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Welt ohne Sterne

Welt ohne Sterne

Titel: Welt ohne Sterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Haldeman
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wartete auf die nächste Kursänderung, tastete die berechneten Zahlen ein und stampfte auf den Knopf. Diesmal war nicht einmal der Lichtfinger zu sehen. Er stieß einen wilden Fluch aus und versetzte dem Schaltpult einen Tritt, daß seine Zehen schmerzten. Dann schaltete er den Bildschirm aus und hinkte zum tragbaren Transporter.
    »Energetisieren«, befahl er. Ein rotes Lämpchen blinkte an der automatischen Kontrolle. Zu wenig Energie! Wenn er versuchte, sich hinunterzubeamen, würde er in seine Atome aufgelöst, ohne eine Möglichkeit, sie wieder zusammenzubekommen.
    Doch das wäre vielleicht weniger schlimm, als neun Stunden auf eine Novabombe warten zu müssen, die in etwa dasselbe bewirken würde.
    Er griff nach dem Kommunikator, um Uhura zu rufen, doch dann entschloß er sich, lieber noch eine Weile zu warten. Unten würde ein ganz schöner Zirkus los sein. Außerdem hatte er noch etwas zu tun.
    Er ging in den Vorratsraum und holte sich ein paar Rationen, dann verschloß er ihn. Danach besorgte er sich eine Flasche alten denebianischen Weinbrand – damit müßte er eigentlich neun Stunden auskommen. Schließlich schaltete er die Lebenserhaltungssysteme für alles, außer dem Kontrollraum und Deck 8 aus, wo der Park war. Er mußte auch jetzt noch Energie sparen, denn immerhin bestand eine ganz winzige Chance, daß ein Föderationsschiff in letzter Minute zu Hilfe kam und ihn zumindest vor dem Klingonenangriff rettete.
    Wahrscheinlicher war jedoch, daß er der erste war, der sterben würde – um den Bruchteil einer Nanosekunde vor den anderen.
    Im Kontrollraum nahm er ein paar Schaltungen vor, um alle Rufe durch seinen Handkommunikator in der Erholungsabteilung empfangen zu können. Er nahm den Lift dorthin, holte sich einen Kognakschwenker aus feinstem Kristallglas, setzte sich mit dem Rücken gegen einen Baum in das kühle Gras, schenkte Weinbrand in den Schwenker und nippte daran.
    Jetzt erst griff er nach dem Kommunikator und stellte das Glas ab. » Enterprise an Uhura, Jim, oder wer immer auch dort unten zuhört.
    Offenbar steckt in den Berechnungen ein Fehler. Obgleich wir die Novabombe getroffen haben, reichte die Energie nicht mehr, um etwas auszurichten. Sie genügte auch nicht, mich hinunterzubeamen.
    Glak Sön, ich gebe Ihnen keine Schuld daran, ganz bestimmt nicht! Sie warnten mich – außerdem trafen Ihre Berechnungen für die willkürliche Annäherung den Nagel auf den Kopf.«
    Er wählte seine Worte sorgfältig. »Ich darf nicht mehr lange sprechen. Dieses Neutrinodingsda braucht dreißigmal soviel Energie wie ein normaler Kommunikator. Wenn ich mich wieder melde, dann, weil Hilfe gekommen ist. Ihr fehlt mir. Lebt wohl.«
    »Ich verstehe es nicht.« Glak Söns Stimme zitterte. »Ich habe alle Möglichkeiten in Betracht gezogen und ausreichenden Spielraum dafür gelassen.«
    Uhura tätschelte ihm die Schulter. Ihre eigenen Gedanken beschäftigten sie, aber sie murmelte: »Es muß an den Daten gelegen haben.«
    »Ich kann mir nicht vorstellen, wie. Ich war mir so sicher gewesen.« Er drehte sich um und schritt gesenkten Kopfes davon. »Ich mochte ihn sehr.«
    Vierhundert Menschen hatten sich auf einem der Felder mit den blauen Kohlköpfen gesammelt und nahmen Befehle entgegen oder erteilten sie. Wenn sie Bantu wären, dachte Uhura, würden sie das Vernünftigste tun, nämlich sich niedersetzen und in Ruhe neun Stunden abwarten. Überlebten sie die Novabombe, dann erst war die richtige Zeit, ein Verpflegungsverteilungssystem aufzubauen, Latrinen zu graben, »Unterkünfte« zuzuteilen, etc. Das einzig wirklich Dringende im Augenblick war, ein Verteidigungssystem zu schaffen, bzw. um ihren Sammelplatz Wachen aufzustellen. Sie beauftragte sogar ein paar Leute, den Kohl vorsichtig zu ernten und zu Haufen zusammenzutragen, damit er nicht zertrampelt würde.
    Sie saß mit überkreuzten Beinen auf dem Boden und sah zu, wie ihre Befehle durchgeführt wurden. Sie sah dem Tod nicht zum erstenmal ins Auge und war gefaßt, aber sie haßte dieses Gefühl der Machtlosigkeit – auf die Sekunde zu wissen, wann der Schlag kommen würde, ohne auch nur das geringste dagegen unternehmen zu können.
    Zumindest war ein vertrautes afrikanisches Gefühl von Paradoxon damit verbunden. »Paradoxon« war nicht ganz das richtige Wort, aber im Englischen gab es keines dafür. Es war, als säße man in einer einzigen Kugel, in der der Himmel der Boden war, und man war völlig eingeschlossen und doch verloren in der

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