Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Welt Der Elben (1-3)

Welt Der Elben (1-3)

Titel: Welt Der Elben (1-3) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Twin
Vom Netzwerk:
könntest durch ihn in deine Zukunft sehen. Doch die Menschen, selbst die meisten Elben, sind dem nicht gewachsen. Was du siehst, wird dich bis in deine Träume verfolgen. Du wirst glauben, dein Schicksal sei bereits besiegelt.«
    Heather musste schlucken. Ein wenig gruselig war es schon, was Tessya erzählte, aber das war nicht der Grund, warum ihr Magen rebellierte. Mühsam unterdrückte sie den Würgereiz in ihrer Kehle. So hatte sie sich auf der letzten Klassenfahrt gefühlt, als sie mit dem schaukelnden Passagierschiff von Cuxhaven nach Helgoland gefahren war.
    Tessya drehte sich nach dem Vogel um. »Die Kolkraben sind die größten Krähenvögel. Man erkennt sie am keilförmigen Schwanzende. Siehst du?«
    Heather legte den Kopf in den Nacken. Prompt wurde ihr schwindelig.
    »Sie rufen kolk oder rab«, erklärte Tessya. »Nicht zu verwechseln mit der kleineren Rabenkrähe. Sie ruft krah-krah-krah und hat ebenfalls ein schwarzes Gefieder.«
    »Und die Nebelkrähe?«, fragte Heather. Sie wollte wenigstens einen interessierten Eindruck machen.
    »Die beiden sind zwei Rassen einer Art. Die Nebelkrähe hat jedoch einen grauen Rücken und Unterkörper. Die Legende sagt, sie sei zu neugierig gewesen und hätte im Haus eines Halbgottes für Zauberkräfte herumspioniert. Zur Strafe soll er sie mit Mehl überschüttet haben. Das haftet ihr bis heute an.«
    »Mir war nie bewusst, wie viele verschiedene Krähen es gibt«, murmelte Heather. Der Boden unter ihr schwankte, und sie konzentrierte sich auf ihre Füße.
    »Oh, ich habe noch die Saatkrähe vergessen. Sie ruft kroah. « Tessya lächelte und ihre Miene wirkte geheimnisvoll. »Ihr schwarzes Gefieder glänzt wie Moryns Haare. Deshalb nennen wir ihn heimlich Saaty oder Die Saatkrähe. Pass aber auf! Wenn er das hört, wird er wütend!«, flüsterte sie.
    »Ich merk’ es mir.«
    »Geht es dir nicht gut?«
    »Es geht schon.« Heather schüttelte den Kopf.
    Doch Tessya drehte sich um. »Zalym, wir machen eine Rast. Ich befürchte, bei Heather setzt die Schaukelkrankheit bereits ein.«
    »Ich dachte, das dauert immer zwei Tage«, polterte Moryn.
    »Woher soll ich das wissen? Das ist doch bei jedem anders.«
    Moryn packte den Reiseproviant aus und biss in einen grünen Satéspieß.
    Heather rannte in den Wald.
    Nachdem sie ihr unverdautes Frühstück los war, ging es ihr besser. Sie wusste, die anderen hatten sie würgen gehört. Peinlich! Nur Moryn sollte an seinem Essen ersticken.
    »Hier kau das!«, befahl Tessya. »Minze beruhigt deinen Magen. Du hast nichts Schlimmes, nur die Schaukelkrankheit. Das geht vorüber!« Sie hielt Heather ein zusammengerolltes Blatt hin.
    Jetzt hätte Heather schon ein paar Antworten vertragen können. Aber Tessya schwieg.
    »Weißt du«, sagte Zalym, »unsere Welt schwingt ein wenig in einem anderen Rhythmus als eure.« Er drehte den Kopf in ihre Richtung, und die Sonnenstrahlen verfingen sich in seinen türkisgrünen Haarsträhnen, die wie Opale schimmerten.
    »Nur dein Innenohr erfasst das ungewohnte Schaukeln und du fühlst dich wie auf einem Boot, das auf dem Wasser treibt. Den meisten wird davon nach kurzer Zeit schlecht.«
    Das Minzekraut ließ den sauerbitteren Geschmack verschwinden. Heather redete sich ein, es ginge ihr jetzt besser.

16 Port Olva

     
    G egen Nachmittag erreichten sie eine Siedlung. Auch hier lebten die Elben in Hausbäumen. Doch gab es an diesem Ort einen weithin sichtbaren, mit einem Holzdach überbauten Marktplatz. Frauen und Männer hatten sich auf dem Platz versammelt. Sie priesen rote und gelbe Früchte, feingesponnene Stoffe und glitzernde Gürtel an, lachten und fuchtelten dabei mit den Armen.
    Neben dem Marktplatz befand sich ein mächtiger Gastbaum. Moryn steuerte zielstrebig darauf zu.
    »Kommt!« Zalym schob die beiden Mädchen zur Tür hinein. »Ich habe Aarab gesehen.«
    So wie er es sagte, wirkte er nicht besonders glücklich, ihn hier zu wissen.
    Sie setzten sich an einen runden Tisch. Zalym griff nach einem Krug und schenkte Wasser ein. Moryn trank in einem Zug. Heather bedankte sich leise und nippte am Glas.
    In der Zwischenzeit redete Tessya mit einer Elbin in einem wallenden Kleid. Ihre olivfarbene Haut bildete einen kräftigen Kontrast zum goldblonden Haar.
    Tessya kam zurück. »Die Wirtin hat uns vier kleine Schlafbäume ausgesucht. Ab sechs Uhr gibt es Essen.«
    Alle erhoben sich. Diesmal gingen Zalym und Tessya vor.
    »Aarab hat uns wohl nicht gesehen«, sagte er leise.
    Tessya

Weitere Kostenlose Bücher