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Welt der Elben (Band 2: Weltenriss, Götterwille, Herzblut) (German Edition)

Welt der Elben (Band 2: Weltenriss, Götterwille, Herzblut) (German Edition)

Titel: Welt der Elben (Band 2: Weltenriss, Götterwille, Herzblut) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Twin
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klopfen. Alles, was er geträumt hatte, war eingetreten.

 

 

62 Meeresgrund

 
    D er Anblick war imposant.
Heather stand am gläsernen Eingangsportal. Vor ihr lag die Stadt unter einer
gigantischen Kuppel – tief unten im Meer. Atylantys sah aus wie aus Zuckerguss
gegossen, mit Zwiebeltürmen, runden Fenstern, märchenhaften Balustraden und
verschlungenen Pfaden. Statt Blumen wuchsen an den Wegrändern veilchenblaue,
orangefarbene und rote Korallenblüten. Der Palast lag in der Mitte der Stadt
auf einem Hügel. Die goldenen Dachspitzen leuchteten weithin.
    Sie waren erst gegen Mittag aufgebrochen, da Karyll vorher
noch die Schäden an Port Olvas Küste begutachten wollte. Nun war es Abend, aber
in dieser Unterwasserstadt ging keine Sonne unter. Der Himmel verfärbte sich
rosa und später in der Nacht würde er zu glitzern beginnen.
    Das letzte Mal, als Heather nach Atylantys kam, wütete in
der Schutzhülle ein Yrrwanderer. Bei dem Gedanken, dass sie es diesmal mit
einem Erdbebendämon zu tun hatten, war ihr nicht wohler.
    Karyll war zuversichtlich, dass die Stadt dem Dämon
standhielt. Heather bezweifelte das. Jedoch musste sie zugeben, dass Atylantys
bisher verschont geblieben war. Das Einzige, was sie spürte, war von Zeit zu
Zeit ein feines Zittern, als wolle die Stadt irgendetwas Unangenehmes
abschütteln. »Der Dämon zertrümmert Steine«, hatte der Oberste Weise erklärt,
»gegen Wasser ist er machtlos«.
    Heather grübelte. Ein wasserscheuer Dämon sollte also der
Grund sein, warum sie in Atylantys vorerst sicher waren? Vielleicht gab es hier
irgendwo noch etwas anderes, das den Dämon davon abhielt, sich zu nähern. War
es das sagenhafte Oreichalkos, von
dem Moryn gesprochen hatte? Konnte das sagenumwobene Gold der Atlanter sie vor dem Erdbebendämon beschützen? Konnte es
sogar helfen, den Zerstörer Cabracán dorthin zurückzuschicken, von wo er
gekommen war. Sie griff nach dem Amulett der Götter. Hoffentlich konnte es ihr
den Weg zum Oreichalkos zeigen.
Heather seufzte und versuchte sich Mut zuzusprechen. Gewiss lag etwas vom Gold der Atlanter hier irgendwo
vergraben. Sie musste es nur finden.
    Da durchzuckte sie ein schrecklicher Gedanke: Was ist, wenn auf der Vorderseite gar kein
Wasser abgebildet ist? Wenn die Strahlen Lava darstellen sollen?

 
***

 
    Diesmal wurde sie, gemeinsam mit Karyll van Ozyen, zu
einer Audienz in den großen Thronsaal gebeten. Sie folgten den Palastwachen –
vier Männern mit goldenem Helm und zwei Meter langem Dreizack.
    Der Eingang in den Saal hatte die Form einer Anemone.
Heather ließ den Blick durch die Halle gleiten. In der Mitte stand ein langer,
weißer Tisch, mit geschwungenen Tischbeinen. Alle Plätze, bis auf der mit der
hohen, goldenen Lehne, waren bereits besetzt. Offenbar waren die Ratsmitglieder
vollzählig und warteten nur noch auf den Priester des Meeres, Toryn Reem. In
der Luft lag knisternde Anspannung.
    Heathers Herz begann zu klopfen. Nervös blickte sie zu
Boden. Die Halle war mit einem blau-weißen Mosaik ausgelegt, auf dem
Meerestiere abgebildet waren. Goldfarbene Steine umrandeten die einzelnen
Motive oder betonten Details: einen Fisch, eine Krone, die Flosse einer
Meerfrau und Poseidon, der einen Dreizack in den Händen hielt.
    Am Rand des Saals gab es eingelassene Nischen, in denen
Exponate aus dem Meer ausgestellt waren oder sich kleine Sitzgruppen befanden.
Die Nischen waren gerahmt mit steinernen Figuren. Ob es Götter oder Meer-Elben
waren, konnte Heather nicht erkennen. In einer dieser Ecken saß jemand mit
goldenen Sandalen. Der Gestalt nach, war die Person männlich und jung. Sein
Gesicht lag im Schatten.
    Von der gegenüberliegenden Seite des Saals betrat nun der Oberste Priester , Toryn Reem, den Raum.
Heather erkannte ihn sofort wieder. Sie erinnerte sich an die Krone aus
goldenen Seesternen und den glänzenden Umhang. Er setzte sich auf den hohen
Lehnstuhl zur Mitte des Tischs.
    Karyll hatte ihr erklärt, dass, anders als sonst auf Aion
üblich, die Weisen immer zusammen mit dem Obersten Priester tagten. Toryn Reem
wahrte die Verbindung zu den Kräften des Meeres. Nirgendwo sonst auf Aion hing
das Leben so sehr von der Balance zwischen den Naturgewalten und den Eingriffen
der Elben ab. Deshalb stand das Wort des Priesters über dem der Weisen.
    »Atylantys ist nur ein Gast im Ozean«, hatte Karyll gesagt.
»Die Bewohner müssen den Fluten, den Gezeiten und dem Meeresgetier mit Respekt
begegnen. Wenn sich die Naturgewalten

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