Welten - Roman

Titel: Welten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne

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an.
    Erneut schüttelt er den Kopf und stellt eine ähnlich klingende Frage. Als keine Antwort kommt und mein Funkeln noch giftiger wird, fährt er sich mit den Wurstfingern über die Glatze und schaut auf den Boden, vielleicht auf die Stelle, wo der andere hingespuckt hat. Ich bezweifle, dass er genügend Manieren besitzt, um etwas gegen diese Unverschämtheit zu unternehmen. Bestimmt muss ich warten, bis es von einem Wärter oder einer Reinigungskraft weggeputzt wird. Natürlich könnte ich es auch selbst machen, aber das fände ich beschämend nach diesem ungerechtfertigten und ungehobelten Benehmen.
    Mit abgewandtem Blick murmelt er etwas vor sich hin und reibt sich nervös die Hände. Nach einem letzten theatralischen Seufzen und Kopfschütteln verschwindet er mit hängenden Schultern durch die Tür.
    Diesmal bleibt er weg. Voller Erleichterung greife ich nach dem dünnen Plastikbecher mit dem wässrigen Fruchtsaft. Beim Trinken fällt mir auf, dass meine Hände zittern.

DER WELTENWECHSLER
    »Hast du Lord Harmyle getötet?«
    »Ja.«
    »Warum?«
    »Ich hatte den Befehl dazu.«
    »Von wem?«
    »Von Madame d’Ortolan.«
    »Ich weiß, dass das nicht stimmt. Lord Harmyle stand nicht auf deiner Liste.«
    »Wirklich? Da muss ich mich verlesen haben.«
    »Bitte keine flapsigen Bemerkungen.«
    »Nein? Okay.«
    »Also, hast du …«
    »Haben Sie die Liste gesehen?«
    »Was?«
    »Haben Sie die Liste gesehen?«
    »Unerheblich. Hattest du Befehl, weitere Menschen zu töten?«
    »Ja.«
    »Wen?«
    »Dr. Seolas Plyte, Ms. Pum Jésusdottir, Mr. Brashley Krijk, Graf Hertzloft-Beiderkern, Comandante Odil Obliq und Mrs. Mulverhill die Jüngere.«
    Schweigen. Ich hatte den Eindruck, dass alles nicht nur aufgenommen, sondern zusätzlich protokolliert wurde. Ein Kreis von Lichtern umgab mich. Der Vernehmungsbeamte war immer noch unsichtbar hinter mir. »Nach meinen Informationen solltest du die genannten Personen nur gewaltsam überführen, mit Ausnahme Lord Harmyles, der wie bereits erwähnt zweifelsfrei nicht auf der Liste stand.«
    »Madame d’Ortolan hat mir mündlich den Befehl erteilt,
dass alle auf der Liste nicht überführt, sondern getötet werden sollten. So schnell wie möglich.«
    »Ein mündlicher Befehl?«
    »Ja.«
    »In einer Angelegenheit von solcher Tragweite?«
    »Ja.«
    »Mit späterer schriftlicher Bestätigung?«
    »Nein, ich habe ausdrücklich nachgefragt. Eine spätere schriftliche Bestätigung war nicht vorgesehen.«
    »Ein beispielloser Vorgang also.«
    »Ja.«
    »Ich verstehe.«
    »Ich würde gern eine Frage stellen.«
    Zögern. »Nur zu.«
    »Wer sind Sie? Ich meine, in wessen Namen handeln Sie?«
    »Ich bin Beamter des Konzerns«, antwortete die ruhige Männerstimme. »Was dachtest du denn?«
    »Wem unterstehen Sie?«
    Kein Zögern. »Hast du deine Befehle in der üblichen Form erhalten?«
    »Ja. In einem mechanischen Einmal-Lesegerät.«
    »Hast du diese Befehle nicht in Frage gestellt?«
    »Doch, das sagte ich ja schon.«
    »Trotzdem hast du sie akzeptiert, noch dazu mit der beispiellosen angeblichen Anweisung, Menschen zu töten, die nach deinen schriftlichen Befehlen nur zu ihrer eigenen Sicherheit gewaltsam zu entführen waren.«
    »Ja.«
    »Hast du vorher schon einmal den Befehl erhalten, so viele Menschen zu töten?«
    »Nein.«

    »War dir das Ungewöhnliche einer solchen … Flut von Eliminierungen bewusst?«
    »Ja.«
    »Und trotzdem ist dir nicht eingefallen, diese Befehle in Frage zu stellen.«
    »Ich habe sie in Frage gestellt. Und letztlich habe ich sie auch nicht befolgt.«
    »Dazu warst du gar nicht in der Lage. Du wurdest vorher gefasst.«
    »Aber ich hatte …«
    »Ruhe. Abgesehen davon, dass du fälschlicherweise behauptest, den Befehl zur Eliminierung einer großen Zahl von Menschen erhalten zu haben, hast du auch noch eigenmächtig eine weitere Person getötet.«
    »Wie ich …«
    »Ruhe. Die Hochrangigkeit der Personen, die du angeblich liquidieren solltest, dürfte dir wohl bekannt sein. Mit Ausnahme von Mulverhill sind sie allesamt Mitglieder des Zentralrats des Transitionsamts. Antworte.«
    »Natürlich.« (Sie sind. Interessante Tempuswahl - hoffentlich ein unbeabsichtigter Hinweis.)
    »Und trotzdem ist dir nicht eingefallen, diese Befehle in Frage zu stellen?«
    »Mittlerweile sollte klar sein, dass ich sie in Frage gestellt habe . Und ich habe sie nicht ausgeführt.«
    »Ich verstehe. Möchtest du noch etwas hinzufügen?«
    »Ich würde gern wissen, wem Sie unterstehen.Von