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WELTEN-NEBEL

WELTEN-NEBEL

Titel: WELTEN-NEBEL Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Buchmann
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merkte, dass seine Begründung mehr als dünn war. Er glaubte sie nicht einmal selbst. Dennoch wusste er, er würde in die Berge gehen, die unweit des Dorfes majestätisch in den Himmel ragten. Die Mitglieder der Familie schüttelten den Kopf, doch sie ließen es auf sich beruhen.
    Der Morgen brach an und Btol verabschiedete sich von seinen Gastgebern. Er blickte hinauf zu den Bergen, die noch halb im morgendlichen Nebel verborgen lagen. Sie schienen so nah und gleichzeitig unerreichbar fern. Er war voller Erwartungen, spürte aber auch eine gewisse Furcht. Dabei wusste er weder, was er hoffen, noch was er fürchten sollte. Daher entschied er, einfach loszulaufen. Bald schon erreichte er die Ausläufer des Gebirges. Sich seinen Weg durch das lose Gestein zu bahnen, war anstrengender, als er gedacht hatte. Dennoch stieg er immer höher hinauf.
     

     

ZU ZWEIT
     

    Jahr 3637 Mond 7 Tag 7
    Große Berge, Martul
    Für die Nächte suchte er sich geschützte Stellen, in Höhlen oder dicht an Felswänden. Die Bewohner des Tausend-Bäche-Dorfes hatten ihn mit ausreichend Nahrung für einen Mond versorgt und an Wasser mangelte es hier in den Bergen nicht; obgleich es Sommer war, stieß er immer wieder auf Bäche und Quellen mit frischem Wasser. Seit fünf Tagen wanderte er nun schon durch die Berge und, obwohl er kein Ziel hatte, zögerte er nie, wohin er seine Schritte lenken sollte. Zum Nachgrübeln blieb ihm auch keine Zeit. Während er lief, musste er sich ohnehin darauf konzentrieren, damit er nicht den Halt verlor, wenn Gestein ins Rollen kam, und abends war er aufgrund der ungewohnten körperlichen Anstrengung zu erschöpft dazu.
    An diesem Abend war es schneller dunkel geworden als gewöhnlich. Wahrscheinlich lag dies an den aufziehenden Wolken. Er musste einen Platz für die Nacht finden. Zu seinem Verdruss hatte es begonnen zu regnen. Da jedoch keine Höhle in Sicht war, musste die Felswand als Schutz genügen. Müde lehnte er sich dagegen. Kaum hatte sein Rücken jedoch die Wand berührt, gab diese nach. Er verlor das Gleichgewicht und kippte nach hinten. Sein Auftreffen auf den Boden war von solcher Heftigkeit, dass er das Bewusstsein verlor.
     

    Ewen schreckte auf. Sie musste an ihrem Schreibtisch eingenickt sein. Irgendetwas hatte sie geweckt. Regen trommelte auf das Dach. Sie erhob sich, streckte die steifen Glieder und schickte sich an, zu Bett zu gehen. Doch es gelang ihr nicht, das seltsame Gefühl abzuschütteln, das sich ihrer beim Erwachen bemächtigt hatte. Irgendetwas stimmte nicht. Unruhig lief sie durch die Räume ihres Hauses, doch hier schien alles wie immer. Und dennoch ...
    'Die Höhle!', schoss es ihr durch den Kopf. Sie verließ das Haus in solcher Eile, sie dachte nicht einmal daran, einen Umhang als Schutz gegen den Regen umzulegen. Obwohl sie den Weg zur Höhle der Bücher im Laufschritt zurücklegte, war sie tropfnass, als sie dort eintraf.
    Sie trat durch die Felswand, die den Eingang verschloss, und erstarrte vor Schreck. Eine Gestalt lag auf dem Boden, direkt am Eingang. Fast wäre sie darüber gestolpert. Als sie bemerkte, dass sich der Mensch nicht rührte, ging sie neben ihm in die Hocke. Es war ein junger Mann. Erst hielt sie ihn für tot, doch dann sah sie das regelmäßige Heben und Senken des Brustkorbes. Schlief er oder war er ohnmächtig?
    Da momentan keine Gefahr von ihm ausging, betrachtete sie ihn eingehender. Irgendwie kam er ihr bekannt vor. Aber natürlich, warum hatte sie ihn nicht gleich erkannt? Er hatte sie gefunden, Btol lag hier vor ihr. Seit sie sein Spiegelbild letztmals gesehen hatte, waren einige Monde vergangen. Er hatte sich verändert: Sein Gesicht wirkte weniger jungenhaft, sein Körper muskulöser. Sein Haar aber war vom gleichen Blond und seine Haut wesentlich dunkler als die ihre. Warum aber war er hier in der Höhle? Hatten nicht nur die Bewahrerinnen Zutritt zu ihr? Wieso war er bewusstlos? War er vielleicht verletzt?
    Sie wusste nicht viel über den menschlichen Körper und die Heilkunst, dennoch begann sie vorsichtig, Btols Körper auf Verletzungen zu untersuchen. Am Hinterkopf entdeckte sie eine Beule, er war wohl rücklings in die Höhle gestürzt. Ansonsten aber schien er unversehrt.
    Was sollte sie nun tun? Er war zu groß und zu schwer, um ihn ins Haus zu schaffen. Sie musste ihn irgendwie aufwecken.
    Ihr Kleid war noch immer klatschnass vom Regen und so begann sie, den Rock über Btols Gesicht auszuwringen. Vielleicht würde das Wasser ihn ja

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