Welt Der Elben (1-3)
mit der Photosynthese zu tun. Deshalb steckt in der Knolle ein lumineszierender, grüner Farbstoff. Wenn du noch drei Wochen bei uns bleibst, geht es bei dir auch los.«
»Na ja, ich reiße mich nicht darum, aber man kann sich an das grüne Leuchten gewöhnen.« Verlegen sah sie auf die Kristalle, die sie immer noch in der Hand hielt. Schließlich legte sie den Gürtel wieder um ihre Taille.
»Das mit der grünen Farbe war doch nicht wirklich das, was du wissen wolltest. Oder? Sag schon, was ist los?«, hakte Zalym freundlich nach und lehnte sich entspannt lächelnd zurück.
Heather fasste sich an die heißen Wangen. »Können eure Delfine …«, stammelte sie, »kann man sie sprechen hören?«
Zu ihrer Verwunderung lachte Zalym nicht. Er streckte die Beine aus und wackelte mit den nackten Füßen und Zehen hin und her. »Nun ja, Delfine reden manchmal über telepathische Stimmen mit uns. Das machen sie aber nur, wenn sie etwas sehr Wichtiges zu sagen haben. Sie sind normalerweise sprechfaul. Auch eure Delfine können reden. Aber sie reden nicht mit euch, da ihr Menschen sowieso nie zuhört.«
Plötzlich richtete Zalym sich auf. »Hat etwa ein Delfin mit dir gesprochen?«
»Ja, ich glaub schon.«
»Warum erzählst du das erst jetzt?«
»Es ergab keinen Sinn. Deshalb habe ich gedacht, ich hätte mir das alles eingebildet.«
Zalym beugte sich vor und griff nach ihrer Hand. » Was hat er gesagt? Bitte erinnere dich! Es könnte sehr wichtig sein.«
»Rette uns – alle!, hat er gesagt.«
»Typisch für Delfine.« Zalym ließ ihre Hand wieder los.
»Wieso typisch?«
»Reden immer so knapp, dass sie niemand versteht. Es muss eine Art Orakel sein. Hat der Delfin vielleicht doch noch etwas gesagt?«
»Nein«, versicherte sie, »hat er nicht. Was genau ist eigentlich ein Orakel in eurer Welt?«
»Das ist eine rätselhafte Weissagung. Es kann sich auch um einen Ort handeln, an dem Seherinnen oder Priester Zukünftiges verkünden.«
»Aber der Delfin hat mich aufgefordert, etwas zu tun. Das ist doch keine Vorhersage«, überlegte sie laut.
»Manchmal birgt das Gesagte ein Geheimnis.«
»Zalym, gilt bei euch als Orakel auch, wenn man von Delfinen träumt?«
»Selbstverständlich. Delfine gelten als das Orakel schlechthin!«
»Moment mal! Ich bin gleich zurück.« Heather humpelte in ihr Zimmer, um ihr Tagebuch zu holen. Sie wollte sicher sein, dass sie nichts von dem ausließ, was sie aufgeschrieben hatte. Gleich darauf war sie zurück, setzte sich und legte ihr Bein hoch. Während sie im Buch blätterte, nahm Zalym die Salbe und rieb ihr Gelenk damit ein.
Sie war so überrascht über diese freundliche Geste, dass sie es nicht wagte hinzusehen.
»Da, ich hab’s!« Sie zeigte mit dem Finger auf eine Textstelle. »Ich hab’ in der Nacht von den Delfinen geträumt, und auch da haben sie dasselbe gesagt. Ich soll alle retten. Ich war in dem Traum am Ertrinken.« Heather blätterte um. »Die Delfine wussten, wie ich heiße. Sie sagten: Du bist Heather. Heather Wakal, aus dem Blute Pakal. Das mit dem Blut habe ich allerdings nicht verstanden.«
Eine Weile starrte sie auf das handgeschriebene Wort Pakal in ihrem Tagebuch und grübelte, dann blickte sie hoch.
Zalym war schneeweiß im Gesicht geworden, seine Augen leuchteten tief Grün.
»Du bist aus dem Blute Pakal?« Er schraubte den Deckel auf die Dose. Sie sah, wie er vergebens um Fassung rang.
Spuck es endlich aus!, hätte sie ihm am liebsten gesagt.
Zalym stand auf und ging nachdenklich im Zimmer auf und ab. Nach einer Ewigkeit blieb er stehen. »Kennst du die Geschichte der Maya?«
»Nein. Ich weiß nur, dass sie ausgestorben sind und irgendwo in Amerika, ich glaube in Mittelamerika gelebt haben, und dass irgendwas an ihnen geheimnisvoll gewesen sein soll.«
»Heather, sie sind natürlich nicht ausgestorben. Ich erzähl dir Morgen alles über die Maya, was du wissen musst. Es ist schon spät. Du bist müde und erschöpft. Wir sollten uns jetzt schlafen legen.«
Er berührte sie an der Schulter. »Schlaf gut!« Dann ging er.
31 LORELEY
A m Rande des Felsens stand eine Frau und spähte hinab zum tosenden Wasser. Ihre langen, dunkelroten Haare wehten im Wind. Sie atmete tief ein, spürte den Wind, der durch ihre Kleider blies und ihre Hände streifte. Sie bewegte die Füße, suchte sicheren Stand auf dem Felsen und fühlte die Kraft der Steine unter ihren Füßen.
Die Frau zog die Augenbrauen zusammen und überlegte. Sie musste eine
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