Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition)
es ging.
Dann betrachtet er den Raum, in dem sie sich befanden. Es war eine kleine, fast vier Meter hohe Kaverne, deren Decke teilweise die natürlichen Felsen des Berges zeigten. Die Baumeister der Festung hatten die Hälfte der Kaverne mit den bereits bekannten dunklen Steinen ausgekleidet, der Rest war dunkler, schroffer Fels, als wären sie nicht fertig geworden. Ein runder Torbogen führte hinaus in den angrenzenden Korridor, verziert von prächtigen Runen.
In der Mitte des Raumes plätscherte eine kleine Quelle aus einem Felsen, der zu einem länglichen Maul eines Monsters behauen worden war. Das Wasser wurde über tiefe Rillen im Felsboden in Richtung eines großen Steines geführt, unter dem es schließlich verschwand.
Neben der Quelle war ein großer, dunkler Monolith aufgestellt, der selbst Pereo noch um Haupteslänge überragte. Seine steinerne Oberfläche war noch dunkler als der Felsengrund der Festung und vollkommen glattpoliert. Feine Runen waren hineingemeißelt worden – sie mochten einmal goldunterlegt gewesen sein, dieses war aber bereits vor langer Zeit abgeblättert und lag nun mit dem Staub vermischt am Boden.
Erst jetzt fiel Tyark auf, dass er keine der kleinen Öllampen brennen sah und dennoch war der ganze Raum von mattem Zwielicht erfüllt. Verwirrt blickte er sich um und bemerkte dann verzweigte Stränge irgendwelcher Pflanzen, welche die ganze Decke überwuchert hatten. Diese Stränge waren es, die in einem ruhigen, warmen Ton zu glühen schienen.
Pereo trat zu ihm hinzu und murmelte zur Decke gewandt: »Diese Pflanzen habe ich zufällig bemerkt. Ich bin vorgegangen und dann über einen der Steine dort drüben gestolpert. Meine Lampe ist zerbrochen und ich dachte schon, wir müssten nun im Dunkeln kämpfen. Jedenfalls fingen plötzlich diese Wurzeln dort oben an zu leuchten. Das tun sie aber anscheinend nur, wenn es dunkel um sie herum ist. Das Licht unserer Lampen stört sie... sie hören jedenfalls sofort auf zu leuchten, sobald anderes Licht auf sie fällt.«
Fasziniert betrachtete Tyark das leuchtende Geflecht an der Decke. Diese eigentümlichen Pflanzen waren nicht nur in der Kaverne zu finden, sondern wucherten auch an der Decke entlang in den angrenzenden Korridor – oder umgekehrt. Erst aus der Nähe konnte Tyark sogar Schwärme von winzigsten Fliegen ausmachen, die lautlos um kleine, unscheinbare weiße Blüten herumschwirrten, die aus einzelnen Verdickungen in den Stängeln hervorsprossen.
Im Hintergrund stöhnte Jobdan laut auf, als Zaja ihm half, seine Wunden mit dem Quellwasser zu reinigen.
Pereo trat in den Korridor und stierte in die Ferne. Mit Blick auf Tyark sagte er: »Weder dieser seltsamen Käfer noch die Draugr sind uns hierher gefolgt.«
»Anscheinend haben wir ihnen zu sehr zugesetzt. Sie haben gemerkt, dass wir keine unbewaffneten Bergleute sind.«
»Hm.«
Doch Pereos Blick blieb noch eine ganze Weile in das Dunkle der Gänge vor ihnen gerichtet, als traue er diesem Frieden nicht.
Später saßen sie bei der leise plätschernden Quelle zusammen und besprachen leise das weitere Vorgehen. Pereo ließ die ganze Zeit den angrenzenden Korridor nicht aus den Augen und beharrte auch darauf, dass die anderen ihre Rüstungen anbehielten. Sie hatten zwar hin und wieder kratzende Geräusche aus dem Korridor oder den angrenzen Hallen und Räumen gehört, allerdings war weder eine der Kreaturen noch ein Draugr in ihre Nähe gekommen.
Die Luft in diesem Teil der Festung war stickig und Tyark wunderte sich, warum es so tief im Berg so warm war, dass ihm der Schweiß auf der Stirn stand.
Mit dem fiebernden Jobdan hatte er im nahen Korridor sowie einigen der davon abgehenden Verzweigungen nach Spuren der Bergleute gesucht. Wie durch ein Wunder hatten sie nur wenige hundert Meter von der kleinen Kaverne entfernt auch deutliche Pfade im uralten Staub gefunden, die sich im Dunkel der Festung verloren.
»Wie geht es dir?«
Zaja lächelte vorsichtig, als sie sich zu Tyark setzte, der an den dunklen Monolith gelehnt auf dem Boden saß. »Ich bin ziemlich geschafft – es war ein harter Kampf und ein noch härterer Tag.«
Zaja ließ ihren Blick im Raum umherschweifen und antwortete dann: »Ja, das war er. Wenn ich die Augen schließe, sehe ich immer noch diesem entsetzlichen Blick des Draugr... wie er direkt in mein Herz zu starren scheint.«
Sie schluckte kurz und blickte Tyark mit festem Blick an und sagte dann leise: »Ich habe dich eine ganze Weile beobachtet.
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