Welt Der Elben (1-3)
Sorgen und sprang fröhlich hinterher. Sie hätte sich stundenlang treiben lassen können.
Süßwasserdelfine mit spitzen Nasen gesellten sich zu ihnen. Im Wasser trieben ein paar kokosnussgroße Früchte, die offensichtlich von den Palmen geplumpst waren. Die Delfine begannen das Spiel und warfen herausfordernd eine der orangefarbenen Kugeln in die Luft. Moryn fing den Ball und pritschte ihn in Zalyms Richtung. Er gab an Heather ab. Die Kugel war leicht und ledrig. Sie schien hohl zu sein. Ein Delfin stupste gegen Heathers Arm. Sie ließ sich ablenken … und der Ball war fort. Moryn lachte. »Anfänger!«
Heather schwamm hinter den Delfinen her und holte sich den Ball zurück. Erneut stupste sie ein Delfin an. Er schnatterte laut. Wahrscheinlich war es seine Art zu lachen. Sie tauchte unter ihm hindurch … und das Spiel ging weiter.
Langsam färbte sich der Himmel glutrot.
Jemand blies in ein Horn.
»Wir müssen zurück«, sagte Tessya traurig und schwamm Richtung Ufer.
Heather drehte eine letzte Extrarunde mit den Delfinen. Plötzlich hatte sie das Gefühl, jemand spräche mit ihr.
»Rette uns – alle!«, sagte eine flüsternde Stimme in ihrem Kopf.
Irritiert sah Heather sich um. Aber da war niemand. Kein Mensch. Kein Elb.
Nur die Delfine.
Einer nickte kurz in ihre Richtung, machte dann kehrt und schwamm den anderen hinterher.
Heather kraulte zurück an den Strand.
Das Horn ertönte ein zweites Mal.
»Beeil dich!«, rief Tessya ungeduldig. »Wer mit dem dritten Aufruf nicht am Steg ist, muss hier übernachten. Doch wer dabei erwischt wird, der darf die Insel ein Sonnenjahr nicht betreten.«
»Ich muss mich noch umziehen.«
»Merkwürdig.« Tessya schob die Augenbrauen zusammen. »Du siehst aus, als hättest du ein Gespenst gesehen. Hast du was?«
Heather schüttelte den Kopf. »Ich hab’ nur zu viel Wasser geschluckt«, log sie und drehte sich um. Ihr Herz klopfte. In ihrem Inneren fühlte sie, dass die Delfine ihr etwas unglaublich Wichtiges hatten sagen wollen.
Ich soll alle retten? Wovor? Was wird geschehen?, fragte sie sich bange und spürte, wie sie in der dunklen Kabine zu zittern begann.
Zweiter Teil
Serial 2: Ahnenblut
24 Heather Wakal
W ährend Heather am Morgen mit den Elben durch den Tunnel zu den Appalachen lief, grübelte sie über einen unheimlichen Albtraum, den sie in der Nacht gehabt hatte. Er haftete an ihr wie Spinnweben und wollte sie einfach nicht loslassen.
»Rette uns – alle!«, hatten Delfine in ihrem Traum im Chor gebrüllt und sie in ihre Mitte genommen. Heather wusste nicht, wohin sie schwimmen sollte. Sie war, so weit sie blicken konnte, von Wasser umgeben, und die Wellen klatschten über ihrem Kopf zusammen. Sie reckte sich hoch und spähte in die Ferne. Das dunkle Meer reichte bis zum Horizont und verschmolz dort mit einem blutroten Himmel. Ein Ufer war nirgends in Sicht. Erneut schlugen die Wellen über ihrem Kopf zusammen und sie schluckte Salzwasser. Als ihre Kräfte nachließen und sie zu ertrinken drohte, rief sie zu den Delfinen: »Bitte rettet mich!«
Da schwammen sie näher und trugen Heather auf ihren Rücken.
»Wer bin ich, dass ich euch retten könnte?«, fragte sie zweifelnd. »Seht her! Ich kann mich ja selbst nicht einmal retten.«
Ein Delfin antwortete schnatternd: »Du bist Heather. Heather Wakal, aus dem Blute Pakal.«
25 Der Appytunnel
U nauffällig sah Tessya zu Heather hinüber. Menschen tun nichts füreinander. Bei ihnen regiert das Geld. Tessya konnte sich eine solche Welt nur schwer vorstellen. Und jetzt sollte sie sich ausgerechnet auf eine Menschin verlassen? Ihr vertrauen? Was hatten die Weisen sich nur dabei gedacht? Was hatte die Priesterin Maya im Sinn, als sie ihr Lebensband zurück ließ? Und warum waren die Welten Aion und Tellus ausgerechnet über das Klima miteinander verbunden?
Ich bleibe misstrauisch, beschloss Tessya. Vielleicht kann ich Heather in ein Gespräch verwickeln und erfahre dann mehr über sie.
Zwei Stunden waren sie mittlerweile schweigend durch den Appytunnel gelaufen. Tessya überlegte, wie sie ein Gespräch beginnen könnte. So lange Heather aber mit diesem merkwürdigen, nach innen gekehrten Gesichtsausdruck neben ihr lief, war sie vermutlich nicht an Geschichten interessiert.
Tessya blickte sich um. Sollte sie mal mit Moryn reden? Besser nicht, er hatte die seltene Gabe, mit seinen scharfen Bemerkungen megaschlechte Laune zu verbreiten.
Und Zalym? Ihm wollte sie nichts erzählen.
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