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WELTEN-NEBEL

WELTEN-NEBEL

Titel: WELTEN-NEBEL Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Buchmann
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Mutter und meine Schwester jetzt? Kann ich sie sehen?“
„Was Eure Mutter betrifft, so konnte das Kind ihren Schmerz über die erlittenen Verluste nicht heilen. Als sich der Jahrestag Eures Verschwindens zum dritten Mal jährte, ist sie Eurem Vater in die Fluten gefolgt. Es tut mir leid.“
    Sicher erwarteten alle, dass sie zu weinen anfinge, doch es waren keine Tränen in ihr, nur eine unglaubliche Leere. Es dauerte einen Moment, bis sie sich gesammelt hatte. Dann fragte sie erneut nach ihrer Schwester. Die Frau des Dorfältesten schob ein junges Mädchen durch die Tür. Es wirkte eingeschüchtert wegen der vielen Fremden. Daher unterdrückte Zada den Drang, es sofort in die Arme zu schließen. Es war unnötig zu fragen, ob es sich bei dem Mädchen um ihre Schwester handelte. Ihr Herz sagte es ihr. Sie machte ein paar zaghafte Schritte auf sie zu. „Hallo, ich bin Zada.“
„Ich bin Tira.“ Sie hatte es so leise gesagt, dass es kaum zu hören gewesen war. Tira, das bedeutete die Tränenreiche, sogar der Name ihrer Schwester drückte den Schmerz ihrer Mutter aus. Ehe sie es sich versah, hatte Zada Tira in die Arme geschlossen und ließ ihren Tränen freien Lauf. Als sie merkte, wie sich Tira in ihren Armen versteifte, ließ sie sie los. „Tut mir leid. Ich wollte Euch nicht ängstigen. Wisst Ihr, wer ich bin?“
    „ Ihr tragt den gleichen Namen wie meine Schwester, aber die starb schon vor meiner Geburt.“
    „ Auch wenn es Euch unmöglich erscheinen mag, die Götter haben mich damals beschützt und in ein anderes Land gebracht. Lange konnte ich mich nicht an Helwa erinnern, doch die Erinnerungen kehrten zurück und ich bin gekommen, um nach meinen Eltern zu suchen. Nun habe ich stattdessen Euch gefunden.“
Tira schien zu begreifen, denn nun war sie es, die Zada in die Arme schloss. „Ich kann es kaum glauben. Seit ich denken kann, dachte ich, ich sei allein auf der Welt und nun habe ich eine Schwester. Du musst mir alles über dich erzählen.“
    „ Das werde ich, versprochen.“
    An diesem Abend sprach sie noch lange mit ihrer Schwester und die Nacht schliefen sie im gleichen Bett.
     
     

    Es war schön zu sehen, wie sich die anfängliche Trauer Zadas in Freude verwandelt hatte. Jetzt, da die Suche nach Zadas Eltern beendet war, wurde es Zeit, sich über die weiteren Reisepläne zu verständigen. Deshalb war er mit dem Prinzen zu einem Rundgang durch das Dorf aufgebrochen, um ungestört reden zu können.
    Das Dorf lag einige Dutzend Fuß über dem Meer auf einem Felsplateau, eine steinerne Treppe führte hinab zu den Liegeplätzen der Boote.
Elec sagte: „Lasst uns hinunter zu Meer gehen.“
    Als sie die Treppen hinabstiegen, begann Elec von den Möglichkeiten zu reden, die sie nun hatten. Sie könnten zu den Wüstenstämmen reisen oder zu den Talbewohnern des nördlichen Gebirges. Ihnen blieben noch neun Monde, bevor sie im Palast zurückerwartet wurden.
    „ Ich würde gerne die Wüstenstämme besuchen. Aber es geht hier nicht nur um mich. Zada würde sicher gerne noch eine Weile bei ihrer Schwester bleiben, wenn nicht gar für immer. Und auch wenn Darija es nicht zugeben würde, so sieht sie in der Reise nur wenig Sinn.“
    „ Ich weiß, was Ihr meint. Vielleicht ist es Zeit, dass ihr nach Cytria zurückkehrt. Tira kann euch dorthin begleiten. Eine bessere Gelegenheit zu Flucht wird sich nicht ergeben. Felkan wird sich euch nicht entgegenstellen und sicher lässt sich hier ein geeignetes Boot finden, das Darija hochseetauglich machen kann.“
    „ Eure Argumente sind gut, aber habt Ihr dabei an Euch gedacht. Ihr werdet Euch für unsere Flucht verantworten müssen.“
    „ Macht Euch darüber keine Gedanken, ich bin immerhin der Prinz.“
„Trotzdem. Aber lasst uns mit den anderen darüber reden.“
     
     

    Jahr 3620 Mond 2 Tag 15
    Fischerdorf an der Westspitze
    Nach dem Frühstück berieten sie über Elecs Vorschlag. Auch Tira und Felkan nahmen an der Unterredung teil. Elec hatte Felkan zuvor darauf hingewiesen, dass er damit in Konflikt mit dem Befehl des Königs kommen würde, doch der Soldat schwor, dass seine Treue einzig dem Prinzen gehörte.
Darija wusste zunächst nicht, was sie von der Aussicht, nach Cytria zurückzukehren, halten sollte. Einerseits wollte sie auf keinen Fall in den Palast zurückkehren, um dort in der Gewalt des Königs zu sein. Andererseits erschien es ihr zu früh für die Rückkehr, Helwa und Cytria waren noch nicht wirklich zusammengeführt, die Aufgabe, die die

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