Welten-Reise
rief er aus. »Ich hatte einmal einen scharfkantigen Stein, und es war mir gelungen, unbeobachtet ein wenig daran zu scheuern, aber die Magie war zu mächtig, und ich erreichte nichts.«
»Wir sollten jetzt von hier fortreiten«, schlug Grey vor. »Das Wasser wird dir nichts anhaben, solange du in Kontakt mit mir bist, also mach dir nichts draus, wenn es aus dem Becher spritzt.« Das war buchstäblich wahr: Das Wasser würde dem Zentauren nichts anhaben, nicht solange er Kontakt hielt – oder zu irgende i ner anderen Zeit. »Ivy wird es auf jeden der Kobolde spritzen, der zu nahe kommt. Bist du bereit?«
Der Zentaur schielte nervös nach dem Becher. »Ja«, entgegnete er unsicher.
Das Aufsitzen erforderte einiges Geschick, ohne dabei Ivys Hand loszulassen, denn um den Schein zu wahren, mußte er sie festhalten. Aber der Zentaur griff nach hinten, half ihr hinauf, und danach schwang Grey sich hinter sie.
»Geh los«, forderte Grey ihn auf. »Aber langsam, damit sie keine Dummheiten machen, bis wir von diesem Lager weg sind.«
»Alles klar«, antwortete der Zentaur. Er schritt vorsichtig voran.
»Ich bin sicher, daß du sehr schnell laufen kannst, wenn es nötig ist«, bemerkte Ivy.
Angeführt durch einen Unterführer näherten sich auf dem Pfad weitere Kobolde. »Ich glaube, das ist alles nur ein Schwindel!« brüllte der Unterführer. »Das Wasser hat seinen Haß verloren!«
Ivy schüttete das Wasser über den Unterführer. Der Kobold ve r suchte, zurückzuweichen, aber das Wasser erreichte ihn und sprit z te auch noch über mehrere andere, die neben ihm standen.
Das erste, was die nassen Kobolde sahen, waren die häßlichen Grimassen ihrer Kumpane. Für einen Augenblick starrten sie sich an. Dann brach ein Tumult aus, und sie stürzten sich aufeinander. Der Unterführer schwang seine Keule auf seinen Gegner, und zwei andere begannen, sich gegenseitig zu verprügeln.
»Laß uns hier verschwinden!« sagte Grey.
»Du kannst es!« rief Ivy dem Zentauren zu. »Du bist superstark und schnell!«
Der Zentaur brauchte keine Ermunterung. Er sprang über den nächsten Kobold und schoß den Pfad hinab. Der Kampf der K o bolde breitete sich aus, und keiner verfolgte den Zentaur. Aber die Kobolde, die weiter entfernt standen, stießen einen Warnruf aus. »Fangt sie. Sie entkommen!«
Aber es war schon zu spät. Trotz der doppelten Last konnte der Zentaur schneller laufen als die kurzbeinigen Kobolde. Besonders auf dem ausgetretenen Trampelpfad. Ein Stein flog, verfehlte sie aber. Sie hatten ihre Freiheit wieder.
In ausreichender Entfernung zum Koboldlager verließen sie den Pfad. »Wir sollten besser einen Fluß finden und das Haßwasser von unseren Beinen waschen«, schlug der Zentaur vor. »Sonst wird es uns angreifen, in dem Moment, wo wir aufhören, uns zu berü h ren.«
»Kein Grund zur Besorgnis«, beruhigte Grey. »Es ist kein mag i sches Wasser; das war ein Bluff von Grotesk.«
»Aber es ist magisch«, beharrte der Zentaur. »Es ließ die Kobolde gegeneinander kämpfen, als sie damit in Berührung kamen!«
»Nein, das war einfach simple Psychologie. Sie glaubten, es wü r de sie auf diese Weise beeinflussen, und so tat es das auch.«
»Also, ich glaube daran«, sagte der Zentaur. »Ich habe es mehr als einmal wirken sehen, wenn der Anführer jemanden bestrafen wollte. Ich möchte es ganz von mir abwaschen, bevor ihr absitzt.«
Grey zuckte die Achseln. Es war sinnvoll für eine magische Kreatur, an Magie zu glauben. »Weißt du, wo ein geeigneter Fluß ist?«
»Ja, es gibt einen Strom nicht weit von hier. Er fließt in die Schlucht.«
»Die Schlucht!« rief Ivy aus. »Wir gehen dorthin!«
»Aber das ist gefährlich!« protestiere der Zentaur. »Dort läuft der Spaltendrachen herum!«
»Wir sollten uns lieber untereinander vorstellen«, schlug Ivy vor. »Ich bin Prinzessin Ivy von Schloß Roogna.«
»Wirklich?« fragte der Zentaur verblüfft. »Ich habe schon von dir gehört. Du verstärkst die Fähigkeit der Leute.«
»Ja. Ich half dir, schneller und stärker zu laufen.«
»Das hast du wirklich getan! Ich habe es niemals vorher so gut gemacht, auch nicht ohne doppelte Last. Ich dachte, ich hätte bloß Angst! Ich werde Donkey genannt.«
»Wie? Donkey der Esel?« fragte Grey.
»Weil ich klein und grau bin und lange Ohren habe«, erläuterte er. »Die anderen haben mich immer verspottet, also habe ich es vorgezogen, meine eigenen Wege zu gehen. Aber dann haben die Kobolde mich gefangen, und
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