Welten-Reise
kommen einverstanden. Zu ihrer großen Erleichterung beendeten die beiden dann endlich ihren Kuß.
Mae sah ganz benommen aus, und die glimmenden Lichter in i h ren Augen flackerten. »Vielleicht habe ich bisher die Männer falsch beurteilt«, sagte sie. »Sie…«
»Sie sind nicht alle so wie dieser!« warf Ivy ein. »Vergiß nicht, daß dieser hier ein Magier ist. Gewöhnliche Männer wären deine Zeit nicht wert. Du mußt sie ja nicht auffressen, ignoriere sie einfach.«
»Ja, natürlich«, stimmte Mae zu. Aber sie sah nicht vollkommen überzeugt aus.
»Komm mit«, schlug eine der alten Frauen vor. »Wir müssen dich baden und ankleiden.«
»Mich baden?« fragte Mae alarmiert.
»Sie werden dich nur kurz einseifen«, erläuterte Ivy schnell. »Es tut überhaupt nicht weh. Sie wollen nur, daß du für die Kunden hübsch aussiehst.«
»Hübsch aussehen…«, wiederholte Mae und warf einen Seite n blick auf Grey. »Ja, das wäre vielleicht das beste.«
»Laß uns hier verschwinden!« sagte Ivy unvermittelt.
Nada hielt sie zurück. »Da wäre noch etwas.« Sie wandte sich dem alten Mann zu. »Gibt es einen Pfad, der um den Fuß des Be r ges herumführt und den wir nehmen könnten, um zu unserem Ausgangspunkt zurückzukehren?«
»Selbstverständlich, alle Kunden benutzen ihn. Dort entlang.« Er zeigte ihnen die Richtung.
»Vielen Dank«, sagte Nada und strahlte ihn an. Darin war sie besser als Ivy.
Electra wies ihnen den Weg, indem sie auf den beschriebenen Pfad zusprang. Ivy hielt Greys Hand sehr fest und führte ihn von den Ruinen fort. Nada folgte ihnen mit der Andeutung eines L ä chelns auf ihrem Gesicht. Sie verwandelte sich in ihre Schlange n gestalt, weil diese auf windigen Pfaden am geeignetesten war.
Seit dem Kuß hatte Grey noch nicht ein einziges Wort gespr o chen. In dem Moment, als sie außer Sicht- und Hörweite der Ru i nen waren, wandte sich Ivy an ihn. »Also, warum so schweigsam, Grey? Hat sie dich wirklich so sehr beeindruckt?« Sie war verä r gert, obwohl sie wußte, daß sie keinen Grund dazu hatte.
Grey öffnete seinen Mund. Ein rotes Rinnsal lief ihm über die Lippen. Er beugte sich zur Seite und spuckte Blut aus. »Ich, äh, konnte überhaupt nichts sagen, denn wenn sie das Blut bemerkt hätten, hätten sie nicht geglaubt, daß sie gezähmt worden ist.«
Ivy starrte ihn an. »Sie hat dich wirklich gebissen!«
Er kramte ein Taschentuch hervor und betupfte damit seine Lippen. »Ja. Ich glaube aber, es war unabsichtlich, genau so, als wenn man niesen muß. Sie kann einfach einem Mann nicht so nahe kommen, ohne anzugreifen, zumindest ein bißchen. Und ich konnte den Kuß nicht unterbrechen, bis sie mich losließ. Also habe ich mich irgendwie konzentriert und ihre magische Natur neutralisiert, bis sie aufhören mußte.«
»Also das war es, was sie so respektvoll werden ließ!« rief Ivy aus. »Sie hat deine Macht gespürt!«
»Das denke ich auch. Auf jeden Fall glaube ich, daß es ihr leid getan hat. Aber sie ist schon ihr ganzes Leben lang eine Wilde Frau gewesen, und es muß sehr schwierig sein, sich plötzlich so zu ve r ändern, selbst wenn sie wirklich kein Blut mag.« Also hatte die Mänade ihren Gefallen an der Wildheit nicht vollständig verloren! Irgendwie fühlte Ivy sich jetzt besser. »Mein armer Liebling«, murmelte sie plötzlich voller Zärtlichkeit. »Laß mich deine Heilung verstärken.« Weil die Wunde in seinem Mund war, berührte sie seine Lippen – mit ihren eigenen.
Sie verstärkte den Kuß, und Grey erholte sich schnell.
Bald darauf nahmen sie ihren Weg den Pfad entlang wieder auf, hielten sich dabei an den Händen und kamen viel besser voran als vorher.
Chex war froh, sie zu sehen. »Wir haben einige Erschütterungen bemerkt, wollten aber nicht stören«, erläuterte sie. »Hat die Muse deine Frage beantwortet?«
»Nicht genau genug«, entgegnete Ivy. »Aber wir haben herausg e funden, daß Grey tatsächlich Talent hat. Es scheint so, als ob er nach Belieben magische Kräfte neutralisieren könnte. Das erklärt auch eine Menge kleinerer mysteriöser Zwischenfälle.«
»Das sehe ich genauso«, stimmte Chex zu. »Aber bist du wirklich sicher? Ich habe bei ihm vorher keinerlei Anzeichen von mag i schen Kräften bemerkt.«
»Finden wir es heraus!« rief Electra mit gewohnter Überschwen g lichkeit. »Laß ihn doch versuchen, dich am Fliegen zu hindern!«
»Aber das will ich überhaupt nicht!« protestierte Grey.
»Es soll doch nicht für immer sein«,
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