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Weltenende (German Edition)

Weltenende (German Edition)

Titel: Weltenende (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: André Caspari
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das schon wieder out ist. - Was hast du für sie?“
    „Sie wollte diesen Schal aus dem Geschäft an der Dämmerstraße. Erinnerst du dich? Wir sind zusammen daran vorbeigelaufen.“
    „Du hast ihn gekauft?“ , fragte Carl erstaunt.
    „Geklaut habe ich ihn jedenfalls nicht .“
    „ Nimm dir ein Beispiel an Jonas und pass besser auf“, sagte Fanny und setzte sich zu ihnen an den Tisch. Auch sie nahm sich ein Stück von der Torte, aber nur ein kleines.
    „Jonas hat auch einen überdurchschnittlichen IQ. Du kannst nicht erwarten, dass ich da mithalte.“
    Fanny verzog grinsend das Gesicht.
    Als Marie zurück in die Küche kam, hatte sie das Päckchen schon aufgerissen und der dünne Chiffonschal wehte um ihren Hals. „Das ist der Schal, von dem ich dir erzählt habe“, rief sie ihrer Mutter zu und umarmte Jonas.
    „Was machen wir heute?“, fragte Jonas und schaute Marie an.
    Fanny antwortete: „Ihr werdet heute Morgen Holz hacken! Letztes Jahr hat Barney alles alleine erledigen müssen und das wird dieses Jahr nicht passieren. Heute Mittag holt ihr mit der Zwei-Uhr-Fähre Oma ab und heute Abend gehen wir in den Roten Segler.“
    „Können wir nicht mit dem Boot rüberfahren?“, fragte Carl.
    „Du weißt doch, dass Mathilda lieber mit der Fähre fährt. Außerdem dauert es solange.“
    „Herrlich, wenn der Urlaub so verplant ist“, erwiderte Carl leise.
    „Ihr habt aber nichts vorbestellt, oder? Ich will Pizza“ , sagte Jonas und schlürfte geräuschvoll an dem heißen Tee.
    „Nein, jeder kann bestellen, was er möchte, obwohl wir dann wieder ewig auf das Essen warten müssen.“
    Nach dem Frühstück ergaben sich Jonas und Carl ihrem Schicksal und gingen hinter die Scheune. Barney heizte das ganze Haus mit Holz. Im Keller gab es einen großen Ofen, im Wohnzimmer und im Gästeapartment je einen gemauerten Kamin und Fanny kümmerte sich um den schmucken Kachelofen zwischen Küche und Flur. Dementsprechend kaufte Barney jedes Jahr im Sommer Unmengen Ein-Meter-Scheite, die er günstig vom Festland bekam, die aber noch zu handlichen Stücken verkleinert werden mussten. Als sie noch jünger gewesen waren, hatten sie nur beim Aufschichten helfen sollen, doch seit zwei Jahren mussten sie das Holz machen. Auch wenn er stöhnte, hatte Carl im Grunde etwas übrig für diese Arbeit. Es sei eine Männerarbeit, sagte er immer und dachte dabei vermutlich an seine Oberarme. Auch Jonas hackte eigentlich gerne Holz, nur die Mengen, die hier anfielen, machten ihm keinen Spaß mehr.
    Carl arbeitete mit freiem Oberkörper. Jonas behielt das Hemd wohlweißlich an, aber er konnte auch nicht umhin Carl einen neidischen Blick zu zuwerfen. Er war viel muskulöser als noch vor einem Jahr.
    Sie arbeiteten hinter der Scheune, wo es ein wenig Schatten gab, zwischen dem Platz, wo die großen Scheite gelagert wurden und dem kleinen Häuschen, in dem sie aufgeschichtet werden mussten. Marie kam ab und an vorbei, befand sich auf dem Weg zu ihrem Pony und Carl bat sie jedes Mal Scheite einzusortieren. „Ich habe Geburtstag. Ich muss heute nichts arbeiten“, erklärte sie triumphierend und zog dann wieder ab.
    „Ich werde es dir heimzahlen“, entgegnete Carl.
    Jonas kratzte sich an seiner Wade. Die Schramme des Höllenhunds nervte ihn. Sie juckte abscheulich, viel schlimmer als die Bremsenstiche; er konnte kaum die Finger davon lassen.
    Carl spaltete das nächste Scheit mit einem einzigen Schlag und warf die beiden Stücke zufrieden in die Schubkarre, die Jonas gleich in den Schuppen fahren wollte.
    Auch nach zwei Stunden schien der gewaltige Haufen kein bisschen kleiner zu werden. Fanny brachte Eistee, meinte, sie wären ja schon sehr weit und sie müssten ja heute nicht fertig werden.
    „Ich glaube auch nicht, dass wir das schaffen würden, wenn wir bis Mitternacht durcharbeiten“, antwortete Jonas. Vielleicht musste er mehr Sport machen, dachte er. Er fühlte sich müde. Er machte langsamer und schaute einmal mehr auf Carl, der zwar schwitzte, aber keine Anzeichen von Schwäche zeigte. Aber für Rabensruh brannte die Sonne außergewöhnlich heiß und vielleicht vertrug Carl nur die Hitze besser als er.
    Gegen Mittag kam Fanny wieder, diesmal mit Schinkensandwichs und meinte sie sollten aufhören. „Ihr müsst noch duschen. Die Fähre geht um zwei“, sagte sie.
    Jonas biss aus Höflichkeit in ein Sandwich, aber Hunger hatte er keinen.
     

KAPITEL XII
    Ein Geschäft neben dem anderen lockte die Touristen mit Postkarten,

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