Welt Der Elben (1-3)
obwohl du keine Elbin bist. Pakals Menschenblut fließt auch durch die Adern der Priesterinnen. Das ist die Verbindung!«
Moryn stand auf. »Jetzt weißt du, warum du das Silberne Lebensband gefunden hast – oder es dich.«
Er ging in sein Zimmer und verschloss die Tür.
Seine Meinung war unumstößlich: Es hat eine zerstörerische Kraft, wenn ein Elb sich in einen Menschen verliebt. Es fängt mit Verrat an, und es endet mit dem Tod.
***
Heather blieb sitzen, bis die nächtliche Kälte an ihren nackten Füßen hochkroch und in ihre Waden biss. Kein Zweifel. Sie war eine Nachfahrin Pakals, so wie die Maya-Schwestern. Das würde alles erklären. Endlich sah sie einen Sinn in all dem Durcheinander.
41 Entführt
D ie Morgensonne war sanft und milchig. Ein weißer Dunst lag in der Luft und verschleierte den Blick auf die Tempel- und Palastanlagen. Heather betrachtete die Bauten. Die meisten hatten eine pyramidenähnliche Architektur, jedoch endeten sie oben mit einer Plattform, auf der ein viereckiger Palast oder ein Tempel stand. Alle größeren Gebäude waren auf Hügeln erbaut und ragten zur Hälfte aus der grünen Landschaft hervor. Heather zählte mehr als ein Dutzend.
Elben in weißen Gewändern flanierten auf den Wegen zwischen den Prachtbauten. Die Kronen der Hausbäume überragten den Urwald. Dazwischen lagen Grünflächen. Kinder spielten auf einer Wiese Ball. Die Luft war klar. Kinderlachen und Vogelgezwitscher drangen an Heathers Ohr. Sie blickte sich um.
So sah also eine Stadt aus, in der es keine Autos gab. Irgendwie still und doch auch geschäftig. Frauen und Männer liefen vor ihnen mit Krügen auf den Schultern. Je näher sie dem Palast kamen, desto häufiger sah sie Lehmhäuser. Der Geruch von Kuchen und Brot zog in ihre Nase. Vor einem Haus roch es nach Seife und frisch gewaschenen Baumwolllaken. Unter einem Pavillon saßen Elben und musizierten.
Es ging nun steil bergauf, dann waren sie an Mayas Palast angelangt.
Olvyn wartete bereits am unteren Absatz zum Treppenaufgang. Er grüßte mit einem Kopfnicken. Sie stiegen viele Stufen nach oben und durchschritten ein großes Eingangsportal.
Drinnen liefen sie durch steinerne Gänge und stiegen weitere Stufen empor. Malereien an den Wänden zeigten Elben beim Ballspiel. Blumen und Tiere zierten die Sockel. Heather erkannte einen Salamander und eine grüne Raubkatze mit riesigen Zähnen. Sie blickte an den Wänden empor. Gemälde mit Vögeln und Schmetterlingen schmückten sogar die Decken.
»Ich habe Anweisung euch zur Empfangshalle zu bringen«, sagte Olvyn. Sie betraten einen Raum in der Größe eines Tanzsaales. Olvyn wies ihnen Sessel in der Mitte der Halle zu und postierte sich am Eingang neben der Flügeltür.
Auf der anderen Seite der Halle gab es eine kleine Tür. Daneben stand ein etwa zwei Meter hoher Podest. Er war konstruiert wie eine Miniatur-Stufenpyramide. Auf diesem befand sich ein mit Gold überzogener Thron. Rote Treppenstufen führten nach oben.
Das bunte Glas an den hohen Fenstern ließ gedämpftes Licht herein. Heather fühlte sich an die heimische Kirche erinnert, wo die Apostel als Glasmosaik auf sie herabblicken. Doch stattdessen gab es Paradiesbäume, Tiere, Sterne, Planeten und Elben. Keine Engel, keine Heiligenscheine und kein Kreuz.
Irgendwo in den Gängen hinter der Halle klimperten Glöckchen, so leise, als wollten sie eine Melodie flüstern. Olvyn trat beiseite. Die Hohe Priesterin Maya Amylla betrat den Raum.
Mayas Haar war noch länger als Lynns. Es fiel in großzügigen Wellen bis zu den Fußknöcheln. Doch hatte Maya keine grünen Strähnen. Aus irgendeinem Grunde machte sie sich wohl nichts aus Kyrssa. Maya trug einen bodenlangen, dunkelroten Rock und eine goldfarbene Tunika. Ihre Kleider raschelten. Sie war tausend Jahre alt, aber sie sah aus wie höchstens Ende Dreißig.
Die Priesterin nickte und schritt an der Gruppe vorbei zum Podest mit dem Thron. Die Elben verbeugten sich. Heather machte es ihnen nach. Mit einer Handbewegung bedeutete Maya ihnen sich zu setzen. Sie selbst stieg die Stufen zum Thron empor.
»Heather, meine Tapfere, komm bitte her zu mir!« Sie sprach leise und klar.
»Tessya, Zalym und Moryn. Ich danke euch für euer Kommen. Ihr könnt jetzt gehen.«
Heather warf den Elben einen letzten Blick zu. Doch sie konnte nicht in ihren Gesichtern lesen.
»Heather, komm näher!« Die Priesterin griff unter ihren Sitz und schob eine kleine, rot gepolsterte Klappe hervor. »Setz
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