Welten-Reise
denke schon. Ich meine, nach all dem, was ich gesehen h a be.«
Sie küßte ihn leidenschaftlich. »Oh, wie wunderbar!« rief sie zw i schen den Küssen aus. »Jetzt ist alles perfekt!«
Dann stellte sie ihm den Drachen vor: »Dies ist Stanley Dam p fer, der Spaltendrache«, sagte sie und umarmte den mächtigen Kopf des Drachen. Das Dampfen hörte einen Moment lang auf; der Drache hielt offensichtlich den Atem an, um sie nicht zu verbrennen. »Und Stanley, das hier ist Grey Murphy, mein Verlo b ter.«
Der Drachen grüßte mit je einem Rauchwölkchen aus einem N a senloch; es schien so, als wäre jeder Freund von Ivy auch sein Freund. Das war auch gut so, denn er hatte ein riesiges Maul voller Zähne und gewaltige Klauen an jedem seiner sechs Füße. Das war bestimmt keine Kreatur, der man sich unsympathisch machen sol l te!
Bald darauf bereiteten sie sich für die Nacht vor, weil die Du n kelheit das Tageslicht immer weiter zurückdrängte. Der obere Ausschnitt der Spalte blieb hell, aber unten breiteten sich immer länger werdende Schatten aus. Der Drache legte sich um sie he r um, und die drei Daunenkissen, die Ivy fand, wurden in die Mitte gelegt. Es war sehr gemütlich.
»Ja, der Fluß fließt hier bergauf«, erklärte Ivy am Morgen. »Das ist der einzige Weg, wie er die Schlucht verlassen kann. Es gibt einen anderen, breiteren Fluß, weiter östlich, der in die entgegengesetzte Richtung fließt. Wir könnten auf einem von ihnen hinauffahren, aber das ist nicht sehr sicher. Also werden wir den anstrengenden Fußweg hinauf nehmen müssen, über die unsichtbare Brücke.«
»Unsichtbare Brücke?«
Sie lächelte. »Ich werde sie dir zeigen, wenn wir dort hinko m men! Wir werden die Spalte auf ihr überqueren, weil der Aufstieg auf der nördlichen Seite viel besser ist. Dann werden wir auf uns e rem magischen Pfad sein – und auf unserem Weg nach Schloß Roogna.« Aber dann stutzte sie plötzlich und sah verstört aus.
»Stimmt irgend etwas nicht?« fragte Grey.
»Nichts, das nicht schon von Anfang an nicht gestimmt hätte«, sagte sie rätselhaft. »Kümmere dich nicht darum.« Dann lächelte sie und küßte ihn, und sein Versuch, sich Sorgen zu machen, ve r schwand, bevor er ihn zum Ausdruck bringen konnte.
Es dauerte nicht lange, bis sie zum Ausgang der Spalte gelangten, denn Grey ritt auf Donkey und Ivy auf dem Drachen. »Sieh mal… hier ist es!« sagte Ivy und deutete hinauf. »Die Brücke.«
Grey schaute hin. Dort war nichts zu sehen. Aber natürlich war sie unsichtbar, also ergab es einen Sinn – das hoffte er jedenfalls.
Sie saßen ab. Ivy umarmte den Drachen zum Abschied. Es war offensichtlich, daß es eine aufrichtige und tiefe Freundschaft zw i schen diesem jungen Mädchen und dem Drachen gab. Grey war fast auf ihn eifersüchtig. Er war erst vor so kurzer Zeit auf der Bildfläche erschienen, während diese beiden, wie Ivy ihm erzählt hatte, schon seit ihrem dritten Lebensjahr Freunde waren: vierzehn Jahre!
Dann stiegen sie den Seitenpfad hinauf. Es war ein besserer Pfad als der vorherige, und sie konnten von Zeit zu Zeit nebeneinander gehen. Trotzdem war es noch ein langer, anstrengender Aufstieg.
»Müde?« fragte Ivy, und Grey mußte zugeben, daß er es war.
»Jetzt nicht mehr«, sagte sie und drückte seinen Arm. Und wir k lich, er spürte neue Kräfte. Ihre Verstärkung funktionierte wir k lich! Es war einfach, das festzustellen, jetzt, wo er daran glaubte.
Sie erreichten den Gipfel, und Ivy führte sie auf den Weg über die Brücke. Plötzlich schritt sie in die Luft über der Spalte. Grey schrie erschrocken auf, dann sah er aber, daß sie stand, anstatt zu fallen. Es gab wirklich eine Brücke.
Grey und Donkey folgten ihr. Die Brücke hatte ein Geländer und war ziemlich sicher. Wenn er seine Augen schloß, dann war Grey ziemlich zufrieden mit ihrer Stabilität. Nur wenn er die A u gen öffnete und hinunterschaute, hinunter, den weiten Weg hinu n ter, dann wurde ihm schwindlig. Also konzentrierte er sich auf Ivy, was keine unangenehme Aufgabe war, und ging weiter, ohne noch einmal hinabzusehen.
Auf der anderen Seite wandte sich Ivy noch einmal um, um Sta n ley dort unten in der Tiefe zuzuwinken. Der Drachen antwortete mit einer großen Dampfwolke. Dann wurde es Zeit, um dem m a gischen Pfad nach Schloß Roogna zu folgen.
9
ULTIMATUM
Sie gingen den vertrauten verzauberten Pfad entlang. Nach einer weiteren Tagesreise würden sie Schloß Roogna erreichen, beso n ders dann, wenn
Weitere Kostenlose Bücher