Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition)
langen und schmalen Korridors wurde von wuchernden Pflanzen bedeckt, die ihr fahles und unheimliches Licht auf die Abbildungen warfen, welche die Wände verzierten. Beim Laufen bemerkte Tyark auch zahlreiche Statuen, die in halbrunden Aussparungen in den Wänden untergebracht waren.
Es war schon zu spät, als ihm auffiel, dass es sich nur auf den ersten Blick um Menschen gehandelt hatte, die dort dargestellt waren. Zwar waren die Figuren menschenähnlich und hatten meist auch menschliche Köpfe auf ihren Schultern - doch mehr Ähnlichkeit mit menschlichen Wesen war nicht vorhanden. Oft waren die Augen stilartig oder dunkle Höhlen, welche den Betrachter unheimlich anstarrten.
Die Münder glichen mehr Fratzen mit spitzen, grauenhaften Zähnen – lange, dornartige Zungen lugten hervor und schienen dem Betrachter entgegen zu schnellen. Manchmal waren diese Zungen auch mit dem Erdboden oder den Beinen der Kreaturen verwachsen.
Dann sah Tyark plötzlich Jobdan vor sich auf dem Boden knien und schluchzen.
Er blieb außer Atem stehen und sah sich um. Er zuckte zusammen, als ihn Zaja keuchend am Unterarm berührte, bevor sie sich zu Jobdan kniete und ihm zusprach.
Tyark sah sich um. Der Raum in dem sie sich befanden war erneut von gewaltigen Ausmaßen und ebenfalls rußgeschwärzt. Die Wände waren mit großen, runenverzierten Säulen gesäumt, die bis an die gewölbte Decke reichten.
Der hintere Teil lag im Schatten, eine breite Treppe führte in eine tieferliegende Ebene hinab. Eine unheimliche Stille erfüllte den Raum.
Dann spüre er Zaja neben sich zusammenzucken und sah sich nach ihr um. Er folgte ihrem entsetzten Blick. In der Nähe des Eingangs sah Tyark die verwesten Überreste von Kriegern. Die Haut ihrer Leiber war zu dunklem Leder vertrocknet, die Augenhöhlen nicht mehr als dunkle Löcher. Ihre Münder standen offen, die Zähne ragten aus den mit ledriger Haut bedeckten Totenschädeln. Vorsichtig ging Tyark einige Schritte an einen der Toten heran und stieß ihn mit dem Fuß an - der Leichnam knisterte leise.
»Die liegen hier schon seit einiger Zeit. Jahre wahrscheinlich. Sie...«
Der entsetzte Schrei Jobdans hallte plötzlich durch die Halle. Er sah sich um und sah, dass Jobdan bereits weitergegangen war und im hinteren Teil der Halle vor einem dunklen Haufen kniete. Tyark trat langsam näher, eine dunkle Vorahnung schnürte ihm die Kehle zu. Es war ein Haufen von Hemden, Hosen, Schuhen und sogar einzelnen Schlafgewandungen. Und sie alle waren sehr klein, viel zu klein für einen erwachsenen Menschen.
Jobdan weinte und schrie in ein kleines, schmutziges Hemd, das er krampfhaft in seinen Händen hielt. Auch Zaja schluchzte irgendwo hinter Tyark.
Jobdan wandte sich um und blickte sie mit geröteten Augen an - es war der Blick eines Mannes, der in einem Moment alles verloren hatte. Selbst seine letzte Hoffnung. Tyark spürte, wie sich sein Magen zusammenkrampfte.
Zaja hatte sich zu Jobdan auf den Boden gesetzt und wog den Jäger in ihren Armen. Die Welt schien sich um Tyark zu drehen, als er den kleinen Haufen von Kleidung anstarrte. Wie aus weiter Ferne vernahm er die tröstenden Worte Zajas und das Schluchzen Jobdans.
Doch durch die Betäubung seines Geistes drang etwas anderes. Eine Ahnung wie eine dunkle Melodie, die nur er hören konnte. Dort im Schatten vor ihnen würde ein weiteres Mosaikstückchen dieses furchtbaren Rätsels auf sie warten...
Schlafwandlerisch stolperte er durch die Halle. Als er am Fuße der breiten Treppe angekommen war, krampfte sich sein Herz erneut zusammen.
In einer großen Aussparung am Boden war ein großer Steinquader zu sehen. Und die Oberseite des Quaders war vollkommen mit schwarzem Wasser bedeckt, dessen ölige Oberfläche sich leise kräuselte.
Wie betäubt ging er näher an den unheimlichen Steinquader heran. Er widerstand dem Impuls, das seltsame Wasser anzufassen – er war sich plötzlich vollkommen sicher, dass dies kein Wasser sein konnte. Kein Lichtstrahl vermochte es, seine Oberfläche zu durchdringen, obwohl es doch eigentlich nicht sehr tief sein konnte...
Mit klopfendem Herzen blickte er sich um. Hinter dem Steinquader waren zwei große, steinerne Throne zu sehen.
Er zusammen, als er im Thron zu seiner Linken eine Gestalt sitzen sah. Tyark schrie erschrocken auf, als er sah, dass im Dunkel vor den Thronen weitere Gestalten zu knien schienen. Erst nach einen unendlich scheinendem Augenblick sah er, dass sie sich nicht bewegten.
Widerwillig trat
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