WELTEN-NEBEL
mit Euch zu sprechen.“
„ Was ist, Felkan?“
„ Ich wollte Euch um etwas bitten. Ich würde gerne Zada und Darija nach Cytria begleiten. Natürlich nur, wenn auch die beiden zustimmen.“
„ Was veranlasst Euch zu diesem Wunsch?“
„ Ich stehe noch immer in Darijas Schuld. Ich hoffe, diese eines Tages begleichen zu können. Auch hoffe ich, in Cytria ein neues Leben beginnen zu können. Wenn ich hierbleibe, werde ich wieder in den Dienst des Königs treten müssen. Ich weiß nicht, ob ich dies noch kann.“
„ Meinen Segen habt Ihr, allerdings müsst Ihr Darija und Zada um Erlaubnis bitten.“
„Ich danke Euch, mein Prinz.“
„ Zada, Darija, kommt ihr bitte?“
Felkan hatte nicht damit gerechnet, seine Bitte sofort vorbringen zu müssen. Als Darija vor ihm stand, fehlten ihm plötzlich die Worte. Nun aber gab es kein Zurück mehr. Er versuchte, sich zu sammeln. Stockend begann er: „Zada, Darija, ich möchte euch um etwas bitten, das mir wirklich sehr am Herzen liegt.“ Sein Blick kreuzte Darijas und er vergaß, was er hatte sagen wollen. Zada bat ihn fortzufahren: „Nur keine Scheu, tragt Eure Bitte vor, Felkan.“ Sie legte ihm sogar freundschaftlich die Hand auf den Arm. Diese freundliche Geste ermutigte ihn, obgleich Darija eine deutlich ablehnendere Haltung eingenommen hatte, indem sie die Arme vor dem Körper überkreuzte.
„ Ich wollte fragen, ob ich euch nach Cytria begleiten darf.“
Darijas Antwort kam schnell und heftig: „Was soll der Unsinn? Wollt Ihr immer noch Eure Schuld bei mir begleichen? Ihr habt uns bis hier begleitet und deckt unsere Flucht. Damit habt Ihr genug getan.“
„ Nein. Es ist nicht nur das. Hier erwartet mich nichts außer der Dienst für einen König, der mir zuwider ist. In Cytria hätte ich die Chance auf einen Neuanfang. Bitte lasst mich mitkommen.“
Zada gab ihr Einverständnis und auch Darija zuckte mit den Schultern, ganz so, als sei es ihr egal.
„ Ich danke euch.“
Im Morgengrauen verabschiedeten sie sich von den Dorfbewohnern. Als sie zu sechst das Schiff bestiegen, erschien es ihm schon recht eng, doch es war ja nicht für lange. Schon am Abend würden er und Elec von Bord gehen.
Die letzten gemeinsamen Stunden nutzten sie, um sich voneinander zu verabschieden und gemeinsam zu den Göttern zu beten. Sie baten um Leitung und Führung für die bevorstehenden Reisen.
Am Abend legten sie an und gingen gemeinsam an Land. Sie wollten noch einmal ein Lager aufschlagen, bevor sich ihre Wege trennten.
Der Morgen war noch fern, als Mawen erwachte. Elec saß aufrecht neben ihm. Er erhob sich und gemeinsam entfernten sie sich einige Schritte vom Lager. „Noch könnt Ihr mitfahren. Ihr müsst nicht bleiben. Bedenkt, dass Ihr Eure Heimat vielleicht nie wiederseht, wenn Ihr jetzt bleibt.“
„ Ich weiß, doch dies ist ein Risiko, das ich schon vor fast sieben Monden einging, als ich Cytria verließ. Meine Entscheidung ist gefallen. Wenn Ihr nicht möchtet, dass ich weiter mit Euch reise, so werde ich Helwa alleine erkunden.“
„ Wie kommt Ihr darauf, dass ich Euch nicht mehr um mich haben will? Ich könnte mir keine bessere Reisebegleitung vorstellen. Ihr habt mir eine völlig neue Sicht auf mein Land ermöglicht.“
Insgeheim hatte er auf eine Antwort gehofft, die mehr Gefühl erkennen ließ, doch das konnte er wohl nicht erwarten. Für Elec war er nur Mawen, der Gelehrte. Wie hätte er auch mehr sein können? Glücklicherweise war es so dunkel, dass Elec die Enttäuschung in seinem Gesicht nicht sehen konnte. Er nickte und bedankte sich für das Kompliment. Gemeinsam kehrten sie zum Lagerplatz zurück.
Noch einmal kontrollierte er die Lederhülle, die das Pergament vor Wasser schützen sollte, bevor er Zada seine Aufzeichnungen und die Briefe an Freunde und Familie überreichte. Danach umarmte er der Reihe nach Zada, Darija, Tira und auch Felkan. Dann musste er den Blick abwenden. Wenn er sie an Bord gehen sah, würde er seine Tränen nicht mehr zurückhalten können. Er hörte, wie sich auch Elec von allen verabschiedete. Dann hörte er, wie ein vielstimmiges 'Mögen die Götter mit euch sein' auf Helwarisch und Cytrian erklang. Dann war es still. Er flüsterte: „Mögen die Götter mit euch sein, meine Freunde, und mit uns.“
Er spürte Elecs Hand auf seiner Schulter, wandte sich aber nicht um. Als er sich denn endlich umsah, war das Schiff nur noch ein kleiner Punkt auf der Weite des
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