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Weltenende (German Edition)

Weltenende (German Edition)

Titel: Weltenende (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: André Caspari
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herkommen dürfen.“
    „ Das kann man so und so sehen“, antwortete Carl verschmitzt.
    „ Ich bin dir mehr als dankbar“, sagte Jonas leise, „dennoch, du bist keiner von uns und keiner von denen, du solltest mit diesen Dingen nichts zu tun haben müssen.“
    Carl bewegte einen weiteren Bauern. „Wenn die Apokalypse kommt, dann betrifft mich das auch. Warum sollte ich nichts dagegen tun dürfen?“
    Vielleicht hatte Carl Recht, dachte Jonas. Er schaute wieder hinaus, wartete bis die nächste Welle gegen die Felsen lief und die Gischt zu sehen war. „Zuhause werden wir wohl auch nicht viel sicherer sein als hier.“
    „W ie groß ist ein Höllenhund?“, fragte Carl.
    „Ein großer Hund, eine Deutsche Dogge ungefähr. Sein Fell glänzt dunkel, als wäre es feucht – sieht nach Blut aus, wenn ich darüber nachdenke – und seine Reißzähne sind riesig im Vergleich zum Körper.“
    „ Aber ins Haus kommt er nicht?“
    „ Ich habe rund ums Haus eine Barriere gelegt und eine zweite noch einmal im Haus an Türen und Fenster. Erinnerst du dich nicht, du hast mir dabei geholfen?“
    „ Ach das. Und die Ombrage?“
    „Auch gegen sie wirkt die Barriere, aber sie bereitet ihnen eher Unbehagen, ist keine unüberwindbare Grenze wie für einen Höllenhund. Wenn sie es dennoch versuchen hereinzukommen, kostet es sie sehr viel Kraft.“
    „ Die haben doch bestimmt etwas Ähnliches. Damit müsste man ihr Hauptquartier finden können. Gibt es auf der Insel einen Ort, der so geschützt ist?“
    Jonas zuckte mit den Schultern. „Ich kenne keinen, aber es wird wohl einen geben.“
    Carl lehnte sich weit zurück, bis sein Rücken ein lautes Knacken von sich gab und er zufrieden seufzte. „ Die Matratze ruiniert meinen Rücken.“
    „Wo hast du geschlafen?“
    „Auf dem Kaminvorleger im Studierzimmer. Es gibt nicht viele Räume in dem Turm und noch viel weniger, die beheizt sind.“
    Sie spielten und dann spielten sie noch ein Spiel und noch ein Spiel und Carl verlor. Die Zeit tröpfelte langsam und träge dahin, als wolle sie stehen bleiben. Müde wurden sie nicht, im Gegenteil. Sie waren nervös, aufgekratzt, denn eins war klar: mit dem Nebel würde auch die Ombrage auf den Plan gerufen. Auch wenn sie sie nicht sahen, sie würden augenblicklich wissen, dass sie über das Wasser zu fliehen versuchten. Vielleicht würden sie auch den Nebel vertreiben können.
    Hedwig tauchte erst lange nach Mitternacht wieder auf. Sie blickte skeptisch auf das Schachbrett, das die beiden schon eine ganze Weile nicht mehr angerührt hatten.
    „Der Zeitpunkt wäre gut jetzt“, sagte sie.
    Sie schau ten alle hinaus. Aber es dauerte noch eine ganze Weile, bis der Dunst aus dem Meer wie Wasserdampf aus kochendem Wasser aufstieg. Ein mattes fiebriges Leuchten bildete sich und Jonas vermutete, dass sie es gar nicht gleich bemerkt hatten.
    Carl holte die Jacken und gemeinsam eilten sie, so schnell die Füße sie trugen, die Wendeltreppe hinunter bis ans Ufer. Der Nebel war schon dicht genug, dass sie sorglos ins Freie treten konnten, denn das Felsenkliff war nicht mehr zu erkennen.
    Hedwig brauchte länger, um ihnen zu folgen.
    „Du musst ihn reinlassen“, flüsterte Jonas sogleich.
    „Er ist noch nicht hier“, antwortete sie. Sie war vom raschen Abstieg außer Atem.
    Jonas spürte ein Kribbeln auf der Haut , wie wenn er einen schwachen Viehzaun berühren würde. Es war nur ein leises Raunen, ein Flüstern weit entfernt, das nur Jonas zu hören vermochte, Sprüche in der alten Sprache, hart und unerbittlich ausgesprochen. Die Ombrage versuchte den Nebel zu vertreiben, aber das beharrliche Verbleiben des Nebels zerstreute sicherlich letzte Zweifel der Ombrage, dass es sich um ein natürliches Phänomen handeln konnte.
    „ Lennart!“, rief Jonas leise. Der Nebel dämpfte seine Stimme.
    Er lauschte in die Nacht, versuchte das Quietschen einer Dolle oder den Schlag eines Ruders zu vernehmen, aber die Brandung an den Felsen und die Ombrage überdeckten alle Geräusche.
    Von Hedwigs Rückversicherung am Eingang waren nur einige Zweige und Blätter zu sehen, die sie links und rechts an der Wand befestigt hatte, und einige mit Kreide geschriebene Symbole, deren Bedeutung Jonas nicht kannte. Er spürte die Zauber, die davon ausgingen, doch ob sie genügen würden, bezweifelte er. Aber es spielte auch keine Rolle. Die Ombrage wollte ihn, nicht Hedwig. Sie würden ihr nichts tun; so unvernünftig war die Ombrage nicht.
    Die Versuche den Nebel zu

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