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Welten - Roman

Titel: Welten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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Konzerne und Metakonzerne, die sich immer weiter und tiefer erstreckten durch die endlose Ausdehnung von Realitäten und nach Millionen, Milliarden, Billionen gezählt wurden …
    Für uns bescheidene Schüler jedenfalls war das Zentrum unserer Welt - das Zentrum unserer vielen Welten - die Fakultät für Transitionswissenschaften an der Universität für Praktische Talente in Aspherje auf einer Erde, die sich im Gegensatz zu fast allen anderen nicht Erde nannte, sondern Calbefraques.
    Calbefraques war der Inbegriff einer offenen Welt und das Gegenstück all der zahllosen vollkommen geschlossenen Welten, auf denen niemand von den vielen Realitäten wusste. Calbefraques war ein Ort, an dem möglicherweise jeder erwachsene Bewohner davon Kenntnis hatte, dass
dies nur eine von einer unendlichen Zahl von Welten war, aber darüber hinaus auch ein Nexus, ein Sprungbrett in diese Unendlichkeit.
    Außerdem war es nahezu einzigartig. Logisch betrachtet musste es andere Versionen der Erde geben, die dem uns bekannten Calbefraques nahekamen, aber anscheinend waren wir nicht in der Lage, sie zu betreten. Es war, als hätte Calbefraques als Tor zu den anderen Realitäten alle anderen Versionen seiner selbst hinter sich gelassen, die ansonsten existiert hätten. So wie das wahre Bewusstsein eines Springers nur immer in einer Welt sein konnte, konnte es anscheinend nur eine vollkommen offene Welt geben, und diese einzigartige Erde trug den Namen Calbefraques.
    Hier lebten fast alle Transitionäre, wenn sie nicht irgendwelche Aufträge auf anderen Welten erfüllten, und hier waren auch Heimat und Wirkungsstätte der überwiegenden Anzahl von Theoretikern, Experten, Forschern und Praktikern der Transitionswissenschaften. In den über den ganzen Globus verteilten Fabriken und Laboratorien wurde all die facettenreiche Ausrüstung für die Tätigkeit des Weltenwechsels hergestellt, und irgendwo entstand angeblich auch die kostbare Substanz namens Septus, die das Springen erst möglich machte. Wie und wo genau dies geschah und was Septus eigentlich war, wusste offenbar niemand. Die Produktion der Droge war noch geheimnisumwitterter als die Operationen des äußerst sicherheitsbewussten Transitionskorps. Das bedeutete natürlich auch, dass sich hemmungslos spekulative Gerüchte um diesen mysteriösen Gegenstand rankten.
    Es gab strenge Vorschriften, nach denen der Gebrauch von Septus einzig und allein zum Zweck des Weltenwechsels gestattet war. Doch selbst wenn man es in den fortschrittlichsten
Labors analysieren ließ, so wurde erzählt, löste sich die Probe einfach auf oder erwies sich nach der Untersuchung mit chemischer Analyse, Massenspektronomie, Mikroskopen verschiedener Wellenlänge und anderen Technologien lediglich als Schlamm oder sogar reines Wasser.
    Hier an der Universität, die eine Stadt in einer Stadt war, mit ihren Pyramiden, Zikkuraten, Türmen und Säulen und den Außengebäuden, die sich über die gesamte Stadt verteilten und immer weiter ausdehnten wie ein Spiegelbild dessen, was dort studiert wurde, hatten Millionen Studenten wie ich im Lauf der Jahre so viel von dieser Wahrheit erfahren, wie man es für geraten hielt. Natürlich hätten manche von uns gern gewusst, wie das Verhältnis dieser erlaubten zur ganzen Wahrheit war und was sich hinter dem verbotenen Anteil verbarg.

DER WELTENWECHSLER
    Zum alle sieben Jahre stattfindenden Todesfest in Aspherje auf Calbefraques hatte der Zentralrat des Transitionsamts eine besonders üppige Feier organisiert, um sowohl das offizielle Kulturereignis als auch die jüngste Expansion und Neuformierung des Rats zu begehen.
    Eine eigens konstruierte schmalgleisige Bahn, die mit als Ghulen verkleideten Dienern besetzt war, fuhr in einem Bogen um die abgesperrte Innenstadt und holte die Gäste an den auf der Grenzlinie eingerichteten Stationen ab. Das Gleis war mit hohen, rauchig flackernden Kerzen beleuchtet. Dazu hingen an Galgen lodernde Kohlepfannen,
die nach Art alter Strafkäfige gestaltet waren und durch Flammen und Qualm die verhungerten Skelette von Missetätern erkennen ließen.
    An der anscheinend ausschließlich aus Dinosaurierknochen errichteten Endstation, wo die Gäste abgesetzt wurden, war vor dem Eingang zum Großen Saal der Universität ein breiter Graben durch den Park getrieben worden. Ein Leitungssystem im Wasser führte Sumpfgase und entflammbare Öle zur Oberfläche, die mit Hilfe von schwebenden Bündeln aus brennenden Lumpen entzündet oder zum

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