Welt Der Elben (1-3)
Zeit.« Moryn stand plötzlich hinter ihr.
Heather glaubte seinen Atem an ihrem Hals zu spüren. Sie roch eine Mischung aus Pfefferminze, Anis und Sandelholz. Ihre Nackenhaare sträubten sich. Verärgert öffnete sie ihren Zopf. Die blonden Haare fielen ihr über den Nacken. Was war das nur zwischen ihr und Moryn? Sie kam einfach nicht dahinter.
»Also los!«, sagte Tessya.
***
Sie fanden eine von der Morgensonne beschienene Terrasse. Die Sitzecke gehörte zu einem Gasthaus, das zwischen den Felsen lag. Bäume mit rosafarbenen Sternblüten beschatteten einen Teil des Platzes. Sie wählten einen runden Tisch und rückten die Stühle aus geflochtenem Sisal in die Sonne.
Kurz darauf bestellten sie gebackene Tomaten mit Bohnen, Rührei und getoastetes Fladenbrot. Eine Elbin reichte ihnen eine Schüssel mit Früchten und einen Krug mit Kyrssasauce. Dazu gab es Kaffee.
Was hat Zalym gesagt? In ein paar Wochen bekomme ich auch grüne Haarsträhnen und leuchtende Augen. Insgeheim sehnte Heather sich mittlerweile danach, so wie die anderen zu sein. Sie tunkte eine gelbe Frucht in die Sauce und aß. Doch der Appetit wollte sich nicht einstellen.
»Wenn es euch passt, dann könnt ihr mir vielleicht jetzt etwas über die Maya erzählen«, eröffnete sie vorsichtig das Gespräch und blickte Tessya an.
Doch die Elbin kaute an einem Stück Brot »Zalym, erzähl du!«
Zalym rührte in seinem Getränk. »Also gut. Man sagt, die Urheimat der allerersten Elben lag in der Gegend um B’aakalland.« Er legte den Löffel beiseite und überlegte.
Tessya kaute und machte weiterhin keine Anstalten, das Sprechen zu übernehmen.
Zalym senkte den Kopf. »Lange hatten wir nur spärliche Kontakte zu euch Menschen, da eure Kriege uns an eine Zeit erinnerten, die wir längst hinter uns gelassen hatten. Die Kriegerische Epoche .«
Er nahm einen Schluck aus seinem Becher.
Endlich sagte auch Tessya etwas. »In der Kriegerischen Epoche waren wir so grausam wie ihr. Doch eines Tages beschlossen wir, das zu beenden. Seither helfen wir einander und respektieren die Pflanzen und die Tiere.«
Moryn klappte seinen Computer auf und begann etwas zu lesen und zu tippen. Zalym rückte mit dem Stuhl dichter an Heather. Er tunkte eine Beere in die Kyrssasauce.
»Wir hielten uns aus eurer Art zu leben und aus euren Kriegen lange Zeit heraus«, sagte Tessya. »Doch irgendwann hielten wir das Leid nicht mehr aus, das ihr einander zufügtet, und schickten unsere Priester zu euch. Sie sollten euch helfen, unserem Weg nachzufolgen. Aber das gelang nicht. Wenn ihr einen Priester akzeptiert hattet, dann begannt ihr damit, ihm kolossale Tempel zu bauen. Dafür nahmt ihr Sklaven und brachtet den Priestern Menschenopfer. Wie wir es auch anstellten, die Kluft zwischen uns und euch schien unüberwindbar. Also zogen wir uns wieder zurück.«
Heather sah aus dem Augenwinkel, dass Moryn den Kopf hob und sie mit zusammengepressten Lippen undurchdringlich anstarrte.
War das, was Tessya erzählte, der Grund, warum sich die Elben so abweisend verhielten? Und Moryn? Wie er mich gerade jetzt wieder ansieht. Glaubt er ich bin ein Monster? Heather fühlte sich elend und wäre am liebsten fortgelaufen.
Zalym legte eine Hand auf Tessyas Arm. Die Elbin verstummte. Heather spürte, wie ihr die Tränen in die Augen stiegen. Sie senkte den Blick und schluckte.
»Doch einige Menschen waren anders«, sagte Zalym. »Und so gab es weiterhin heimliche Verbindungen zwischen ihnen und uns. Diese Menschen sorgten sich um andere und halfen einander. Sie waren voller Ehrfurcht vor allen Geschöpfen. Manche von ihnen heirateten sogar Elben und verließen die Menschenwelt für immer. Sehr selten war es auch umgekehrt und ein Elb blieb bei den Menschen. Das war ein großes Opfer, denn in der Menschenwelt verkürzte sich sein Leben erheblich.«
Zalym ließ Tessyas Arm los und griff nach seinem Becher.
»Warum die Lebensjahre in beiden Welten so unterschiedlich sind, haben wir nie herausgefunden«, sprach Tessya weiter. »Es muss damit zusammenhängen, dass eure Raumdimension anders schwingt als unsere. Aber das ist nur eine Theorie. Manche sagen auch, es liegt an euerer Erdverschmutzung.«
Moryn kramte in seinem Rucksack. Offenbar interessierte ihn das Gespräch nicht.
»Unser Wissen gelangte in eure Welt«, fuhr Tessya fort. »Im heutigen Mittelamerika übernahmen die dort lebenden Maya unsere Mathematik, unseren Kalender, einen Teil unseres medizinischen Wissens und die
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