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Welt der Elben (Band 2: Weltenriss, Götterwille, Herzblut) (German Edition)

Welt der Elben (Band 2: Weltenriss, Götterwille, Herzblut) (German Edition)

Titel: Welt der Elben (Band 2: Weltenriss, Götterwille, Herzblut) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Twin
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eine
Tasse duftenden Blütentee dazu.

 
***

 
    Als sie erneut am Baum
der Weisen ankamen, rückte der Wächter endlich beiseite. Mit einer
ausladenden Armbewegung bedeutete er ihnen einzutreten. »Ihr werdet erwartet«,
sagte er freundlich.
    Sie gelangten in einen großen Saal mit Wänden aus hellem
Holz. In den Nischen flackerten Steinlichter und von der Decke viel neblig
weißes Licht.
    Karyll van Ozyen kam ihnen entgegen. Er trug Amtskleidung.
Ein weißes Hemd und einen schwarzen Umhang mit erhöhtem Kragen. Seine Miene war
wie immer ernst, aber nicht abweisend. Er begrüßte jeden einzeln, indem er
ihnen die Hand auf die Schultern legte. »Hellsta, schön dich zu sehen.« Dann zeigte
er zu den freien Stühlen. »Bitte nehmt Platz!«
    Vor ihnen stand ein riesiger, halbrund gebogener Tisch. An
der längsten Seite saßen die Ratsmitglieder. Auch sie trugen schwarze Umhänge.
In der Mitte zwischen den Plätzen war ein Sessel mit hoher Lehne frei. Das
musste der Sitz des Obersten Weisen und Vorsitzenden sein. Heather erinnerte die Runde ein wenig an eine
Versammlung im Gerichtssaal.
    Die Ehrwürdige Meisterin Lynn betrat den Raum. Sie trug ein
Tablett mit einer tönernen Kanne und Tassen. Während sie dampfenden Tee
eingoss, setzten sich Zalym, Tessya und Heather den Ratsmitgliedern gegenüber.
Der Tisch hatte eine so unglaubliche Größe, dass selbst die schmale Seite noch
drei Meter maß. Aber auch die Länge war mit geschätzten zwölf Metern beachtlich.
    Offenbar hatte der Rat gerade eine Versammlungspause. Ein
Mitglied der Runde erhob sich, ging zu Karyll und sprach leise mit ihm. Dann
gesellte sich noch jemand dazu, eine Frau mit langen schwarzen Haaren und
spitzen Ohren.
    Schräg gegenüber saß jemand, der in seine Notizen vertieft
war. Er schrieb mit einem silbernen Stift auf eine digitale Platte, denn Papier
nutzten die Elben nur für kostbare Bücher. Die anderen am Tisch redeten leise
miteinander.
    Am rechten, äußeren Eck des Tisches waren zwei hohe Lehnstühle
frei. Sie waren mit weißen Leinentüchern bedeckt und an der oberen Kante
steckte jeweils eine schwarze Rose. Davor stand eine Schale, aus der feiner
Nebel aufstieg. Darin waren zwei erloschene Lebenssteine gebettet.
    Heather ahnte, dass es die flackernden Steine waren, die sie
in der Nacht gesehen hatte. Sie beugte sich zu Zalym. »Wusstest du, dass …?«,
flüsterte sie. Er nickte traurig und zeigte zur Decke. »Deshalb der Nebel,
damit ihre Seelen sich hier wohler fühlen, solange sie noch bei uns sind.«
    Karyll, der Oberste Weise , kam zurück an den Tisch. Er setzte sich und begrüßte die Ankömmlinge noch
einmal offiziell. Dann erklärte er, dass der Rat in tiefer Trauer sei. »Allyna
und Gobyn Talam sind letzte Nacht von uns gegangen«, sagte er mit ruhigem, sakralem
Tonfall. »Ihre Seelen weilen noch unter uns. Wenn ihr letzte Worte an sie
richten wollt, dann könnt ihr das jetzt machen.«
    Zalym erhob sich und sagte etwas auf elbisch, das Heather
nicht verstand. Van Ozyen nickte. Dann erhob sich Tessya und sagte ebenfalls
etwas auf elbisch. Zuletzt nickte er Heather zu. Zögernd erhob sie sich. Was
sollte sie sagen? Sie konnte nicht genug elbisch und sie hatte keine Ahnung,
was man in solchen Momenten als letztes Geleit sagte. Ihr Herz klopfte bis zum
Hals. Es entstand eine peinliche Pause. Ihre Stimme kratzte, als sie
schließlich auf deutsch sprach. »Allyna und Gobyn, ihr geht jetzt zu Sefyra,
und bestimmt ist es dort ganz wunderbar … aber trotzdem, wenn ihr unterwegs …
Moryn seht, dann schickt ihn zurück, ja? Bitte!« Sie senkte den Kopf und setzte
sich.
    Lynn beugte sich über sie und stellte ihr eine Tasse Tee
hin.
    Der Oberste Weise hob die Hand. »Lasst uns erst unsere
Gedanken sammeln und den Tee trinken, bevor wir weiterreden.«
    Schweigend trank Heather und spürte, wie sie allmählich
ruhiger wurde.
    Schließlich erklärte Karyll, dass momentan alle Hoffnung auf
dem Pretenium-Amulett läge, das Heather von Moryn erhalten habe.
    »Heather Wakal, Ehrwürdige
Retterin «, sprach er sie mit ihrem offiziellen Titel an, »was kannst du uns
berichten?«
    Sie nahm das Amulett ab und hielt es hoch. »Heute morgen
habe ich … Moryn darin gesehen … und er lebte.«
    Karyll nickte. Zum ersten Mal sah sie, dass er mit den
Tränen kämpfte. Doch er hatte sich schnell wieder gefangen. Er räusperte sich.
»Also eine Vision. Was glaubst du, hat es zu bedeuten?«
    »Ich weiß es nicht. Vielleicht will er uns sagen, dass

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