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Welskopf-Henrich, Liselotte - Das Blut des Adlers 4 - Der siebenstufige Berg

Welskopf-Henrich, Liselotte - Das Blut des Adlers 4 - Der siebenstufige Berg

Titel: Welskopf-Henrich, Liselotte - Das Blut des Adlers 4 - Der siebenstufige Berg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Welskopf-Henrich
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Wasser aus meinem Brunnen, schreibt er, und die Elektrizität wird er ebenso billig beziehen, wie ich sie für die Handwerksschule gegeben habe, Haverman sei damit einverstanden. Im übrigen habe niemand von uns sein Gelände zu betreten, sonst werde er sofort schießen – da er sich von mir und meinem Clan prinzipiell bedroht fühlt. Nun, er hat gesprochen, und ich habe die Wasserleitung und die elektrische Leitung zu seinem Gelände vorläufig abgestellt. Mag er sich doch vom Bighorn-Brunnen die Wassereimer heraufschleppen und Petroleumlampen brennen. Wir sind früher noch viel weiter nach Wasser gelaufen und haben nicht einmal Petroleum gehabt.«
    »Darf er denn das, einfach schießen?«
    »Das darf er nicht ohne weiteres, wenn jemand unbewaffnet kommt. Kann er aber glaubhaft machen, daß er sich unmittelbar bedroht fühlte, so wird man ihm keinen Strick drehen. Das Betreten seiner Ranch kann er verbieten. Es führt nun aber unser Weg zum Friedhof über ein kleines Stück seiner Wiesen, und fast jeden Tag geht irgendeiner von uns dorthin. Den Weg zum Friedhof muß er uns erlauben.«
    »Wird ein lustiges Nachbarschaftsleben bei euch werden«, sagte Yvonne.
    »Ja, wird es. Ich habe meine Antwort auf Mac Leans Brief schon bei Gericht deponiert, da er selbst nicht mehr anzutreffen war.«
    Joe drehte eine zweite Zigarette.
    »Rauchst du?« fragte er Wasescha.
    »Nein. Nicht mehr.«
    »Hin und wieder solltest du es aber tun. Sonst gibt es etwas, woran man uns auseinanderkennen kann.«
    »Dafür wird sich wohl noch mehr finden, mein älterer Bruder Inya-he-yukan. Zum Beispiel hat jeder von uns Narben, aber jeder andere, und die deinen bringen dir mehr Ruhm.«
    Joe begriff sofort. »Die deinen, Wasescha, bringen den weißen Männern aber noch mehr Schande.«
    Das Gespräch wurde unterbrochen.
    Leise wie Oiseda und Inya-he-yukan kamen noch zwei Gäste.
    Mahan erfuhr, daß der erste Sam Schick war, der in dem auf Betreiben der weißen Vormunde aufgelösten früheren Fünferausschuß des Stammesrates für die Finanzfragen zuständig gewesen war. Er hatte im Gegensatz zu Joe und Hugh einen runden Kopf, und obgleich er noch nicht alt sein konnte, trug sein Gesicht Schrunden und Runzeln. Aber die Augen blickten hell wie Falkenaugen. Der zweite, Morning Star senior, war lange Zeit Koordinator des Rates gewesen.
    Hugh Mahan verstand, daß der alte Ratsausschuß heimlich weiterarbeitete.
    Die Beratungen wurden aufgenommen und bis zum späten Abend fortgesetzt. Dann machten sich die Gäste auf den Heimweg, einzeln und ohne unnütze Geräusche vor der Haustür zu verursachen. Joe, der seinen Wagen auf der Präriestraße außerhalb der Agentursiedlung geparkt hatte, nahm Mahan und Tatokala mit.
    Für Oiseda war es schwer, daß sie zurückbleiben mußte. Sie ging zu den beiden hellfarbigen Siedlungshäusern, in die die Lehrlinge eingezogen waren; sie hatte auf dem kurzen Weg dieselben Sterne über sich, die auch in das Tal der Weißen Felsen leuchteten, und sie verstand auf einmal, daß sie die Jungen und Mädchen nicht im Stich lassen konnte. Die Fahrt der drei auf die King-Ranch verlief in Schweigen. Es war längst dunkel; in der Neumondnacht wirkten die Präriehügel wie schwarze Kolosse, die Straße wie eine schlafende Erdschlange, die sich wand und krümmte. Joe fuhr in mäßigem Tempo. Hugh saß neben ihm, das Mädchen kauerte auf der schmalen Rückbank des Sportwagens. Als die Abzweigung zur King-Ranch erreicht wurde, hatte Mahan schon gesehen, daß das Ende des befahrbaren Wiesenwegs, oben beim gelben Haus, verbarrikadiert, mit zwei Wagen blockiert war, die in Fahrtrichtung abwärts standen; sie mußten also im Rückgang hinaufgefahren sein. Joe steuerte jetzt geradewegs, gelangte mit einem halsbrecherischen Manöver am Hang an den Wagen vorbei und stoppte bei dem gelben Haus.
    »In der Fahrschule hast du das nicht gelernt«, bemerkte Mahan.
    »Alte Gangsterkunst. Mit achtzehn wurde ich mal Fahrer beim Vereinsboß. Zu irgend etwas muß alles im Leben nütze werden.«
    »Mac Lean macht es dir nicht nach.«
    »Nein.« Joe schloß den Wagen ab und trat gegen einen Reifen, der ihm zuwenig Luft zu haben schien. »Dieser Weg ist ein Privatweg, mußt du wissen, von meinem Vater und mir gebaut. Mac Lean kann zu seiner Hütte reiten oder sich selbst einen Weg bauen. Auch das hat das Gericht schriftlich von mir bekommen. Den Möbeltransport habe ich ihm noch gestattet. Aber nun ist es aus.«
    Joe führte seine beiden Gäste zu der

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