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Weltenende (German Edition)

Weltenende (German Edition)

Titel: Weltenende (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: André Caspari
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es, glaube ich. Sie hat sie mir gezeigt.“ Er blätterte durch die Seiten und fand die Karte. „Der Turm liegt hier auf der Steilküste.“ Er tippte mit dem Finger auf das Pergament. Die Küstenlinie war deutlich zu sehen und noch ein halbes Dutzend Städte um Ervswang herum.
    Jonas holte sich eine Kerze. Das Licht war schlecht in dem Raum. Die beiden Seelenfeuer im Norden, ein Hof ein Stück im Landesinnern und der Weiler von Malis und Marcus waren auch verzeichnet. Die Steilküste setzte sich nach Norden nicht weit fort, nur nach Süden endete sie bis zum Kartenrand nicht. Rabensruh oder viel mehr das Andersweltpendant war ganz oben am Rand verzeichnet. Jonas trat ans Fenster. Im ersten Moment suchte er auch nach dem Seelenfeuer von Malis und Marcus, bis ihm einfiel, dass es verloschen war. Auch die Insel war nicht zu sehen, weil die Küste nach Osten abknickte und die Sicht versperrte.
    Dann ging er in den anderen Raum, in Hedwigs Schlafzimmer und schaute nach Süden. Ein Schlafzimmer nach Süden zeigen zu lassen, war ungewöhnlich, dachte Jonas. Auch in dieser Richtung gab es ein Seelenfeuer und es lag hell und strahlend am Horizont, auf gewisse Weise beruhigend, wie Jonas fand, nur half es nichts ... Jonas stutzte. Das Feuer war erloschen, dann war es wieder zurück. Es blinkte: Kurz – kurz – lang – lang ... „Carl, Carl, schnell! ich brauch was zu schreiben!“ Jonas versuchte sich die Abfolge zu merken.
    Carl kam mit einem Blatt Pergament, einem Tintenfass und einer Feder. „Mit einem Kugelschreiber wäre ich fixer gewesen“, sagte er. „Was ist los?“
    „Da schau! “
    Hastig schrieb Jonas Punkte und Striche auf, die er sich hatte merken können. Bald kam eine längere Pause, dann setzte das Blinken erneut ein.
    „ Das hast du schon. Ich denke, es wiederholt sich“, stellte Carl fest.
    Jonas hörte auf und schaute auf das Papier. „ Gib mir noch ein Blatt!“
    „Kannst du Morsecode ?“
    „Das ist nur so etwas Ähnliches.“ Jonas begann zu schreiben. Er erinnerte sich an den Code aus dem Buch Noldret und er brauchte mehrere Durchläufe, bis eine Nachricht in Klartext auf dem Pergament stand. Jonas hielt es Carl hin und er las mit zittrigen Fingern: Nebel, morgen früh unten am Zugang. H. muss mich reinlassen. Lennart.
    „Wer ist Lennart?“
    „Ein Freund.“
    „Also kommt er, wenn es neblig ist?“
    „Nein, ich denke, der Nebel wird mit ihm kommen.“
    „ Ja, natürlich.“
    Jonas ging auf den spöttischen Ton nicht ein. „Wir müssen mit Hedwig sprechen.“
    Jonas schlug das Buch mit der Karte zu und steckte die Feder in das Tintenfass. Sie suchten Hedwig. Sie war nicht begeistert, denn unten in der Bucht bei dichten Nebel würde sie jeden pauschal hereinlassen müssen, auch wenn in dem Boot vielleicht die Ombrage saß.
    „Es war ein eindeutiger Code , ein luzider Code“, sagte Jonas vehement. „Die Ombrage kennt ihn nicht.“
    „ Es könnte dennoch eine List sein.“
    „Wirst du es tun?“
    „Ich sehe ein, dass du von hier weg musst, und ich habe mir den Kopf zermartert, wie wir das bewerkstelligen können, ohne dass du der Ombrage in die Hände fällst, und kurz gesagt, ich hatte keine Idee. Ich werde den Höhleneingang mit einer zusätzlichen Sicherung versehen. Ruft mich, wenn der Nebel aufzieht!“
     
     

KAPITEL XVII
    Carl hatte in den vergangenen Tagen ein Schachspiel entdeckt. Nun saß er mit Jonas und einer großen Kerze vor dem Fenster zur Bucht. Das Licht der Flamme warf gespenstisch zuckende Schatten auf das Brett und ein wenig sah es aus, als würden die Figuren sich von alleine bewegen. Jonas spielte schwarz. Er musste immer schwarz spielen, weil Carl davon überzeugt war, mit weiß mehr Chancen zu haben. Carl begann mit einem Bauern, Jonas mit dem linken Pferd – oft bauten sie das Brett gleich so auf, weil sie immer mit denselben Zügen begannen.
    „Falls wir zurückkommen, freu ich mich auf einen richtigen Eistee und etwas zu essen von Mom.“
    „Glaub mir, wenn wir zurückkommen , ist das alles nicht mehr wichtig. Du wirst einfach nur froh sein in einem Stück zurück zu sein, egal, was es zu essen gibt.“
    „ Mag sein“, entgegnete Carl. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass die alle glauben, dass wir nur Minuten weg waren.“
    „ Dir ist klar, dass du niemandem davon erzählen darfst?“
    „Ich wüsste abgesehen von dir und Ludwig auch nie manden, der mir nur ein Wort glauben würde.“
    Jonas seufzte. „Eigentlich hättes t du gar nicht

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