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Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition)

Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition)

Titel: Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Sulz
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nahm Zaja etwas von dem Staub zwischen zwei Finger und rieb sie gegeneinander. Sie betrachtete ihre schwarzen Fingerkuppen und leckte dann vorsichtig an einer. Überrascht sagte sie: »Asche! Das ist alles Asche! Wie seltsam!«
    Sie blickte sich suchen um. »Ich frage mich, was hier gebrannt hat. Es muss ein gewaltiges Feuer gewesen sein!«
    Auch Tyark blickte sich um. Wenn diese feine Staubschicht Asche war, musste irgendwo in der Festung in der Tat ein sehr großes Feuer gebrannt haben. Nachdenklich entgegnete er: »Die Asche scheint hier schon viele Jahrhunderte zu liegen. Vielleicht hat sie irgendetwas mit dem Verschwinden der Nihilim zu tun? Vielleicht ein starkes Feuer, dass alle hier lebenden Menschen erstickt hat?«
    Zaja zuckte mit den Schultern und rieb sich dann die Finger an ihrer Hose sauber. »Vielleicht. Und - wenn ich ehrlich bin - ich möchte es eigentlich überhaupt nicht herausfinden. Wir sollten kurz schlafen und dann so bald wie möglich aufbrechen.«
    ***

    Das schwarzhaarige Mädchen schreckte aus schrecklichen Träumen auf. Verwirrt richtete sie sich auf und blickte sich ängstlich um. Ihr Blick fiel auf das leere Bett ihrer Schwester. Ihre großen Augen huschten ängstlich in der Dunkelheit umher, welche nur spärlich von der schwachen Glut hinter dem Vorhang zum Wohnraum durchbrochen wurde.
    Sie hatte schreckliche Träume gehabt. Nein, keine Träume. Symphonien aus entsetzlichster Gewalt, Blut und grausamen Tod – nichts, das sich ihr Verstand hätte ausdenken können. Nichts, das ihr Verstand hätte verstehen können.
    Das Mädchen begann zu zittern. Wo war ihre liebste Schwester? Wo war sie in diesem Moment schrecklicher Einsamkeit?
    Unsicher stand sie auf und schob den rauen Vorhang vorsichtig zur Seite – dann schlug sie die Hände vor den Mund und wich wieder in die Schatten des Schlafgemachs zurück.
    Vor der Bettstatt der Eltern stand ihre Schwester. Doch ihr Gesicht war nicht das des Menschen, welchen sie ihr ganzes Leben gekannt hatte. In den unheimlich schwarzen Augen funkelte die Schwache Glut der Feuerstelle – doch nicht nur Glut. Es war, als würden sich etwas darin bewegen. Lebendige Schatten. Schatten, die ihr flüsternd von Dingen erzählten. Entsetzlichen Dingen.
    Ihr junges Herz klopfte wild.
    Ihr Blick huschte über den schlanken Körper ihrer Schwester. Ein eigentümliches, fremdes und verzerrtes Lächeln schien in ihren Mundwinkeln zu liegen, während sie die Eltern aus diesen schrecklichen Augen anstarrte, welche keine waren.
    In den mageren Händen hielt sie einen kleinen Gegenstand, der in vollkommener Dunkelheit zu liegen schien. Die Hände liebkosten diesen Gegenstand förmlich - und liebkosten nicht auch diese Schatten die Hände ihrer Schwester?
    Das Mädchen vernahm den unruhigen Atem ihrer Eltern. Ihr Vater warf sich in Träumen hin und her. Das schwarzhaarige Mädchen fühlte die Welt um sie schwanken. Ihr Herz war erfüllt von einer Angst, die es weder verstand noch ertragen konnte.
    Ihre Augenlieder flatterten und halb ohnmächtig sank sie in ihre Bettstatt zurück. Rasch kroch sie unter ihre Decken, als könnte sie so die Welt draußen daran hindern, sich in ihr Herz zu krallen.

    In den nächsten Tagen verblasste die Erinnerung an die Nacht zu einem fernen Traum. Es war doch nur ein Traum gewesen. Nur ein Traum.
    Ihr geliebter Vater starb wenige Tage später an einer seltsamen Krankheit. Sein Antlitz, sonst immer voller Kraft und Leben, war dahingewelkt wie eine Blume in Angesicht des nahenden Winters. Sein Gesicht wurde so grau und blass wie der regennasse Himmel über ihnen. Doch kein Fieber glühte auf seinen Wangen, nur ein Kälte, als wiche langsam jedes Leben aus dem Manne.
    Dann öffneten sich seine blauen Augen nicht mehr und die Zeit der Trauer war über die kleine Familie hereingebrochen.
    Und vielleicht war es die Sorge um die am Kummer fast zerbrechende Mutter, welche die Kinderseele des schwarzhaarigen Mädchens daran hinderte, sich zu erinnern, was sie in dieser einen, verhängnisvollen Nacht gesehen hatte.
    ***

    Schweißgebadet schreckte Tyark auf und brauchte eine Weile, um die dunkle Gestalt vor sich zu erkennen. Pereo nickte ihm auffordernd zu und Tyark verstand sofort, dass er die nächste Wache übernehmen sollte. »Alles in Ordnung mit dir? Du hast gestöhnt im Schlaf.«
    Tyark nickte bloß: »Ja. Ich habe nur Alpträume von dieser...Gruft hier. Wir sollen bald aufbrechen.«
    Pereo brummte nur Unverständliches und legte sich dann

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