Weltenende (German Edition)
gefiel. „Ich hatte gehofft, dass wir schon an Land sind, wenn es hell wird. Wir müssen uns noch mehr beeilen“, rief er und legte sich noch mehr ins Zeug. Carl tat es ihm gleich und Jonas trat breitbeinig mit den Füßen links und rechts gegen die Ruder dicht bei der Dolle, um sie zu unterstützen.
Sie näherte n sich wieder dem Ufer und im noch spärlichen Licht der aufgehenden Sonne waren erste Details auszumachen. „Siehst du jemanden?“, fragte Lennart außer Atem.
„Nein, nur das Seelenfeuer taucht jetzt wieder auf“, antwortete Jonas.
„Sie werden die Barrieren so schnell nicht überwin den können“, sagte Lennart, aber es klang mehr wie eine Hoffnung als eine Feststellung.
„Können sie die Barrieren umlaufen?“ , fragte Carl.
„Natürlich können sie das. Aber die Barrieren sind groß.“
„ Dann werden sie über die Straße kommen“, vermutete Jonas.
„Die Straße ist natürlich auch geschützt. Wir werden am Strand bleiben. Es ist der schnellste Weg.“
Jonas lief ein kalter Schauer über den Rücken. Es war wieder das Monster in seinem Nacken, das er spürte. Doch, und das wurde ihm erst Minuten später klar, fühlte er die Gefahr nicht mehr allein an Land, sondern im Meer, das sie umgab. „Schneller!“, rief er einem Instinkt folgend, drückte Carl auf die Seite und riss ihm eines der Ruder aus der Hand.
„Was ist los?“, keuchte Carl.
„Wir … Ich spüre …“
„Du hast Recht“, schrie Lennart. „Schneller!“
Quälend langsam näherten sie sich dem Ufer. Jonas starrte auf das Wasser, ließ es nicht aus den Augen, auch nicht als der Bug auf den felsigen Strand schrammte. Was sie als nächstes hörten, war ein Grollen von übermächtiger Intensität, als käme es direkt aus dem Innern der Erde. Es stieg ohrenbetäubend laut auf. Das Meerwasser kräuselte sich und dann brachen die Wellen, geteilt von zwei Mäulern, jedes so groß wie das eines Krokodils. Sie erhoben sich weit über sie, um sich mit geneigtem Kopf und offenem Maul auf sie zu stürzen. Lennart reagierte. Er packte den überrumpelten und vor Schreck erstarrten Carl am Anorak und riss ihn mit sich an Land. Jonas sprang geistesgegenwärtig zur Seite, fiel über die Bordwand ins eiskalte Wasser. Das gewaltige Tier stürzte in seine Richtung und prallte unmittelbar neben ihm auf das Boot, das der schuppige Körper mühelos zertrümmerte. Jonas wuchtete sich hoch, starrte für einen Augenblick entsetzt auf die beiden Köpfe, dessen riesige Mäuler nach ihm schnappten wie ein Fisch auf dem Trockenen nach Luft, und sprang mit einem gewaltigen Satz hinter Carl und Lennart her. Er stolperte, fiel wieder nach vorne, rappelte sich sofort wieder auf und brachte sich mit Mühe bis zu den Bäumen in Sicherheit.
„Was zum Henker ist das ?“, keuchte Carl. Lennart hielt ihn immer noch am Anorak. Das Tier bewegte sich wie verrückt hin und her, versuchte weiter auf den Strand zu kommen und wich schließlich zurück in sein Element.
„Ei n Hakemann“, antwortete Lennart. „Ich hielt es immer für ein Ammenmärchen.“
„ Ein was?“
„ Ein zweiköpfiger Hakemann.“
„Ich sehe keinen Haken “, sagte Jonas.
„ Hat er aber; hinten an den Beinen, wie bei manchen Fischarten“, entgegnete Lennart.
„ Beine?! Das ... ich habe keine Beine gesehen.“
„Flossen, nenn es wie du willst“, entgegnete Lennart.
„ Können wir uns einfach vom Wasser fernhalten?“, fragte Carl und fuhr fort: „Und du kannst mich loslassen. Ich geh nicht wieder ins Boot.“
Lennart ließ den Anorak los.
„Wo sind die Pferde?“, fragte Jonas , der sich wieder gefangen hatte. Er klopfte den Sand von den nassen Sachen.
„ Sie sollten …“ Lennart hielt inne, schaute einmal den Strand nach Norden und einmal nach Süden. „Da lang!“, rief er. Im Laufschritt liefen sie nach Norden und nach einem knappen Kilometer fanden sie auch die Pferde, die zwischen der ersten Reihe Bäume angebunden auf sie warteten.
„ Was sie wohl mit unseren Pferden gemacht haben?“
„Die von der Ombrage müssen sie mitgenommen haben“, antwortete Carl.
„ Die lassen sich nichts entgehen, an das sie ohne Aufwand herankommen.“ Lennart schwang sich auf eine braune Stute.
In Richtung des Seelenfeuers waren jetzt noch andere Lichter zu sehen. Sie waren unten um Strand und sie bewegten sich auf sie zu. „Kommt, Jungs, wir müssen weiter!“ Er klang nervös.
Jonas und Carl bestiegen die Pferde und ku rz darauf jagten sie im gestreckten
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