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Welten - Roman

Titel: Welten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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Explodieren gebracht wurden. Die Bündel selbst waren mit Mechanismen ausgestattet, die sie zucken ließ, als wären es Menschen.
    Auf einer Brücke überquerten die Gäste diese Wüste sporadisch aufflackernder Feuer und betraten den Großen Saal durch einen nur matt illuminierten Tunnel aus rußgeschwärztem Stein. Klirrend öffnete sich ein riesiges Eichentor auf einen fast kreisrunden Kessel aus geschwungenen, vor Nässe tropfenden Wänden, die sich oben im Dunkel verloren. Am Fuß des Kessels stand übelriechendes Wasser. Jenseits einer Brücke, wo man vielleicht ein Tor erwartet hätte, ragte nur eine hohe, schieferartige Mauer auf, über deren nicht ganz senkrechte Oberfläche heftig rauschende Wellen herabstürzten.
    Nach jeder Gruppe von rund zwei Dutzend Gästen fielen die Eisentore dröhnend ins Schloss, und sie blickten sich nervös nach einem Ausweg um. Plötzlich tauchten zwanzig Meter über ihnen am Rand des gewaltigen Kraters, in dem sie gefangen waren, Feuerzungen auf, während die kleine Brücke, die sie vom Tunnel hereingeführt hatte, rasch hochgezogen wurde und scheppernd gegen die rostzerfressene Oberfläche des Tors prallte.

    Bald bedeckte das brennende Öl fast die gesamte Vorhangwand und drang auf der Wasseroberfläche am Fuß des Kessels langsam zu der niedrig gelegenen Insel aus trockenem Stein in der Mitte vor, wo sich die Gäste zusammenkauerten und sich beunruhigt fragten, ob vielleicht einer der verschiedenen Mechanismen ausgefallen war. Große Teile der Universität waren monatelang geschlossen worden, um alles aufzubauen, und Gerüchten zufolge war es zu Kostenüberschreitungen, technischen Problemen, Verzögerungen und Anpassungen in letzter Minute gekommen. Oder handelte es sich um ein entsetzlich kompliziertes Komplott gegen sie persönlich? Sollten sie wegen eines echten, übertriebenen oder frei erfundenen Verbrechens auf grausame Weise hingerichtet werden?
    Wenn die Hitze der Flammenwand um die Gäste unangenehm wurde und sie allmählich nicht nur um ihre Kostüme, sondern um ihr Leben bangten, brach die riesige, kaskadenbedeckte Schiefermauer senkrecht auseinander und entpuppte sich als zwei gigantische Torflügel, die sich mit erdrückender Schwerfälligkeit öffneten, ohne dass die Macht der herabstürzenden Wassermassen nachließ, während sich zwischen ihnen mühelos eine breite Steinzunge herabsenkte, um eine Brücke über die sich zusammenziehende Feuerschlinge zu bilden.
    Als Geister und Untote verkleidete Diener - einige von ihnen für alle Fälle mit Feuerlöschern ausgerüstet - winkten die nun höchst erleichterten und oft sogar jubelnden Festbesucher über die Brücke in einen weiteren dunklen Tunnel, der an fast enttäuschend konventionellen Garderoben und Toiletten vorbei in den eigentlichen Großen Saal führte, wo unter einer mit sternartigen Lichtern geschmückten hohen schwarzen Decke der Ball stattfinden sollte.

    Durch einen mit Schädeln des gesamten Kontinents gesäumten Korridor gelangte man in eine nur geringfügig kleinere Halle mit mehreren runden Tresen für Getränke, Speisen, Drogen und Rauchwaren, um die sich die Menschen drängten wie Eisenspäne um einen riesigen Magneten. Ein Stück weiter hinten führte der Weg über eine breite Treppe, die mit dicht aneinandergereihten antiken Begräbnisurnen in eine Art Slalomparcours umgestaltet worden war, hinauf zu dem großen Rund unter der berühmten Nebelkuppel.
    Auch dieser Raum war wasserdicht präpariert und bis zu einer Höhe von einem Meter mit einem runden Kunstsee aufgefüllt worden, der einen Durchmesser von über einhundert Metern hatte. Auf diesem trieben Duftpflanzen und winzige Inseln, die mit Essen und plätschernden Weinbrunnen bedeckt waren. Boote und Kähne, die von exotisch maskierten Kindern gerudert wurden, kreuzten auf dem friedlichen Wasser, während oben Hochseilakte dargeboten wurden. Das Ganze wurde umrahmt von falschen Sternschnuppen aus funkensprühenden Feuerwerkskörpern, die auf gespannten Leinen über den dunkel glitzernden See sausten. Auf der größten Insel mitten im Wasser spielte ein Orchester, dessen Klänge den Saal mit Musik erfüllten, während die abenteuerlich dekorierten, von Laternen erleuchteten Nachen ruhig über das Wasser zogen.
    Unendlich sanft stieß ein Porzellanboot gegen den binsengesäumten Kai in der Nähe des Saaleingangs. Der lächerlich gekleidete Zwerg, der es ruderte, paffte an einem Rohr, das zwischen den Rüschen seiner glitzernden,

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