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WELTEN-NEBEL

WELTEN-NEBEL

Titel: WELTEN-NEBEL Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Buchmann
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festgefroren, auch das Hosenbein war stocksteif.
    Ihel näherte sich ihm. „Was ist los?“
    „ Mein Bein ist ins Wasser geraten und jetzt bekomme ich den Stiefel nicht aus.“
    „ Wartet, ich helfe Euch.“
    Mit vereinten Kräften befreiten sie ihn von dem Stiefel, das Hosenbein aber mussten sie abschneiden. Sein Fuß und sein Bein waren taub und auch die Wärme des Feuers half nicht. Ihel begann, das Bein zu massieren, doch er hatte nicht das Gefühl, als würde es helfen. Er sagte ihr, sie solle aufhören, doch sie ließ nicht nach in ihren Bemühungen. „Wollt Ihr, dass das Bein erfriert?“
    Endlich begann er wieder, etwas zu spüren, zunächst nur ein Kribbeln, doch schnell steigerte es sich in einen beinahe unerträglichen Schmerz. Er biss die Zähne zusammen, ertrug es. Endlich kehrte das normale Gefühl in sein Bein zurück. Er wickelte es in eine Decke, um die zurückgekehrte Wärme zu erhalten. Ihel aber wandte sich der Zubereitung des Abendessens zu, ganz so, als sei nichts geschehen.
     

    Im ersten Moment wusste sie nicht, was sie tun sollte. Sie hatte noch nie mit Erfrierungen zu tun gehabt, an der Küste Atress wurde es nie so kalt. Dann aber erinnerte sie sich daran, das Reiben die Wärme zurückbringen konnte. Also mühte sie sich trotz Waylens Widerspruch. Sie konnte nicht zulassen, dass er aufgab, bevor er zu kämpfen begonnen hatte. Anfangs war das Bein kalt wie Eis, allmählich aber spürte sie, wie das Leben zurückkehrte. Unbeirrt massierte sie es weiter, bis es sich wieder ganz normal anfühlte. Sie wagte nicht, Waylen dabei anzusehen, fürchtete das, was sie in seinem Gesicht würde lesen können: Unwillen, Schmerzen? Auch konnte sie so ihre eigene Scham verbergen. Es fühlte sich seltsam an, einen Mann zu berühren, und sie spürte, wie ihr die Röte ins Gesicht stieg. Sie beruhigte sich mit dem Gedanken, dass es nicht mehr war als die Behandlung eines Verletzten, etwas, was Heilerinnen tagtäglich taten.
    Es schien überstanden, von nun an konnte Waylen sich selbst kümmern. Sie musste das Essen zubereiten. Während sie das Wasser für die Suppe zum Kochen brachte, kreisten ihre Gedanken um das, was hätte passieren können. Die ganze Sache hätte durchaus schlimm ausgehen können. Hoffentlich hatte das Bein wirklich keinen Schaden genommen. Sie waren allein hier, mitten in der Wildnis, niemand würde ihnen zu Hilfe eilen können. 'Ihr Götter, macht, dass Waylen keinen Schaden davongetragen hat.'
    Sie redete sich ein, dass ihre Sorge lediglich sich selbst und ihrem Fortkommen galt und nicht ihrem Begleiter, doch insgeheim wusste sie, dass ihr Herz nicht so kalt war, wie sie vorgab. Auch wenn sie ihn nicht mochte, so hatte er es dennoch nicht verdient zu leiden. Sie blickte sich nach ihm um. Er saß da, rieb sein Bein. Sein Gesicht zeigte Spuren von Pein, aber auch von Angst. Ihm waren die abgewendeten Folgen seines Missgeschickes wohl ebenso bewusst wie ihr, kein Wunder, dass der Schrecken über das Geschehene sich in seinen Zügen abzeichnete. Oder hatte er etwa noch Schmerzen, hatte die Kälte Schäden hinterlassen?
    „ Habt Ihr Schmerzen?“
    „ Ein leichtes Prickeln, mehr nicht. Kein Grund zur Sorge.“
    Sie wusste, dass er nicht ganz ehrlich war. Außerdem zitterte er, er fror noch immer.
    „ Das sehe ich anders. Ich wage nicht, daran zu denken, wie es hätte ausgehen können. Rückt noch etwas näher ans Feuer, damit Ihr auf keinen Fall friert. Die Suppe ist gleich fertig, sie wird Euch von innen wärmen.“
     

    Es war echte Sorge, die aus ihren Worten sprach. Er brachte ein dankbares Lächeln zustande, als sie ihm eine Schale mit Suppe reichte. Der Schein des Feuers spiegelte sich in ihren grünen Augen, die ihn forschend ansahen. Er fühlte sich genötigt, ihr erneut zu versichern, dass es ihm gut ging. Um ihre Aufmerksamkeit auf etwas anderes zu lenken, sagte er: „Irgendwie müssen wir den Stiefel trocknen, ohne ihn dabei im Feuer zu verbrennen. Ich habe nur das eine Paar.“ Halb scherzhaft fügte er hinzu: „Es ist wohl doch etwas zu kalt, um barfuß zu gehen.“
    Sie griff seinen Scherz auf und gab zurück: „Ich dachte, Ihr seid so hart, dass Euch nichts schrecken kann.“
    Die versteckte Kritik entging ihm nicht. „Ich habe wohl etwas übertrieben, was?“
    „ Möglich. Aber bis jetzt schlagt Ihr Euch ganz gut. Nur das Baden solltet Ihr demnächst vielleicht bleiben lassen.“
    Ihre Bemerkung ließ ihn auflachen und auch sie schmunzelte. So unbeschwert waren

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