle immer wieder geduldig überwunden. Aber Mahan ist nichts als kalte Berechnung – und frech. Ein eisiger Teufel. Einer von uns ist dran – er oder ich.«
    »Vergessen Sie nicht, Eve: Der eisige Teufel ist das Resultat von 15 Jahren unserer Erziehung und 15 Jahren totaler innerer Abgeschlossenheit, dazu von zwei Jahren Chicago, wo er einiges erlebt und gelernt haben dürfte. Woher wissen Sie denn, daß er keine Leidenschaft hat? Der Schwung, mit dem Mac Lean flog, wirkte ganz danach.«
    »Seien Sie still. Still! Mahan vernichtet mich mit seiner raffinierten Taktik. Eines Tages wirft Carr mich hinaus.«
    »Und bevor das eintritt, möchten Sie Mahan vernichten.«
    »Kate – offen gesagt – ernsthaft – und nur zu Ihnen gesagt –, ich bin diesem heimtückischen Indianer nicht gewachsen. Ich kann meine Autorität nicht mehr behaupten. Was soll ich jetzt Snider sagen? Er hat Mahan einfach hinausgeworfen.«
    »Was haben Sie Snider denn schon gesagt?«
    »Nichts weiter, als daß ich Mahan zu einem Gespräch über sein unmögliches Verhalten zu mir bitte…«
    »Und was war unmöglich?«
    Eve stand auf, lief hin und her und zerknüllte ihr Taschentuch.
    »Lassen Sie sich bitte etwas einfallen, Kate! Die Sache mit Mac Lean kann ich nicht vorbringen. Sie ist für uns zu blamabel. Ich dachte, Mahan hat Angst vor dem Gefängnis, und es genügt, damit zu winken – aber er tut, als ob das nichts wäre, und riskiert alles.«
    »Überlassen Sie die Angelegenheit doch einfach Ball. Sie rufen ihn heute abend noch von hier aus an und bitten ihn darum, die Sache zu regeln. Snider hat einen Irrtum begangen; Mahans Bewährungsfrist läuft weiter. Ja, Sie müssen darauf anspielen, daß Snider übereilt gehandelt hat. Alles andere wird unwichtig. Wen außer Sie selbst geht es etwas an, was Sie unter ›unmöglich‹ verstanden haben?«
    Eve schaute Kate verwundert an. »Sie sind ein Engel.«
    »Noch einen Drink, Eve?«
    »Gern.«
    »Und beunruhigen Sie sich nicht wegen Carr. War es nicht seine Originalidee, ausgerechnet Mahan zum Erzieher zu machen? Während Sie eine ungünstige Beurteilung geschrieben haben.«
    »Auf Carrs Anweisung hin!«
    »Das darf er nicht laut sagen. Mit dieser Anweisung hat er gegen die Dienstregeln verstoßen.«
    »Aber ja – tatsächlich.«
    Eves Miene lockerte sich etwas, verzog sich aber von neuem. »Ich will Ihnen aber doch sagen, Kate, was unerträglich bleibt. Mahan wird sich einbilden, gesiegt zu haben. Hoffentlich wissen die Schüler noch nicht allzuviel über das Ereignis.«
    »Auf Ihr wohlabgewogenes Selbstbewußtsein, Eve.« Kate hob das Glas Gin mit Tonic. »Ich möchte jetzt nicht an Mahans Stelle stehen. Von früh bis spät unter mißtrauischen Augen arbeiten mit der Aussicht, in vier Wochen arbeitslos zu sein, ist Strafe genug.«
    Eve trank mit raschen Schlucken aus; ihr Herzschlag belebte sich. Kate Carson räumte den Tisch ab und sagte noch, ohne Eve dabei anzusehen: »Vielleicht liebt der teuflische Eisige seine Schüler, und es fällt ihm schwer, wegzugehen.«
    »Wieso… Sie meinen wirklich?«
    »Bei den Wilden kommt so etwas vor.«
    Während Eve Bilkins und Kate Carson ihr Gespräch führten, waren Hugh Mahan und Tatokala Gast im kleinen Siedlungshaus bei dem Ehepaar Morning Star junior. Hugh nahm mit seinen Gastgebern und dem Mädchen zusammen in der Küche eine einfache Abendmahlzeit; wer Durst hatte, trank ein Glas Wasser.
    Während des Essens wurde nicht gesprochen. Erst als die Teller abgeräumt waren, kam der Augenblick, von dem Mahan wußte, daß nun Auskunft von ihm erbeten wurde. »Ich fahre morgen zurück zur Schule, zu meiner Beginnergruppe.«
    Da er offenbar nicht mehr sagen wollte, wurde auch nicht weiter gefragt. Tatokala schaute ihn aber von der Seite an. Sobald sie ihren Blick bemerkt fühlte, senkte sie die Lider. Ihr ganzer Körper zog sich scheu zusammen. Aber wer ein guter Empfänger für unsichtbare Wellen des Gefühls war, wußte,

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