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Welten - Roman

Titel: Welten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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Nonsens-Laute, die er von sich gibt, aber ein mindestens ebenso nebulöser Wortschwall.
    Fast als würde er mich verstehen. Allmählich wird mir das Ganze zu viel, und ich spüre, wie mir heiß wird. Vorsichtshalber beschließe ich, gar nichts mehr zu sagen, doch nun bricht eine derartige Tirade aus ihm hervor, komplett mit wilden Gesten und Spucken, dass ich mich zu einer Antwort gezwungen sehe. Zumindest hält er währenddessen den Mund, und ich laufe nicht Gefahr, mit Speichel besprenkelt zu werden. »Lethrep stimpit kra zho ementeusis fla jun peserefal, krin tre halulavala!«

    Wieder nickt er, spricht schnell und undurchdringlich, dann hält er die Hand hoch und steht ächzend auf, um das Zimmer zu verlassen. Am liebsten wäre mir natürlich, wenn er für heute verschwunden wäre. Oder für immer. Doch irgendetwas an seiner letzten Geste lässt mich befürchten, dass er bald wieder auftaucht. Während er weg ist, fächle ich mir Luft zu und schüttle die Bettdecke, um mich ein wenig abzukühlen.
    Nach zwei Minuten kommt er zurück und führt einen anderen Patienten herein, einen mageren Kerl mit hängendem Kiefer, den ich wiedererkenne, mit dem ich aber noch nie zu tun hatte. Meines Wissens gehört er zu denen, die nie mit jemandem reden. Sein dünnes, ausgemergeltes Gesicht wirkt zu alt für den Körper. Er hat strähniges schwarzes Haar, eine ausdruckslose Miene und einen zerfransten Bart, der nie zu wachsen scheint. Es bleibt unklar, ob er mich überhaupt wahrgenommen hat. Der Dicke setzt ihn auf dem Stuhl ab, den er soeben freigemacht hat, und redet schnatternd auf ihn ein. Ich meine, das eine oder andere zum Thema Zuhören und Reden zu erfassen, aber er spricht so schnell, dass ich mir nicht sicher bin. Nun sieht mich der Jüngere an und sagt leise etwas, das ich nicht mitbekomme. Hinter ihm deutet der Dicke erwartungsvoll auf mich. Ich male mit zwei Händen ein Was? in die Luft. Der Dicke verdreht die Augen und macht mit der einen Hand eine Art kreisförmiges Eilesignal, während er dem Jüngeren mit der anderen auf die Schulter tippt und dann auf mich zeigt.
    »Skib ertelis byan grem schetlintibub«, sage ich zu dem Sitzenden. »Bolzaten glilt ak etherurat fisriline hulp.« Ich spüre, wie mir noch heißer im Gesicht wird, und habe Angst zu erröten. Der Schweiß steht mir auf der Stirn. Das
Ganze ist vollkommen lächerlich, doch nun scheinen beide Männer hingerissen, und ich rede einfach weiter, auch wenn es reines Gefasel ist, weil es mir leichter fällt, als zu schweigen und auf ihre Antwort zu warten oder gar in Lachen auszubrechen. »Danatre skehellis, ro vleh gra’ampt na zhire; sko tre genebellis ro binitschire, nasko voross amptfenir-an har.« Plötzlich ist meine Kehle wie ausgetrocknet, und mir gehen die Ideen aus.
    Bedächtig nickend kneift der Jüngere die Augen zusammen. Auch bei ihm habe ich den Eindruck, als hätte er diesen Quatsch verstanden. Langsam lenkt er seinen Blick von mir zu dem Dicken und murmelt etwas. Der Glatzkopf wackelt mit dem Kopf und macht eine Geste, die etwas wie ich hab’s dir ja gesagt ausdrückt. Der Jüngere beugt sich vor und artikuliert mit gemessener Stimme: »Poldi poldipol, pol pol poldipolpol poldi poldi.« Grinsend lehnt er sich wieder zurück.
    Na schön, sie machen sich über mich lustig. Mit schmalem Lächeln schaue ich ihm in die Augen. »Poldi poldi polodi plopolpopolpopilploop.«
    Eigentlich hatte ich wieder ein Grinsen oder Lachen erwartet. Stattdessen wirkt er verstört wie jemand, der gerade auf furchtbare Weise beleidigt worden ist. Nachdem er mich von oben bis unten gemustert hat, springt er auf und schüttelt wütend die Hand des Dicken ab, der ihn wohl besänftigen will. Der Glatzkopf setzt zu einer offenbar beschwichtigenden Bemerkung an, aber der Jüngere unterbricht ihn und stößt einen Schwall von Lauten aus, die sehr nach Beschimpfungen klingen. Ich verstehe nur das Nonsenswort »Poldi«. Er spuckt auf den Boden unter meinem Bett, dreht ab und stürmt in hochfahrender Haltung hinaus.

    Der Dicke tritt zur Tür und ruft ihm in klagendem Ton etwas nach. Dann schüttelt er mit tiefem Seufzen den Kopf und betrachtet mich mit bedauernder, gekränkter und enttäuschter Miene. Mit seiner pummeligen Hand kratzt er sich am Hinterkopf und stößt ein weiteres resigniertes Seufzen aus. Seine nächste Bemerkung hört sich für mich an wie eine Frage. Aber von nun an sage ich bestimmt nichts mehr, und so sitze ich nur da und starre ihn zornig

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