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Weltenende (German Edition)

Weltenende (German Edition)

Titel: Weltenende (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: André Caspari
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Seine Turnschuhe quietschten.
    „Zieh die verdammten Dinger aus!“, befahl Lennart.
    Sie verharrten.
    „Hast du was gehört?“, fragte Jonas.
    „ Psssst!“
    Jonas lauschte in die Nacht und streifte die Schuhe von den Füßen. Er konnte nichts hören, nicht einmal das Kreischen eines Vogels, nichts außer dem Rauschen des Windes in den Bäumen und das leise An- und Abschwellen der Brandung. „Das ist viel zu leicht“, raunte Lennart.
    „ Lass uns weitergehen! Es ist nicht mehr weit. Ich erfriere bald.“
    In Strümpfen schlich Jonas unsicher durch den Wald, tastete sich von Baum zu Baum und zuckte zusammen, wann immer ihm eine Wurzel, ein Ast oder was auch immer in die Fußsohlen stach.
    Minuten, die sich in der Kälte wie Stunden anfühlten, humpelten sie voran, bis Lennart Jonas grob auf den Boden stieß. Jonas wollte etwas sagen, aber schon presste Lennart die Hand auf seinen Mund und nahm ihm die Luft. Dieses Mal hörte auch er die Stimmen. Bald kamen Schritte hinzu und dann fiel ein schwacher Lichtschein über ihre Köpfe. Lennart ließ ihn los. Jonas duckte sich tiefer, roch Erde und Moos. Seine rechte Hand berührte die dünnen Ästchen von Blaubeersträuchern, deren kleine braunen Blätter zu Boden fielen. Mit der Linken ertastete er einen Stein, etwa faustgroß, und den umschloss er. An den Dolch in seiner Tasche dachte er gar nicht. Es half ohnehin wenig, denn Lennart hatte ihn nicht gerade günstig zu Boden gebracht. An ein schnelles Aufstehen war nicht zu denken.
    Die Schritte kamen von rechts hinten. Jonas drehte langsam den Kopf, aber ohne seinen ganzen Körper zu bewegen, reichte es nicht, jemanden sehen zu können. Lediglich Licht tanzte über die Stämme über ihm und warf lange Schatten, verriet, dass wer auch immer durch den Wald kam, auf sie zuhielt.
    Lennart bewegte sich, aber der mit Laub und Sträuchern übersäte Boden raschelte zu laut und er hielt wieder inne. Lennarts Hand tastete nach Jonas Hals und dann weiter nach Jonas Brust, obwohl er darauf lag. Er suchte das Kreuz, dachte Jonas und er half ihm, stemmte sich ein Stück höher. Die Stimmen waren jetzt nah, sehr nah und dann ... Rufe hallten durch den Wald, klirrend wurden Schwerter gezogen. Jonas fuhr herum. Drei Mann in schwarzen Lederrüstungen bauten sich kreisförmig um sie auf. Die Lampe hing an einer Art Lanze und der Ölbrenner darin blendete Jonas, dessen Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt hatten.
    „Liegenbleiben!“, schrie einer mit einem Lächeln im Gesicht und dann noch lauter: „Wir haben ihn! Kommt her!“
    Lennart riss an der Kette um Jonas Hals und seine Hand rutschte bis zum Kreuz. Jonas griff ebenfalls nach danach und laut rief Lennart die Worte, spie sie, so schnell er nur konnte, aus. Im ersten Moment dachte Jonas, dass nichts geschehen würde, dass Lennart etwas falsch gemacht haben musste, aber das hatte er nicht, im Gegenteil. Jonas sah wie der Mann mit dem Schwert voraus auf ihn zustürzte, dann wurde er mit unglaublicher Gewalt, viel brutaler als er jemals zuvor hinübergewechselt war, in den Boden gezogen. Sein ganzer Körper wurde zusammengepresst. Er fiel, prallte gegen eine schwarze wabernde Wand und wurde dann, wie von einem Bungeeseil gezogen, zurückgerissen, um abermals hart gegen eine Wand zu prallen. Er sah Sterne. Er keuchte schwach, bekam keine Luft. Er hörte Lennart neben sich. Sie lagen in jungen Salatpflanzen. Nur langsam realisierte er, dass sie auf Rabensruh waren, auf seinem Rabensruh. Trotz dem Flimmerns vor seinen Augen erkannte er den Straßenzug. Sie waren mitten im Ort, bei den Nordstedts im Garten.
    „Das war knapp“, keuchte Lennart tonlos. „Bist du verletzt?“
    Jonas richtete sich auf. „Weiß ich noch nicht.“
    „ Stell dir vor, wenn du noch weiter weg bist vom Sprungplatz ...“
    „Ich hab es ja verstanden“, keuchte Jonas gepresst, „eine Demonstration wäre nicht nötig gewesen.“
    „Er wollte dich abstechen.“
    Jonas winkte ab; er hatte es gesehen.
    Hier war es nicht so dunkel. Es war dieselbe Uhrzeit, zu der sie vor vielen Stunden aufgebrochen waren, und die Sonne war gerade erst untergegangen, außerdem brannte die Straßenbeleuchtung. „Hier wohnen die Glasens, wenn ich mich nicht irre“, sagte er. Hoffentlich hatten sie sie nicht gehört.
    „Es wir d ihnen nicht gefallen, was wir mit ihrem Salat gemacht haben.“ Lennart klopfte Salatreste aus seiner Kleidung. „Geh nach Hause! Ich spreche mit Ludwig.“
    Die warme Luft war angenehmer, aber

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