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Welt Der Elben (1-3)

Welt Der Elben (1-3)

Titel: Welt Der Elben (1-3) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Twin
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schimmernden Tunneldecke herab. Der Himmel lag wie eine hohle Glocke über ihnen. Er war eine Illusion, eine Fata Morgana, gespeist aus fernem Licht einer anderen Raumzeitdimension. Wäre sie ein Vogel und könnte dort oben hin fliegen, dann käme sie irgendwann an die Grenzen des Tunnels. Erst käme ein Lichtnebel und dahinter würde es plötzlich dunkel. Dort lag der nackte Fels dieses Berges.
    Tessyas Blick schweifte über den grünen Paradiesgarten, der vor ihr lag. Der Urwald hatte sich üppig geschmückt mit wilden Orchideen, die einen zarten Duft verströmten. Von einem Felsen plätscherte glasblaues Quellwasser herab. Ein paar regenbogenbunte Vögel mit spitzen Schnäbeln flatterten zwischen den Ästen hin und her.
    Sie zupfte an Heathers Bluse und wies mit dem Arm in Richtung der Vogelschar. »Schau mal!« Bestimmt hatte das Mädchen aus der langweiligen Menschenwelt so etwas noch nie gesehen.
    »Es erinnert mich ein wenig an den Palmengarten in Frankfurt«, sagte Heather.
    Überrascht zog Tessya eine Augenbraue hoch. »Ihr habt einen Palmengarten?«
    »Ja. Komm mich doch mal besuchen.«
    »Vielleicht.« Ich werde das auf jeden Fall überprüfen. Ich glaube dir kein Wort.
    »Ich denke, wir können durch den Tunnel«, sagte Heather. »Es sieht alles unverdächtig aus.«
    Tessya hakte sich bei Zalym unter. »Was weißt du eigentlich über die Gefühlswelt der Heiligen Bäume?«
    »Nichts.« Zalym blieb stehen und zuckte mit den Schultern. »Bis eben wusste ich nicht einmal, dass sie Gefühle haben.«
    »Ich hätte es wissen müssen.«
    »Wieso?«
    »Mit sechs Jahren habe ich mal ein Streichholz in einem Hausbaum angezündet.«
    »Wollt ihr hier Wurzeln schlagen?« Moryns Augen funkelten grün. »Wir haben keine Zeit zum Rumstehen. Weiter!«
    Tessya beschleunigte ihre Schritte.
    »Du hast Feuer in einem Baum angezündet?« Zalyms Blick ruhte ungläubig auf ihr.
      »Ja, der Baum hat binnen einer Sekunde geschaukelt, als wollte er mich im hohen Bogen hinauswerfen. Vor Schreck ist mir das brennende Streichholz auf den Boden gefallen. Daraufhin hat der Baum einen Tornado in seinem Inneren entfacht und mich dreimal im Kreis durchs gesamte Haus geschleudert. Am ganzen Körper Grün und Blau bin ich gewesen. Ich habe mehrere Stunden gebraucht, um das Chaos aufzuräumen.«
    »Ich glaub dir kein Wort.« Moryn tippte sich an die Stirn.
    »Es kommt noch schlimmer. Ich habe damals deutlich gehört, wie der Baum »Autsch!« gebrüllt hat.
    »Du spinnst«, sagte Moryn. »Bäume können nicht reden!«
    »Wenn ich es doch sage!«
    »Das war doch bestimmt noch nicht alles?« Zalym stupste sie gegen den Arm. »Komm erzähl schon!«
    »Also gut!«, sagte Tessya. »Drei Wochen lang hat der Baum jedes Mal, wenn ich ihn betreten habe, merkwürdig geknackt und geächzt. Meine Eltern löcherten mich, was ich angestellt hätte. Sie konnten die Brandstelle nicht sehen, weil ich mein Bett darüber geschoben hatte. Aber ich habe schrecklich gelitten.«
    »Und wie hast du ihn wieder besänftigt?«, mischte sich nun auch Heather in das Gespräch ein.
    »Dann kam ich auf die Idee, das angesengte Holz mit Brandsalbe einzureiben.«
    »Wieso das denn, die Hausbäume können solche Kleinigkeiten doch selbst heilen?« Moryns Frage haftete der Vorwurf von Lächerlichkeit an.
    »Ja, kann sein«, sagte Tessya, »aber die Stelle verschwand nicht von alleine. Auch nach drei Wochen nicht. In meiner Verzweiflung habe ich den Fleck stundenlang unter meinem Bett kauernd mit der Salbe poliert. Und dann war er plötzlich weg. Und der Baum hat sich auch nicht mehr beschwert, wenn er mich bemerkte.«
    »Ich glaube dir«, sagte Heather.

38 Schnapp zu!

     
    H inter dem Tunnel machten sie eine kleine Pause. Heather setzte sich auf einen Stein, legte das verletzte Bein hoch und wickelte den Verband ab. Dann rieb sie das Gelenk mit Salbe ein und begann damit, das Leinenband gleichmäßig umzuwickeln. Aber sie hatte zu fest gezogen und musste den Stoff wieder lösen.
    Sie fluchte leise und sah sich hilfesuchend nach Zalym um. Er wirkte unruhig, knetete die Hände und blickte zum Himmel. »Es wird eng«, rief er. »Die Sonne steht schon sehr tief. Sie geht in einer Stunde unter. Wir haben aber noch zwei Stunden Marsch vor uns. Ich fürchte, die letzte Stunde verbringen wir im Dunkeln.«
    »Kann ich mal telefonieren?«, fragte Tessya, die plötzlich neben ihm stand und an seinem Ärmel zupfte. Er drückte ihr wortlos das Handy in die Hand.
    Während Heather ins

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