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Weltenende (German Edition)

Weltenende (German Edition)

Titel: Weltenende (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: André Caspari
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jede Sekunde an. Er dachte an Ludwigs Worte, dass er einen Haken schlagen oder einen Bogen laufen musste, doch er blieb einfach auf dem Weg. Der Hund war ohnehin schon nah genug, um ihn sehen zu können. Er würde ihn nicht wieder verlieren.
    Von Georg und dem anderen hörte er nichts. Der Hund würde ihnen auch nichts tun, er hatte seine Beute gefunden und er würde sich nicht von Jonas abwenden.
    Jonas hörte sogar die Schritte, leise trappelnde Schritte. Der Hund holte auf, war direkt hinter ihm, knurrend, keuchend, lechzend. Er war kurz vor dem Hof. Er musste jetzt zwischen die Bäume, musste die letzten Meter querfeldein, auch wenn es ihn aufhalten würde.
    Jonas st rauchelte, verlor das Gleichgewicht und stürzte. Er stieße sich das Handgelenk, rollte sich aber leidlich geschickt ab, dass er aus der Bewegung heraus wieder auf die Beine kam. Er verletzte sich beinahe selbst am Dolch und ein Ast schlug ihn wie eine Peitsche ins Gesicht. Jonas spürte, wie der Hund in seinem Nacken zum Sprung ansetzte, und er wusste, er würde jetzt sterben. Nichts konnte ihn mehr retten; er war zu langsam, zu schwach gewesen … Kopf vor, unter Aufbietung all seiner letzten Kraftreserven sprang er. Die Äste des Haselstrauchs gaben nach, ließen Jonas hindurch, genau im selben Augenblick, als der Hund nach seiner Beute sprang. Und da war der Schutzwall. Jonas durchbrach die imaginäre Schutzmauer, während der Hund ihn noch auf bizarre Weise allein mit einer einzigen Kralle seiner Vorderläufe an der Wade erwischte, ehe der gewaltige Hundekörper gegen die magische Wand prallte und zurückgeschleudert wurde. Jonas landete ungeschickt auf dem kurzen Grasstreifen, schlitterte über die neuen Steine, stieß sich einmal mehr Schulter und Kopf und robbte hastig weiter, bis er keuchend mit dem Rücken an der Hauswand lehnte. Der Hund war noch da. Seine Augen leuchteten zwischen den Ästen. Er knurrte, keuchte und Jonas sah es in seinen Augen, wie er noch nach ihm lechzte. Jonas rechnete damit, dass er gleich einen Weg finden würde, die Barriere zu durchbrechen.
    Doch der Hund verschwand.
    Jonas brauchte Minuten, bis er realisierte, dass er es geschafft hatte. Alles war in Ordnung, zumindest dieses Mal ging der Sieg an ihn. Er hatte Siegel und Wachs auf die Insel gebracht.
     

KAPITEL XI
    Jonas schreckte mit rasendem Herzen aus dem Schlaf. Im Zimmer war es taghell. Seine Armbanduhr zeigte eine Viertelstunde nach drei, was ihm einen höllischen Schrecken einjagte, zumindest bis ihm einfiel, dass er die Uhr nach dem nächtlichen Besuch in der Anderswelt nicht auf die richtige Zeit zurückgestellt hatte. Auf dem Wecker auf dem Nachttisch war gerade acht Uhr durch.
    Jonas rieb sich die Augen. Langsam schwang er die Füße aus dem Bett und zuckte zusammen. Beine, Rücken, vor allem die Füße taten höllisch weh, viel schlimmer noch als von Georgs Prügelei. Er stöhnte. Aber wenn er daran dachte, dass er beinahe in eine Schlacht gekommen, beinahe von einer nicht weniger entschlossenen Patrouille aufgebracht und beinahe von einem Höllenhund zerfetzte worden wäre, dann ging es ihm ausgesprochen gut. Im Grunde kamen ihm die Ereignisse wie ein böser Traum vor. Die Erinnerung war surreal verzerrt, weit weg und dunkel wie auf einer Kinoleinwand. Er würde zwei Aspirin nehmen, dachte er, dann würde es ihm besser gehen.
    In der Küche roch es nach Kaffee und frisch gebackenem Kuchen und Marie fiel ihn überfallartig an. „Hast du es vergessen?“, rief sie.
    „Was?“
    „Meinen Geburtstag“, antwortete sie entrüstet.
    Jonas nahm sie in den Arm. „Nein, habe ich nicht. Nur dein Geschenk liegt noch in me inem Zimmer.“ Er gratulierte seiner Cousine.
    „Darf ich es holen?“ , fragte sie.
    „Ja, mach nur. Im Koffer unter …“ Sie war schon weg. „So toll ist das Geschenk nicht“, fügte er leise an. Fanny stand grinsend vor dem Herd. „Ist sie nicht zu alt, um so aus dem Häuschen zu sein?“
    „Barney hat ihr das Fohlen geschenkt.“
    „Ah, verstehe, als ob das irgendetwas ändern würde. Sie hatte es sowieso in Beschlag genommen.“
    „Willst du ein Stück Kuchen?“
    „ Ja, gerne.“ Fanny schenkte ihm einen Becher Tee ein und als Jonas sich an den Tisch setzte, kam Carl von draußen rein. „Hast du Maries Geburtstag wieder vergessen?“, fragte Jonas.
    „Nein, habe ich nicht. Aber ich glaube , mein Geschenk hat ihr nicht gefallen.“
    „Was war es ?“
    Carl nahm ein Hello Kitty Etui vom Tisch. „Ich wusste nicht, dass

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