WELTEN-NEBEL
wissenschaftliche Erkenntnisse sammelte, die dem König von Nutzen sein konnten.
Im Zuge der Reisevorbereitungen hatten sie auch jene Gegenstände zurückbekommen, die sie an Bord ihres Schiffes gelassen hatten. Durch den Überbringer der Sachen hatten sie auch erfahren, dass das Schiff in den Besitz der Krone übergegangen war und nun von Soldaten genutzt wurde. Darija war anzusehen gewesen, wie schwer sie diese Nachricht traf. Um nicht noch mehr Dinge zu verlieren, nahmen sie alle verbliebenen persönlichen Gegenstände mit auf die Reise, auch wenn manches, wie etwa die nautischen Instrumente, sicher keinen Nutzen bei einer Reise über Land hatte. Da sie in Begleitung des Prinzen reisten, war die Menge an Gepäck aber ohnehin enorm, sodass ihre Sachen kaum ins Gewicht fielen. Nicht weniger als zehn Lasttieren, Ratas genannt, begleiteten sie. Die beiden Soldaten, die der König ihnen zur Seite gestellt hatte, würden wohl die meiste Zeit mit der Versorgung der Tiere verbringen müssen. Ihnen konnte dies nur Recht sein, hatte Prinz Elec dies kommentiert. Je mehr sie zu tun hatten, desto weniger konnten die Soldaten ihren Spitzeldiensten für den König nachkommen. Zada hatte jedoch trotz der flapsigen Art des Prinzen erkennen können, dass ihm der Begleitschutz durchaus Sorgen machte und er gerne auf diesen und einen Großteil des Gepäcks verzichtet hätte. Doch da hatte der König nicht mit sich handeln lassen und darauf verwiesen, dass ein Prinz standesgemäß reisen musste.
Zu Zadas Erleichterung schloss dies das Reiten nicht ein. Weder sie noch Mawen oder Darija hatten in Cytria je die Fortbewegung auf dem Rücken eines Malans erlernt und die hier heimischen Reittiere, Lecs, waren noch etwas größer und wilder und ihre schwarze Gestalt hatte Zada Furcht eingeflößt. Elec war gerne bereit gewesen, ihrem Wunsch zu entsprechen und zu Fuß zu reisen.
'Freiheit' war ihr erster Gedanke, als sie, Elec und Mawen folgend, ihre Schritte aus dem Tor des Palastes lenkte. Selbst das hässliche graue Häusermeer Heets erschien ihr verlockend und verheißungsvoll. Gerne wäre sie losgerannt, doch der Gedanke an die Soldaten hielt sie zurück. Zweifelsohne würden sie dies als Fluchtversuch werten. Daher beschränkte sie sich darauf, tief einzuatmen und sich auf das Gleichmaß ihrer Schritte zu konzentrieren.
Er ging neben dem Prinzen her, und als sie das äußere Palasttor durchschritten, stahl sich ein Lächeln auf sein Gesicht. Ihm kam es wie eine Ewigkeit vor, dass sie das Tor in die andere Richtung durchquert hatten, dabei war seitdem weniger als ein Mond verstrichen. Endlich würde er Helwa entdecken können und dabei hoffentlich mehr finden als Elend und Armut. Die reiche Vegetation des Palastgartens hatte ihm einen Vorgeschmack auf die Reichtümer Helwas gegeben. Da sie es nicht tragen mussten, hatte er einen riesigen Vorrat Schreibmaterial eingepackt und er gedachte, jede einzelne Seite Pergament zu füllen. Nach seinem Werk der helwarischen Sprache wäre dies seine zweite Abhandlung. Sicher würde er zu Hause dafür viel Anerkennung ernten. Beim Gedanken an Cytria versetzte es seinem Herzen einen Stich. Wer wusste schon, ob er seine Heimat jemals wiedersehen würde. Kurz dachte er an seine Mutter und seinen Vater. Er hatte keine Gelegenheit gehabt, sich richtig von ihnen zu verabschieden. Es war schon Jahre her, dass er sie gesehen hatte. Elec unterbrach seine Gedanken mit einer Frage, und er wiederholte sie, als er Mawens fragenden Gesichtsausdruck sah: „Meint Ihr, es ist möglich, mir Eure Sprache beizubringen?“
„Sicher, wenn Ihr sie lernen wollt. Ich kann sie Euch während der Reise beibringen und noch vor Ablauf von sechs Monden werden Ihr sie sicher besser sprechen als ich die Eure.“
„ Seid nicht so bescheiden. Euer Helwarisch ist sehr gut und es wird jeden Tag besser. Man hört kaum noch einen Akzent.“
„ Nun, Zada war eine gute Lehrerin.“
„ Es ist erstaunlich, wie sie als Kind unbeschadet von Helwa nach Cytria reisen und die Barriere zwischen den Welten durchqueren konnte. Mein Vater ist ein Narr, wenn er glaubt, dort sei keine göttliche Kraft am Werk gewesen.“
„ Wie kommt es, dass Euer Volk nicht an die Götter glaubt?“
„ Wie es angefangen hat, vermag ich nicht zu sagen. Unsere Geschichtsschreibung hat keine Aufzeichnungen dazu. Sicher ist, dass ein jeder König es als seine Aufgabe sieht, den Glauben an die Götter zu vernichten. Dennoch ist es ihnen bis
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