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Welt im Fels

Welt im Fels

Titel: Welt im Fels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Harrison
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dar. Chimal schritt zwischen ihnen hindurch in den Tunnel. Er war weit und gerade und mit farbigen Mustern ausgeschmückt. Viele Türen gingen von ihm aus, aber Chimal untersuchte keine von ihnen; das hatte Zeit. Zweifellos bargen sie viele interessante Dinge, aber sie bargen nicht den tieferen Grund für diesen Korridor. Der lag am Ende des Weges. Schneller und schneller ging Chimal, bis er rannte, und auf eine riesige Doppeltür aus Metall stieß, die den Tunnel abschloß. Hinter ihr war Stille. Er fühlte sich merkwürdig beklommen, als er sie aufstieß.
    Dahinter war ein großer Saal, fast so groß wie der, aus dem er kam, aber dieser war schmucklos und dunkel. Nur einige kleine Lichter leuchteten an den Wänden, aber nur hinter ihm und auf beiden Seiten, die gegenüberliegende Wand fehlte. Wo sie hätte sein sollen, war es Nacht, und aus dieser Nacht leuchteten Tausende von Sternen.
    Es war kein Himmel, den Chimal je gesehen hatte. Nicht eins der bekannten Sternbilder war zu erkennen. Ein Durcheinander von Lichtpunkten, die so zahllos waren wie Sandkörner. Und dieser Sternenhimmel drehte sich wie ein riesiges Rad. Einige der Lichtpunkte waren winzig und leuchteten schwach, andere loderten wie vielfarbige Fackeln, doch alle waren harte und klare Lichtpunkte, und sie flimmerten nicht wie die Sterne über dem Tal.
    Was konnte das bedeuten? Verwundert ging er darauf zu, bis er gegen etwas Kaltes und Unsichtbares stieß. Er betastete es mit den Händen und erkannte, daß es sich um die gleiche durchsichtige Substanz handeln mußte, aus der die Vorderwände der Wagen bestanden. Diese ganze Wand des Raumes war also ein großes Fenster, durch das man hinaussehen konnte. Aber wohin? Das Fenster war nach draußen gewölbt, und als er sich hineinlehnte, sah er, daß die Sterne den Himmel auch links und rechts und oben und unten füllten. Ihm wurde plötzlich schwindelig. Es war ihm, als ob er stürzte, und er preßte die Hände gegen das Glas. Aber die ungewohnte Kälte ließ ihn zurückschrecken. War dies ein anderes Tal, aus dem man auf das wirkliche Universum hinausblicken konnte? Wenn ja, wo lag dieses Tal?
    Chimal trat zurück, erschreckt durch die ungeheure Weite, die sich vor ihm auftat. Plötzlich hörte er ein Geräusch. Er fuhr herum. Im selben Moment wurde ihm das Tötungsgerät aus der Hand gerissen. Er taumelte zurück gegen das kalte Fenster und sah den Chefobservator und drei weitere Männer vor sich. Sie hielten ihre tödlichen Flammenwaffen auf ihn gerichtet.
    »Hast du dein Ziel erreicht?« fragte der Chefobservator. »Hier geht es nicht weiter. Das ist das Ende.«
     

 
Die Sterne
     
    Danthe togui togui
    hin hambi tegue.
    Ndahi togui togui
    hin hambi tegue.
    Nbui togui …
    hin hambi pengui.
     
    Der Fluß rinnt, rinnt
     
    und steht nie still.
     
    Der Wind bläst, bläst
     
    und steht nie still.
     
    Das Leben geht dahin …
     
    ohne Reue.
     
1.
     
    Chimal richtete sich auf und machte sich zum Sterben bereit. Die Worte des Todesgesangs kamen ihm automatisch über die Lippen, und er murmelte die ersten Sätze, bevor er sich dessen bewußt war. Er stockte und preßte die Lippen aufeinander. Es war doch Unsinn. Es gab keine Götter, zu denen man beten konnte.
    »Ich bin hier, um dich zu töten, Chimal«, sagte der Chefobservator mit unbewegter Stimme.
    »Du kennst meinen Namen und sprichst mich jetzt sogar direkt an, und doch willst du mich immer noch töten; warum?«
    »Ich werde die Fragen stellen, und du wirst antworten«, sagte der alte Mann, ohne auf Chimals Worte einzugehen. »Wir haben dem Volk im Tal zugehört und vieles über dich erfahren, aber das Wichtigste können wir nicht feststellen. Deine Mutter kann es uns nicht mehr sagen, weil sie tot ist …«
    »Tot? Wieso tot?«
    »Sie wurde hingerichtet, als man herausfand, daß sie dich befreit hatte. Und kurz bevor sie starb, sagte sie etwas für uns besonders Wichtiges. Sie sagte, daß es ihr Fehler gewesen sei. Sie habe vor zweiundzwanzig Jahren gefehlt, dich Chimal, treffe keine Schuld. Weißt du, was sie damit gemeint haben kann?«
    Sie war also tot. Doch der Schmerz war nicht so überwältigend, wie er erwartet hätte.
    »Antworte!« befahl der Chefobservator. »Weißt du, was sie damit meinte?«
    »Ja, aber ich sage es euch nicht. Eure Drohung, mich zu töten, schreckt mich nicht.«
    »Du bist ein Dummkopf. Sag es mir auf der Stelle! Was meinte sie, als sie sagte, sie habe vor zweiundzwanzig Jahren gefehlt? Hatte diese Verfehlung

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