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Welt der Elben (Band 2: Weltenriss, Götterwille, Herzblut) (German Edition)

Welt der Elben (Band 2: Weltenriss, Götterwille, Herzblut) (German Edition)

Titel: Welt der Elben (Band 2: Weltenriss, Götterwille, Herzblut) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Twin
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mit Schaukeln, Rutsche, Sandkasten und einem
riesigen Bretterstapel mehr einem Spielplatz glich.
    »Warum spielen die Jungs nicht im Wald?«
    »Zu gefährlich.«
    Moryn hob eine Augenbraue. »Wieso das?«
    »Sie könnten in einen Bach stürzen, vom Baum fallen, sich
verlaufen – und niemand bekäme das mit.«
    »Hm«, machte Moryn. »Ihr Menschen seid ganz schön ängstlich.«
    »Vor allem haben die Eltern Furcht, da könne jemand lauern
und die Kinder wegschnappen.«
    Moryn runzelte die Stirn. »Echt jetzt?«
    »Ja.«
    »Und was machen sie mit den Kindern?«
    »Ach, du kommst aus einer anderen Welt«, wich sie aus. »Manchmal
werden Kinder entführt und grausam getötet. Vermutlich verschwinden sie
häufiger von einer öffentlichen Straße als aus einem einsamen Wald. Aber manche
glauben wohl, wenn sie die einsamen Plätze meiden, dann verringert sich auch
das Risiko.«
    Moryn schüttelte den Kopf. »Menschen haben Angst vor
Menschen«, murmelte er. Doch dann sagte er nichts mehr dazu und setzte sich an
den Tisch. »Wo hast du das Buch?«
    »Welches?«
    »Das mit den Vokabeln.«
    Heather griff in ihre Hosentasche. »Hier!« Sie reichte es
ihm und legte Bleistift und Notizzettel dazu.
    »Ich hole mir nur schnell eine Strickjacke. Der Wind ist
doch schon etwas frisch.« Zu kühl für
eine dünne Bluse, dachte sie. Was hab
ich mir nur dabei gedacht? Moryn wird Priester – er ist blind für so was. Sie nahm immer zwei Stufen auf einmal, schnappte sich die Jacke und sprang mit
drei Sätzen die Treppe hinunter.
    Als sie zur Tür kam, schrieb Moryn etwas in das Buch, das er
ihr geschenkt hatte. Er sah auf. »Hinten war noch etwas Platz.«
    Noch mehr Vokabeln, dachte sie resigniert.
    Hinter ihrem Rücken maunzte leise eine Katze. Sie horchte.
Kam das von drinnen oder von draußen?
    Der alte Nachbar besaß eine Katze – angeblich gehörte sie
ihm nicht. Einmal hatte er ihr erzählt: »Die Tiere laufen mir einfach so zu. Und
nach ein paar Jahren verschwinden sie wieder. Irgendwann taucht eines ihrer
Kinder auf und sieht genauso aus wie das verschwundene Tier. Ich merke aber
doch den Unterschied. Sie sind vom Wesen anders.« Dann machte er eine
geheimnisvolle Miene und senkte die Stimme. »Die erste Katze aber, die ich besaß,
die konnte sprechen«, sagte er.
    Heather hatte sich nicht anmerken lassen, dass sie ihn
schrullig fand und ihm kein Wort glaubte. »Und was hat sie gesagt?«, fragte
sie.
    »Sie hat mir ihren Namen verraten. Sie hieß Layscha. Und
deshalb nenne ich alle ihre Kinder ebenfalls so.«
    Für den Nachbarn sahen offenbar alle Katzen gleich aus, was
vermutlich dem Umstand geschuldet war, dass er halbblind war. Seine Katze
jedenfalls machte auch vor fremden Häusern nicht halt und hielt sich
abwechselnd bei ihnen im Haus oder beim Nachbarn auf. Erneut maunzte es von
irgendwoher. Wahrscheinlich hatten die Jungs sie ausversehen in irgendeinem Zimmer
eingesperrt.
    »Moment noch!«, rief Heather und machte kehrt.
    »Layscha? Miez, miez!«, rief sie und öffnete die Tür zur
Speisekammer. »Da bist du ja!«
    In der Ecke unter dem Regal hockte die Katze und funkelte
Heather wütend mit ihren pistaziengrünen Augen an. Ein weißes Ohr zuckte
horchend. Der Rest der Katze war rabenschwarz. Heather nahm sie auf den Arm und
versuchte sie zu beruhigen. »Wenn du dich in den Ecken verkriechst, musst du
dich nicht wundern, wenn die Jungs dich vergessen und dir die Tür vor der Nase
zuschlagen.«
    Layscha krallte sich zitternd in ihren Arm. »Au! Zieh die
Krallen ein!«, schimpfte Heather. »Benimm dich! Wir haben Besuch.«
    Sanft kraulte sie der Katze den Rücken, um sie zu beruhigen.
Mit dem Tier im Arm trat sie auf die Terrasse.
    Augenblicklich verdüsterte sich Moryns Gesicht.
    Was hatte sie nun schon wieder falsch gemacht? Sie setzte Layscha
auf dem Boden ab. Das Tier stand merkwürdig steif da, als wäre es versteinert
und funkelte Moryn an.
    Er starrte zurück.
    Langsam ging die Katze auf ihn zu.
    Er sprang vom Stuhl auf und war mit zwei Schritten bei ihr.
Dann trat er zu.
    »Hau ab!«
    Seine Augen funkelten zornesgrün.
    Heather sah grüne Blitze sprühen, obwohl seit Wochen das
Elbengrün in seiner Iris verschwunden war.
    »Spinnst du?«, schrie sie wütend.
    Layscha machte einen Buckel und rannte fort. In der Ferne
hörte sie die Katze klagen.
    Moryn hielt sich die Ohren zu.
    Heather standen Tränen in den Augen. Nie würde sie
verstehen, was in ihm vor sich ging. Wie konnte er nur ein wehrloses Tier treten?
Am

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