Welten - Roman
Toilette zu masturbieren, um mich nicht vor den Schwestern und Wärtern zu blamieren.
Eine der Schwestern ist eine üppige freundliche Frau mit aufgemalten Augenbrauen, eine andere ist ziemlich klein und hübsch mit gebleichten blonden Haaren. Außerdem gibt es zwei Wärter oder Pfleger, einer ein bärtiger Mann mit Pferdeschwanz, die andere eine zart wirkende, doch erstaunlich starke Dame, die älter zu sein scheint als ich. Wenn eine von ihnen - na ja, um ganz aufrichtig zu sein, eigentlich nur die hübsche Blondine - je Anzeichen von sexuellem Interesse für mich zeigen würde, könnte ich mir die Sache mit der vorbeugenden Selbstbefriedigung am Badetag vielleicht noch mal überlegen. Bisher sieht es allerdings nicht danach aus, und ich werde von ihnen allen mit einer Art professioneller Distanziertheit gewaschen.
Weiter hinten am Gang befindet sich ein Aufenthaltsraum, wo andere Patienten zum Fernsehen zusammenkommen. Ich gehe nur selten hin und tue so, als würde ich die Programme nicht verstehen, auch wenn das nicht stimmt. Die meisten anderen Patienten sitzen nur mit hängendem Kiefer da, und ich ahme sie nach. Hin und wieder versucht einer, ein Gespräch mit mir anzuknüpfen, aber ich starre den Betreffenden nur lächelnd an und murmle irgendwas, und normalerweise verschwindet er dann wieder. Nur ein großer fetter Glatzkopf mit schlechter Haut verschwindet nicht, sondern setzt sich regelmäßig
neben mich, um beim Fernsehen mit leiser, beschwörender Stimme auf mich einzureden. Wahrscheinlich erzählt er mir von seiner undankbaren, respektlosen Familie und von seinen sexuellen Abenteuern als jüngerer und attraktiverer Mann, aber es könnte genauso gut sein, dass er mich mit blutrünstigen Volkssagen aus der Gegend oder seinen detaillierten Plänen für eine Perpetuum-Mobile-Maschine ergötzt oder mir gar seine unsterbliche Liebe gesteht und mir schildert, was er alles mit mir anstellen möchte, sobald wir allein sind. Oder vielleicht gesteht er mir auch seinen unsterblichen Hass und schildert mir, was er alles mit mir anstellen möchte, sobald wir allein sind. Ich weiß es nicht, weil ich von seinem Gefasel kaum ein Wort erfasse. Er spricht wohl die gleiche Sprache wie die Ärzte und Pfleger - von denen ich die meisten ganz gut verstehe -, aber in einem anderen Dialekt.
Doch ich kümmere mich ohnehin kaum um das Fernsehzimmer und die anderen Patienten. Ich liege oder sitze hier und denke über alles nach, was ich getan habe und zu tun gedenke, sobald die unmittelbare Gefahr vorüber ist und ich mein altes Leben wiederaufnehmen kann. Ich lächle und kichere manchmal sogar vor mich hin bei der Vorstellung, dass diese armen Trottel hier bis zu ihrem Tod vor sich hin vegetieren, während ich schon längst wieder ins pralle Leben eingetaucht sein werde und meinen Launen folgend zahllose Welten durchstreife. Wie schockiert sie wären, die Patienten und das Pflegepersonal, wenn sie das wüssten!
ADRIAN
Das Komische ist, ich habe Kokain schon immer gemocht. Na klar, es hat mich reich gemacht und mir bei meinem Aufstieg praktisch aus dem Nichts geholfen, aber was ich meine, ist, ich habe es gemocht, wenn ich es genommen habe.
Koks ist eine echt brillante Droge. Alles daran hat mich angesprochen, es hat mir gefallen, dass es wie aus einem Guss ist. Angefangen bei der Sauberkeit. Ich meine, schau dir das doch mal an: ein wunderschönes, schneeweißes Pulver. Manchmal leicht gelblich, aber nur wie von der Sonne ganz hell angestrahlte Wolken, die zuerst weiß sind und dann gelb schimmern. Eigentlich ein Witz, dass das Zeug aussieht wie Scheuerpulver, aber selbst das ist irgendwie richtig. Es fühlt sich an, als würde es dir den Schädel ausputzen, du verstehst schon. Und auch wie man es zu sich nimmt, passt dazu. Saubere, scharfe, fest umrissene Gegenstände wie Rasierklingen, Spiegel und eng zusammengerollte Geldscheine, am besten neu, den Wert kannst du dir aussuchen. Ich liebe den Geruch von neuen Scheinen, ob mit oder ohne Pulver.
Und es setzt dich unter Strom, verleiht dir Ehrgeiz und Können in einem einzigen mühelos geschnupften Paket. Plötzlich ist nichts mehr unmöglich. Du kriegst jedes Problem auf die Reihe, fegst jeden Widerstand beiseite und erkennst für jede Herausforderung eine klare, clevere Lösung. Es ist eine Droge, die aktiviert. Eine Droge für Macher.
Wo ich herkomme, standen alle auf Dope, H oder Speed, das Koks für arme Schlucker, und später dann auf E. Speed ist wie Laminat statt
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