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WELTEN-NEBEL

WELTEN-NEBEL

Titel: WELTEN-NEBEL Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Buchmann
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getan. Nun betrachtete er gemeinsam mit den beiden Frauen die drei Blätter Pergament. Sie hatten je eine Kopie der Karten Cytrias und Helwas angefertigt und zusätzliche eine, die beide Länder und das dazwischenliegende Meer zeigte. Anhand letzterer hatten sie eine genauere Bestimmung der Entfernung vorgenommen. Seine anfängliche Schätzung hatte sich als korrekt erwiesen. Der Entfernung nach würde die Überfahrt knapp zwei Monde dauern. Der Welten-Nebel lag auf ungefähr auf halber Strecke. Daher hatten sie beschlossen, Mitte des achten Mondes in Jal aufzubrechen. Sie wollten lieber etwas zu früh dran sein als den richtigen Zeitpunkt aufgrund von Flaute oder anderer unvorhersehbarer Ereignisse zu verpassen.
    Am nächsten Tag würden sie nach Jal aufbrechen. Da sein Fuß wieder vollständig genesen war, würden sie diesmal schneller vorankommen und voraussichtlich Mitte des siebten Mondes wieder in Jal sein. Sie hätten dann noch einen Mond, um ihre Abreise nach Helwa vorzubereiten.
     
     

    Obgleich sie fast ununterbrochen gebetet und meditiert hatte, waren die Götter still geblieben. Um die anderen und auch sich selbst zu beruhigen, hatte sie dies jedoch als gutes Zeichen gewertet. Wenn sie auf dem falschen Weg wären, hätten die Götter sicher eingegriffen.
     
     

    Fast bedauerte sie, dass die Karten nun fertiggestellt waren. Die Arbeit daran hatte ihr viel Freude bereitet. Außerdem hatte sie ihr Gelegenheit gegeben, viel Zeit mit Mawen zu verbringen. Meist waren sie während der Arbeit zu zweit gewesen, da Zada sich häufig zum Beten zurückzog. Ohne Zadas Gegenwart war es ihr viel leichter gefallen, eine Bindung zu Mawen aufzubauen. Sie fühlte sich nicht mehr ausgeschlossen und auch ihr Neid auf Zada war verschwunden. Mawen hatte sich Darija gegenüber ebenso freundlich und aufgeschlossen gezeigt wie Zada gegenüber, sie hatten gescherzt und gelacht, aber auch ernsthafte Gespräche geführt. Mawens Nähe hatte ihr gut getan, sie war glücklich und positiv gestimmt. Jetzt hoffte sie, dass die Vertrautheit auch auf der Reise erhalten blieb.
     
     

    Jahr 3619 Mond 7 Tag 13
    Jal
    Der Rückweg war frei von Überraschungen gewesen und nach nur vierzehn Tagen hatten sie Syyn erreicht. Noch zwei weitere Tage auf dem Meer und dann legten sie am Nachmittag mit dem kleinen Schiff wohlbehalten im Hafen von Jal an. Die Wiedersehensfreude bei Darijas Eltern und Geschwistern war riesig und das kleine Haus war mit Lachen und lebhaften Reiseberichten angefüllt. Die drei Reisenden waren froh, wieder ein Dach über dem Kopf zu haben und eine Mahlzeit zu sich zu nehmen, die nicht aus den Früchten des Waldes bestand. Zumindest für diesen Abend verdrängten alle den bald bevorstehenden erneuten Abschied.
    Doch schon am nächsten Morgen begannen sie eifrigst mit den Vorbereitungen. Darija kümmerte sich mit Adens Unterstützung darum, das Schiff auf etwaige Schäden zu untersuchen. Derweilen schrieb Zada Briefe an Yerina und ihre Eltern, um sie vom bisherigen Verlauf der Reise zu unterrichten. Mawen aber begann, die Karten zu kopieren. Einen Satz würden sie mit auf Reisen nehmen, einen sollte die Oberpriesterin Yerina erhalten und einen wollte er an die Gelehrten der Insel Roteha senden. So war sichergestellt, dass das Wissen der Karten nicht verloren ginge, selbst wenn sie ihnen auf der Reise abhandenkämen. Nur die Götter wussten, ob die Veränderung des schwarzen Würfels von Dauer wäre.
     
     

    Als sich am Abend alle um den hölzernen Esstisch versammelten, tischte Carlynn ein wahres Festmahl auf. Sie wusste um die einseitige und karge Kost, die die drei die letzten zwei Monde zu sich genommen hatten, und wollte sie verwöhnen, solange sie in Jal weilten. Der Gedanke an den baldigen Aufbruch schmerzte sie sehr. Ihre Tochter in den Uralt-Wald ziehen zu lassen, war ihr schon alles andere als leicht gefallen. Dabei war es eine vergleichsweise kurze Reise gewesen, noch dazu in bekanntes Gebiet. Der neuerliche Aufbruch aber würde einer ins Ungewisse sein.
    Warum ausgerechnet ihre Tochter, hatten sie und ihr Mann nicht genug für die Götter geleistet? Sie dachte an Tharet, der ebenfalls eine Tochter hatte ziehen lassen müssen. Sie zwang sich, die düsteren Gedanken beiseitezuschieben und sich auf das Tischgespräch zu konzentrieren. Sie wollte die Zeit, die ihr mit ihrer Tochter blieb, so gut wie möglich nutzen. Auch wollte sie auf keinen Fall, dass man ihr ihre Sorgen anmerkte. Die jungen Leute waren ob ihrer

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