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Weltenende (German Edition)

Weltenende (German Edition)

Titel: Weltenende (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: André Caspari
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Meldungen über Vulkanausbrüche auf Hawaii und Island, Überschwemmungen in Australien, Tornados in den USA, Stürme in Südamerika und Südeuropa, teilweise mit Schneefällen mitten im Sommer. In Russland und China herrschte ungewöhnliche Kälte, im Südatlantik waren zwei Flugzeuge abgestürzt und ein halbes Dutzend Schiffe waren durch Stürme in Seenot geraten. Das ganze Blatt war voll mit Katastrophenmeldungen. Die Meteorologen prophezeiten weitere Wetterkapriolen für die kommenden Tage, denn eine Besserung sahen sie nicht. Die Gründe lagen natürlich in der Klimaerwärmung. Hätten sie Jonas gefragt, hätte er ihnen den wahren Grund nennen können, nicht dass sie ihm geglaubt hätten. Er selbst hatte nicht mit solchen Ereignissen vor dem Öffnen des ersten Siegels gerechnet. Oder war bereits ein Siegel geöffnet? Nein, Ludwig würde es wissen, wenn der erste Reiter unterwegs war. Die biblische Darstellung, wo die Naturkatastrophen erst später kamen, wich ein wenig von der Realität ab. Wie Lennart schon sagte, mit den Jahren der mündlichen Überlieferung veränderten sich die Geschichten. Wie dem auch sei, das alles zeigte Jonas nur, wie dringend es war, dass er etwas unternahm.
    Er faltete die Zeitung zusammen, bis er allein das Sudoku vor sich hatte. Mit dem Kugelschreiber aus dem Taschenmesser schrieb er die Zahlen in die Kästchen, aber es fiel ihm schwer sich zu konzentrieren und er gab auf, bevor er fertig war.
    Er starrte aufs Meer, bis der Fischkutter endlich mit einer hohen Bugwelle in Richtung Hafen lief. Er überlegte, ob er hier sitzen bleiben sollte oder nicht, und entschied, zu den Sanitärhäusern am Yachthafen zu gehen. Auf der Mole auf den Steinen saß er zwar gut, aber um den Hafen im Auge zu behalten, musste er über die Mauer schauen und der Liegeplatz der Fahrnhemms lag in unmittelbarer Nähe. Nicht nur wegen des Vorfalls während des Sturms war es besser, wenn Georg ihn nicht sah, schließlich sollte er Jonas zur Ombrage führen.
    Im Sportboothafen legten zwei Yachten an. A uf der einen war Geschrei, ein Mann Anfang vierzig kommandierte im Admiralston seine zwei Söhne an den Bug und nach Achtern an die Leinen. Er sparte nicht mit Beschimpfungen. Das andere war ein schnittiges Schiff mit niedrigen Aufbauten und einem jungen dänischem Pärchen an Bord. Sie kamen ohne Motor herein, was in einem so engen Hafen wie in Rabensruh von enormen Können oder großer Risikobereitschaft zeugte. Sie entscheiden sich für eine Box ganz am Ende und stießen mit schwindelerregender Fahrt hinein. Mit zwei gekonnten Würfen lagen die hinteren Leinen über den Dalben und nur ein paar Sekunden später war die Frau vorne auf dem Steg, um die letzte Klampe zu belegen. Ein super Manöver, dachte Jonas. Ihm fiel eine dunkelblau gestrichene Yacht auf, die ganz vorne lag und die auch schon vor einigen Tagen bei dem Unwetter dort gelegen hatte. Am Heck wehte eine deutsche Fahne, der Niedergang stand offen, bot aber von dort, wo Jonas stand, keine Einblicke ins Innere. Sein plötzliches Interesse an den Booten kam nicht von ungefähr. Im Hafen kannte niemand seinen Nachbarn. Man grüßte sich, tauschte ein wenig Smalltalk oder grillte auch mal zusammen, wenn man sich sympathisch war, aber jeder fuhr meist am darauffolgenden Morgen seiner Wege. Es war ein nahezu perfekter Platz, um nicht aufzufallen.
    Auf vielen sah Jonas Kinder oder auch Senioren, aber auf den meisten war gerade niemand. Auf dem blauen ganz vorne tauchte jetzt eine Frau auf, eine gut aussehende Frau in einem kurzen Seidenrock mit langen lockigen Haaren und einer Bluse, die vom Wind weit um ihren Körper wehte. Sie trug eine kurze Kette um den Hals und schüttelte Gurkenwasser ins Hafenbecken. Nein, wer so aussah, durfte nichts mit der Ombrage zu tun haben, dachte Jonas und musste über sich selbst schmunzeln.
    Er musste sich beeilen. Der Fischkutter passierte die Hafeneinfahrt. Georg stand vorne an den Leinen, dahinter stapelte sich der Fisch in großen Kunststoffkörben. Das Boot wendete in einem langsamen Manöver und die ersten Kunden fanden sich ein, sogar ein paar Einheimische sah Jonas, obwohl es genügte Fahrnhemm anzurufen und er brachte den Fisch frei Haus.
    Es war jetzt halb fünf durch. Jonas machte es sich auf einer der Bänke bequem, ging er doch davon aus, dass Georg noch eine ganze Weile zu tun haben würde. Doch damit irrte er. Keine halbe Stunde später lief Georg mit ausladenden Schritten im verschmierten Blaumann und

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