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Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition)

Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition)

Titel: Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Sulz
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den Armen gehalten.
    Nachdenklich blickte Tyark ihrem Führer hinterher, bis schließlich Zaja an seinem Ärmel zupfte und ihn daran erinnerte, dass noch vor der anbrechenden Dämmerung eine Lagerstätte gefunden werden musste.

    Die letzten Tage ihrer Reise aus dem Hochgebirge verliefen ohne weitere Probleme.
    In den wenigen Gehöften, die sich an den fruchtbaren Ufern des Ries‘ zusammendrängten, waren sie als Gäste meist herzlich willkommen.
    Die hier ansässigen Bauern führten nach allem Anschein nach ein relativ ruhiges und stetiges Leben, nur bestimmt von harten Wintern und regelmäßigen Überschwemmungen des Flusses, der sie mit allem versorgte, was sie benötigten.
    Allerdings wurde Zaja und Tyark schnell klar, dass der drohende Krieg zwischen dem Fürsten und der Markgräfin große Sorgen bereitete – merkwürdigerweise sogar mehr, als die Horde selbst. Tyark dachte insgeheim, dass seine südliche Heimat so weit weg war, dass die Menschen hier keinerlei Vorstellungen davon hatten. Wen bedrückte dann schon eine verdorbene Streitmacht, die in unbekannten Landen wütete? Doch Tyark ahnte dunkel, dass die Menschen hier schon bald eines Besseren belehrt würden – wenn es nicht gelang, die Horde aufzuhalten.
    Tyark bemerkte bei einigen Gelegenheiten auch, dass die Menschen mit Sorge in Richtung der Grate blickten, welche hinter ihnen schwarz und mächtig in den Himmel ragten. Es kam Tyark manchmal so vor, als spürten die Einheimischen geradezu, dass etwas im Gange war. Das etwas die Grate heimgesucht hatte – oder sie immer noch heimsuchte. Insgeheim fragte er sich, ob auch manche der hiesigen Bauern vielleicht sogar in dunklen Träumen ihr begegnet waren.
    Zaja erwies sich als begehrte Zuhörerin und Kräuterkundige. Auch musste sie fast jeden Abend die Messe zu Ehren der Großen Alten abhalten, was ihr aber stets große Freude bereitete. Auch Tyark half oft mit und lerne viel über den Glauben an die Großen Alten. Auch wenn er vorher schon regelmäßig abends gebetet hatte, so war es diese Zeit mit Zaja, die seinen eigenen Glauben festigte. Es tröstete ihn, dass seine Götter irgendwo am Firmament waren und sie mit ihren strengen, aber gütigen Augen beobachteten. Indem er Ihren Auftrag erfüllte und hoffentlich das Leben eines wahrhaft Gläubigen führte, half er mit, die Erbsünde der Menschheit abzutragen. Auf dass die Großen Alten eines fernen Tages aus ihren Himmlischen Hallen herabstiegen und die abgefallene Menschheit aus ihrem Elend befreiten!
    Und nicht zuletzt erfüllte es sein Herz mit Freude, Zaja bei ihrem emsigen Werk beobachten und unterstützen zu dürfen. Immer wieder trafen sich dabei ihre Blicke und Tyark spürte ein angenehmes Kribbeln in der Bauchgegend.

    Der Winter lag wie ein kalter Hauch in der Luft eines sonnigen Spätsommertages, als sie nach dem Überqueren eines Hügels urplötzlich unter sich die gewaltigen Festungsanlagen der Stadt Lindburg sahen. Perplex blieben beide stehen und staunten über das ungewohnte Treiben unter ihnen.
    Im nächsten Moment umarmte Zaja Tyark heftig, Tränen der Freude standen in ihren klaren Augen: »Wir haben es endlich geschafft, Tyark!«, rief sie, »Da vorne ist Lindburg, endlich! Ich bin so unendlich froh, diesen verdammten Wald hinter mir zu haben... noch ein halber Tagesmarsch und wir sind da!«
    Auch Tyark lächelte erleichtert. Lindburg war die erste größere Stadt, die er seit seiner Flucht gesehen hatte und sie stellte mit ihrer schieren Größe auch viele der wunderbaren Städte des Südens in den Schatten, auch wenn sie bei Weitem nicht so groß wie Nai’Alabat war, seine Heimatstadt. Und auch bei Weitem nicht so elegant, wie er insgeheim feststellte.
    Der Fluss Lind, hier bereits ein mächtiger Strom, schlängelte sich durch das Lindtal, welches sich grün und satt scheinbar bis zum Horizont erstreckte.
    Das von einer mächtigen Mauer umgebene Lindburg breitete sich an seinen Ufern aus. Sanfter Rauch stieg auf aus einer Unzahl von Schornsteinen und Tyark schätzte erstaunt, dass hier wenigstens 10.000 Menschen leben mussten, vielleicht sogar mehr.
    Er konnte diverse Lastkähne sehen, die sich flach von der Wasseroberfläche abhoben. Sogar vier Koggen lagen in den Hafenanlagen vor Anker, die sich im Zentrum der Stadt befanden und selbst von hier oben voller emsiger Geschäftigkeit waren. Drei große Steinbrücken verbanden über kleinere Inseln die beiden Ufer miteinander, ihre schlichten und doch eleganten Bögen ragten hoch

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