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Weltenende (German Edition)

Weltenende (German Edition)

Titel: Weltenende (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: André Caspari
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„Was machst du da?“ Er hob die Kiste vom Boden.
    „Warum bis t du schon zurück?“, fragte Jonas und wollte ihm die Kiste wieder aus der Hand nehmen.
    „Ich bin ein Stück gerannt. Ic h wollte nicht nass werden. – Was machst du da?“, wiederholte er und nahm einen der Zweige aus dem Karton. Jonas reagierte nicht. „Besonders dekorativ sind die nicht ... das ist nicht Moms Idee, oder?“
    Jonas schüttelte den Kopf. „ Kannst du mir einen Gefallen tun? Behalt es einfach für dich. Die Dinger müssen hier hin, okay?“
    „Sag st du mir auch warum?“
    „Es hält ... böse Geister ab.“
    Carl runzelte die Stirn und schnippte den Zweig zurück in den Karton. „Heidnische Rituale, interessant, das ... hätte ich von dir nicht erwartet.“
    „Kannst du den Mund halten?“
    „Dafür habe ich was gut“, antwortete Carl.
    „In Ordnung, n imm den Karton und guck, dass Fanny nicht kommt.“
    Carl hatte den Karton nicht wieder auf den Boden gestellt. „Sie war eben in der Küche. Bei Gewitter fällt so oft der Strom aus und sie will das Abendessen vorbereiten.“
    „Essen klingt gut; i ch habe Hunger. – Ich muss noch meine Fenster zu machen.“
    Carl lachte. „Ein Tröpfchen am Himmel und Mom macht die Schotten dicht. Wenn im Haus noch ein Fenster offen ist, fresse ich einen Besen.“
    Zu zweit waren sie schneller. Nach dem ersten Zweig, brachte Carl die übrigen an, während Jonas nur noch die kurze Weiheformel sprach. Beim letzten, als der Kreis sich schloss, spürte er ein beklemmendes Gefühl. Er glaubte, ein kurzes Glimmen wahrzunehmen, wie ein Impuls, der den Kreis ablief, und es war für ihn als läge sich etwas um ihn, als würde er von einer Decke eingeschlossen. Es war nicht unangenehm und verschwand sofort wieder, gleichwohl aber konnte er die errichtete Barriere noch spüren.
     

KAPITEL V
    Carl lag auf Jonas Bett und kraulte Yodas Bauch. Jonas hatte den Schrank aufgeräumt und saß jetzt wie hingegossen in dem Ohrensessel vor dem Fenster. Windböen schlugen Regen gegen das Glas und laut pfiff der Wind um die Dachgiebel. Donner hallte unablässig über die Insel.
    „Das wird noch schlimmer werden“, sagte Jonas nachdenklich.
    „Mus s ja ein riesiges Gewitter sein, eine Superzelle oder wie die Meteorologen es nennen.“
    Das Deckenlicht flackerte kurz auf, ehe es gänzlich erlosch.
    „ Ich kann mich nicht erinnern, dass im Internat je der Strom ausgefallen wäre“, sagte Carl.
    „ Das ging schnell dieses Mal.“
    Jonas holte seine Taschenlampe aus der Schublade des Nachttischs und steckte sie in die Tasche. Mit den Wolken war es viel dunkler geworden, obwohl die Sonne noch eine ganze Weile nicht untergehen würde. Diffuses Licht fiel durch die Fenster, warf ein schattenloses Licht an Wände und Möbel.
    „Wir sollten runtergehen. Fanny wird sicher gleich zum Essen rufen“, meinte Jonas.
    „Falls der Herd noch funktioiniert.“
    „ Es ist ein Gasherd“, entgegnete Jonas.
    „Brauchen die überhaupt keinen Strom?“
    „Zum Kochen wohl nicht. “
    Carl schwang sich aus dem Bett und kam vor Jonas zum Stehen. „ Hast du schon bemerkt, dass ich größer bin als du?“, sagte er mit einem breiten Grinsen auf den Lippen. Carl war immer ein gutes Stück kleiner gewesen als Jonas. „Unsinn, ich kann dir immer noch auf den Kopf spucken“, entgegnete Jonas ernst. „Außerdem ...“, Jonas machte ein kritisches Gesicht und fasste vorsichtig auf Carls Kopf, „deine Haare werden dünner. Ich sehe deine Kopfhaut.“
    „Du spinnst; höher als meine Stirn kannst du gar nicht s sehen. Außerdem bin ich jünger und wachse noch länger und meine Eltern sind auch größer als deine und du weißt, der Apfel fällt nicht weit vom Stamm!“
    „ Zwei Monate bist du jünger, du glaubst doch nicht, dass das einen großen Unterschied macht?! Aber wie heißt es auch so richtig: die Hoffnung stirbt zuletzt“, entgegnete Jonas und ging voraus.
    Sie stiegen die knarzende Holztreppe hinunter.
    Onkel Barney hantierte mit zwei Öllampen, die er, nach dem er sie zum Brennen gebracht hatte, auf den Tisch zwischen die Teller stellte. Die Flammen flackerten und die Gläser, Schüsseln und Tellern warfen lange Schatten auf Fannys Tischtuch.
    „Warum fällt immer der Strom aus?“, fragte Marie.
    „Auf Rabensruh verlaufen die Stromleitungen von Dach zu Dach. Wenn da der Blitz einschlägt, brennen im Umspannwerk die Sicherungen durch oder auch gleich der ganze Transformator. Letztes Jahr ist das zweimal

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