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Welskopf-Henrich, Liselotte - Das Blut des Adlers 4 - Der siebenstufige Berg

Welskopf-Henrich, Liselotte - Das Blut des Adlers 4 - Der siebenstufige Berg

Titel: Welskopf-Henrich, Liselotte - Das Blut des Adlers 4 - Der siebenstufige Berg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Welskopf-Henrich
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Blockhütte der Kings, in der sie Licht sahen. Das hellblaue Haus drüben auf der Nachbarranch lag fast ganz im Dunkel. Es schien kein Leben mehr darin zu sein. Nur an einem Fenster brannte eine Petroleumlampe still und besinnlich vor sich hin.
    In der Blockhütte wurden die drei Ankommenden von Queenie Tashina freundlich und mit spürbarer Erleichterung empfangen. Sie hatte das Essen vorbereitet. Mahan folgte mit seinem Blick ihren Händen; sie bewegten sich bei den einfachen Verrichtungen leicht, wie schwerelos. Die Schönheit ihres Körpers war die Harmonie. Tashina trug noch ein altes Sommerkleid ungeachtet der schon kalten Herbstwitterung. Das matte Grün stand gut zu ihrer braunen Haut, und sie hatte einen Schmuck aus Türkis und Silber um den Hals gelegt, als ob sie ihren Gatten festlich empfangen wolle. Von den Gästen hatte sie nichts wissen können. »Ich dachte mir, Joe, daß du Wasescha mitbringen würdest – wenn er nicht verhaftet war«, sagte sie aber, als sie selbst neben Tatokala und Hugh neben Joe auf den Bänken um den schweren Holztisch Platz nahmen.
    Man aß, Tashina und Tatokala räumten ab, und Joe bat die Frauen, sich wieder in den Kreis zu setzen.
    »Was hat es gegeben?« fragte er Queenie.
    Sie lächelte, ihre Verhaltenheit löste sich, und ihre Stimme nahm einen helleren Ton an.
    »Etwas Erstaunliches, Stonehorn.« Stonehorn war die Übersetzung des Namens Inya-he-yukan ins Englische. »Mac Leans sind wieder weggefahren, das weißt du ja. Sie haben sich nicht mehr blicken lassen. Aber zwei sehr alte Frauen sind aus dem hellblauen Haus zu uns herübergekommen. Das Eimerschleppen fällt ihnen schwer, und sie haben uns um Wasser gebeten. Es sind Mac Leans Großmutter, 95 Jahre alt, und ihre Schwester, 85 Jahre, beide Witwen.«
    »Sie sind also herübergekommen, und wir schießen ja nicht, wenn einer vom Mac Lean-Clan unsere Wiesen betritt. Nun – und?«
    »Die Zwillinge haben den Großmüttern vier Eimer Wasser vom Booth-Bighorn-Brunnen heraufgeholt. Ist es dir recht?«
    »Ja. Hübsch. Die Großmütter haben natürlich auch nicht auf die Kinder geschossen, als diese über Mac Leans Wiesen liefen.«
    »Aber die beiden Alten haben den Kindern erzählt, daß Mac Lean senior mit Frau und Vieh und einem Teil seiner Cowboys erst im Frühjahr einziehen will. Bis dahin bleiben die beiden Alten allein da.«
    Joe schüttelte den Kopf. »Und im Winter sind sie also auf unsere Hilfe angewiesen. Mac Lean fängt an, verrückt zu werden. Großmutter-Vorposten – wie ein Eigentumsbrandzeichen. Ob er dafür Pacht bezahlt? Ich werde es dem Stammesrat vortragen. Vielleicht wollte er mich auch als einen Unmenschen brandmarken, der lieber zwei alte Ladies verdursten läßt, als die Wasserleitung aufzudrehen.«
    Joe begann wieder zu rauchen.
    »Ein paar Monate Ruhe sind gewonnen«, fuhr er fort, zu Mahan gewandt. »Ich muß hier wieder aufbauen. Werde mit Bobs Frau Melitta reden, ob sie nicht ihr isoliertes Land aufgibt und mit ihrem Vieh auf unsere Büffelweide ziehen will. Dann hat sie es leichter, und mir können sie die Pacht nicht aufkündigen. Mit Patrick Bighorn spreche ich auch. Drei indianische Rancher zusammen sind besser als einer allein. Auf die Superintendentur schicken wir dann den alten Patrick Bighorn. Er ist Kriegsinvalide und als Weißenfreund bekannt.«
    »Traust du ihm jetzt?«
    »Bei Tishunka-wasit-wins Grab – ich traue ihm jetzt.«
    »Wie denkst du über Cowboys, Joe?« fragte Tashina.
    »Zwei neue brauchen wir, nachdem uns Robert verloren ist.«
    Es schien Zeit, den Rest der Nacht der Ruhe zu widmen. Queenie Tashina verschwand stillschweigend mit Tatokala zusammen und ließ Hugh und Joe zum Schlafen in der Hütte allein.
    Die beiden nahmen sich die Decken und legten sich übereck auf die Bänke.
    Joe hatte das Fenster hochgeschoben, so daß die Nachtluft mit würzigen Düften hereinströmen konnte.
    Vor dem Einschlafen fragte er Hugh Wasescha unvermittelt: »Warum bist du eigentlich in unser Freiluftgefängnis hier zurückgekehrt?«
    »Um es in seinem jetzigen Zustand zu studieren und der Verwaltung in die Karten zu sehen. Ich werde aber wohl in dieser Prärie hier hängenbleiben. Sie hat es mir wieder angetan.«
    »Besuche uns wieder einmal. Sobald dein Arm ausgeheilt ist, stelle ich dich allen meinen Pferden vor. Mal sehen, ob du auch für ein Pferd der gleiche bist wie ich; ich glaube fast. Dann läßt sich auch bei den gefährlichen unter den Tieren einiges machen.«
    Joe fiel

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