Weltenende (German Edition)
muss die Sperre eingerissen haben, nachdem ich dort gewesen war. Jungs, geht ins Bett, ich werde hier bleiben und das Ding im Auge behalten.“
„Moment, du bist also auch einer von … Jonas Art?“
„ Und du, mein lieber, solltest von all diesen Dingen gar nichts wissen.“
„Ich war sogar in der Anderswelt .“
„Ist schon in Ordnung“, sagte Jonas und es war ein Tonfall, der keinen Widerspruch mehr duldete. Mathilda senkte den Blick.
KAPITEL XX
Carl kümmerte sich weiter um das Holz und Jonas wollte nach dem magischen Zaun sehen. Kurz nach Sonnenaufgang war Mathilda schon draußen gewesen und hatte den Hund gesucht, war aber nicht fündig geworden. Sie war sicher, dass er nicht mehr auf dem Gelände war, wovon Jonas sich aber lieber selbst überzeugen wollte. Er suchte die Scheune ab und auch den kleinen Schober, wo das Holz aufbewahrt wurde. Aber es war, als wäre er nie hier gewesen. Er spürte ihn nicht. Im Nordwesten, nicht weit vom Gatter der Zufahrt, entdeckte er drei vom Blitz verkohlte Pfosten. Der starke Strom hatte das Wasser im Holz schlagartig verdampft, die Pfosten gesprengt und das umgebende Gras und die Erde waren verbrannt. Die dadurch entstandene Lücke in der magischen Barriere war mehr als ausreichend, damit ein Hund hereinkommen konnte. Dass es drei Pfosten waren, machte nur zu deutlich klar, dass es kein unglücklicher Zufall gewesen sein konnte. Jemand hatte dafür gesorgt, hatte die Blitze gelenkt. Jonas entschied, dass es besser war, wenn Barney erst das Gatter reparieren würde, bevor er den imaginären Zaun wieder herstellte.
Jonas lief in den Ort zu Ludwig, der in der Kirche Vorbereitungen für den Gottesdienst traf.
„Ich bin froh, dass die Sache noch mal gut gegangen ist“, rief er gut gelaunt , nachdem Jonas ihm die ganze Geschichte erzählt hatte.
„ Es muss dieser Hund sein, der dich verletzt hat. Du bist ihm von der Schippe gesprungen. Er will dich jetzt holen, koste es, was es wolle.“
Jonas kam Ludwigs lockere Art reichlich unpassend vor. „Nun, die Blitze hat er nicht gesteuert“, antwortete er.
„ Nein, sicher nicht, aber der Ombrage kommt dieser Umstand nur zugute. Ich wüsste nur zu gerne, woher sie das alles wissen. Sie sind so gut informiert.“
„Ich habe es ihnen nicht gesagt.“
„Natürlich nicht.“
Ludwig setzte sich in die erste Reihe. S ie waren alleine in der Kirche, was an so einem Sommertag, wo die Touristen zuhauf über die Insel schlichen, eine Absonderlichkeit war. Seine von Altersflecken übersäte Hand lag wie zum Gebet im Schoß, trotzdem spürte Jonas bei aller guten Laune, dass er nervös war.
„Alles in Ordnung mit dir?“, fragte er.
„Ich spüre das Alter. Meine Zeit ist vielleicht schon weiter vorangeschritten, als e s auf den ersten Blick scheint.“
„Das glaube ich nicht“, entgegnete Jonas und wollte rasch das Thema wechseln. „Meinst du, sie können die Hunde lenken?“
„ Das ist schwer. Es gibt nur eine Handvoll mächtige Artefakte, die dies ermöglichen und selbst dann ist es schwierig. Sie wissen, dass du bei Hedwig warst und das musste einen Grund gehabt haben. Sie ahnen, dass du verletzt worden bist.“
„ Wie viele sind von denen hier?“, seufzte Jonas.
Ludwig schürzte die Lippen. „Das wäre gut zu wissen. Du könntest es herausfinden, Jonas.“
„Ich?“
„Für das Theaterstück ist noch nichts richtig fertig. Ich habe keine Zeit. Außerdem beobachtet mich die alte Sewert Tag und Nacht.“
Die Sewert war eine verknöcherte Frau, die die Katzen von der Straße verjagte und die Kinder anschrie, wenn sie zu laut waren. Sie war keine beliebte Frau auf der Insel und mehr als ein Inselbewohner würde aufatmen, falls sie sich mit ihren 93 Jahren zur Ruhe begab.
„Gehört sie zur Ombrage?“
„So wie Georg.“
„Seit wann weißt du davon?“
„Ach, schon lange, sie ist ein wenig senil und sie hat sich sogar verplappert, hat mich gefragt, wo ich gewesen bin, als sie mal nicht aufmerksam genug gewesen war, und meinte anschließend das würde jemanden sehr interessieren. Besonders geschickt ist sie nicht. Sie sieht schlecht im Dunkeln und ich kann auch hinten raus, was sie gar nicht weiß. Lästig ist die Sache dennoch. - Hast du Wachs und Siegelring versteckt?“
„Ja, sie sind ...“ Jonas wollte es ihm sagen, aber Ludwig unterbrach ihn jäh. „Sag es nicht! Ich will es gar nicht wissen; wenn es soweit ist, wirst du die Sachen wieder holen.“
Jonas nickte. „Ich verstehe
Weitere Kostenlose Bücher