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Welt der Elben (Band 2: Weltenriss, Götterwille, Herzblut) (German Edition)

Welt der Elben (Band 2: Weltenriss, Götterwille, Herzblut) (German Edition)

Titel: Welt der Elben (Band 2: Weltenriss, Götterwille, Herzblut) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Twin
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liebsten hätte sie ihn geohrfeigt. Vor Empörung bebte sie am ganzen Leib.
Ein Monster war er. Hatte sie das nicht von Anfang an über ihn gedacht?
    »Wie konntest du nur?«, schrie sie ihn an.
    Moryn antwortete nicht. Seine Lippen zitterten und er war schneeweiß
im Gesicht. Eine Träne lief ihm über die Wange.
    Die Katze wehklagte immer noch irgendwo unter einem Busch im
Garten. Hatte er sie ernsthaft verletzt? Heather horchte auf das Maunzen.
    »Sie ist eine Verräterin!«, flüsterte Moryn.
      »Wovon redest du?«
Sie glaubte sich verhört zu haben und blickte ihn irritiert an.
    »Layscha ist eine Verräterkatze. Sie hat es nicht verdient,
hier zu sein«, zischte er wütend.
    Plötzlich erinnerte sie sich an das Tellrion-Spiel der
Elben. Darin kamen Verräterkatzen vor. Aber sie hatte das alles damals nur für
ein Spiel gehalten.
    »Moryn, wer ist Layscha?«, fragte sie leise.
    »Ich kann es dir nicht sagen. Bitte, verzeih mir!«, flehte er
und hob die Hände. Zögernd ging er einen Schritt auf sie zu.
    Sie wich zurück. »Nein.«
    Traurig senkte er den Kopf.
    »Ich geh dann wohl besser!«
    Er war schon an ihr vorbei und wollte gerade ums Haus zur
Straße laufen, da hielt sie ihn am Arm fest.
    »Wenn ich dich verstehen soll, dann musst du mir mehr erzählen.«
    »Ich bin kein Monster. Glaub mir!« Moryn machte sich los und
ging.

 
    Heather verkroch sich in ihrem Zimmer und heulte ins
Kopfkissen. Hatte sie sich so in ihm geirrt? Sie musste an ihre erste Begegnung
mit ihm denken. Wie sie sich erschrocken hatte, als er im Elbenwald plötzlich
vor ihr aufgetaucht war. Und wie sie gezittert hatte – vor Angst.
    Auch später war sie immer wieder vor seinen wütenden Blicken
zurückgezuckt. Irgendwann jedoch verging die Angst – aber ihr Herz klopfte
weiter in seiner Gegenwart.
    Sie wusste nicht mehr genau wie es damals kam, plötzlich
waren Moryn und sie keine Gegner mehr, sondern versuchten gemeinsam die
Priesterin zu retten.
    Seufzend krallte sie sich in das nassgeweinte Kopfkissen.
Sie dachte daran, wie er in diesem riesigen kalten Keller plötzlich nach ihrer
Hand gegriffen und sie nicht mehr losgelassen hatte. Hatte sie sich in dieser
Nacht in ihn verliebt? Nein, wenn sie ehrlich war, dann war es der Moment, als
sie mit ihm in Palenque durch die Ruinen gelaufen war. Da hatte er plötzlich
Angst gehabt. Und sie hatte gespürt, dass er eine verletzliche Seite besaß.

19 Tot. Tot.
Tot

 
    M oryn stolperte durch den
Wald. Zweige schlugen ihm ins Gesicht. Er zwängte sich zwischen zwei Tannen
hindurch. Ein gebrochener Ast kratzte schräg über seine Wange. Die Haut
brannte. Etwas Feuchtes lief ihm in den Mundwinkel. Für einen Moment war er
überrascht, denn er hatte nicht den salzigen Geschmack von Schweiß oder Tränen
auf den Lippen, sondern schmeckte Eisen. Dann wurde ihm bewusst, dass es sein
Blut war.
    Ich bin so ein Idiot, schalt er sich. Was mache ich nur hier
bei den Menschen? Ich kann mit Heather nicht einmal normal reden. Wie soll ich
sie dann beschützen?
    Überhaupt nicht, gab
er sich prompt die Antwort. Um ehrlich zu sein, er war nicht bei den Menschen
gewesen, um sie zu beschützen,
sondern um die Beben und die Schäden zu erfassen. Er hätte Heather aus dem Weg
gehen können. Aber nein, das konnte er mal wieder nicht.
    Er haderte mit sich. Als angehender Priester hatte er auf
ganzer Linie versagt. Zornig wischte er mit dem Handrücken das Blut ab.
    Ich werde nicht mit
ihr über meine Mutter reden.
    Sie ist tot.
    Tot.
    Tot.
    Wütend sprang er über einen Graben, hastete durch
abgestorbenes Dornengestrüpp und lief kurz darauf den Weg entlang, der zur Mühle
führte. Er riss die Haustür auf, schnappte sich sein Tagebuch, Kleidungsstücke
und Laptop. Hektisch stopfte er alles in seinen Rucksack. Zuletzt zog er ein
ebenholzschwarzes Kästchen aus dem Regal. Wehmütig strich er mit dem
Zeigefinger über die edle Holzmaserung. Seit vielen Jahren hatte er den Deckel
nicht mehr geöffnet. Vermutlich hatte er das Spielen längst verlernt.
    Er stopfte den Geigenkasten ins Außenfach des Rucksacks und
schnallte sich alles auf den Rücken. Dann machte er sich auf den Rückweg.
    An der Haustür kam ihm Mona entgegen.
    »Junge, wo willst du so eilig hin?«, fragte sie und sah ihn überrascht
an.
    »Zurück.«
    »Was ist passiert?«
    »Nichts.«
    »Das sehe ich.« Sie trat näher und drehte seine Wange ins
Licht. Er zuckte zurück. »Lass mich! Es ist nichts.«
    Energisch schob er sie beiseite und nahm den

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