Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition)
über die Wasseroberfläche.
Dann machte Zaja ihn darauf aufmerksam, dass ein großes Zeltlager vor der Stadt aufgebaut worden war - vor den fünf Stadttoren konnte Tyark nun auch zahlreiche Ochsengespanne erkennen, wahrscheinlich Händler. Die Zelte allerdings sahen eher schäbig aus und hier und da meinte Tyark auch Menschen zu sehen, die unter freiem Himmel ihr Lager aufgeschlagen hatten. Als hätte Zaja seine Gedanken erraten murmelte sie: »Ich fürchte, dass dieses Zeltlager aus Flüchtlingen besteht! Wahrscheinlich Kriegsflüchtlingen – das wären keine guten Nachrichten...«
Tyark musste schlucken, als er an die Kriegswirren denken musste, die auch ihn vor über einem Jahr in Richtung Norden vertrieben hatten.
Als er seinen Blick wieder über die Stadt streifen ließ, erkannte er in ihrer Mitte eine weitere, kleinere Stadtmauer, in deren Mitte sich eine Erhebung befand, auf dessen Plateau eine stolze Festungsanlage zu sehen war. In ihrer Mitte befand sich ein Bergfried aus auffällig hellen Steinen, grün-rote Flaggen flatterten munter im Wind.
Um diese Burg herum waren einige große Holzfachwerkhäuser zu sehen, zweifelslos die Häuser der Stadtadligen, Gutsbürger oder Höflinge.
Am Rande dieses abgeschotteten Viertels ragte eine prächtige Basilika in die Höhe, das steinerne Symbol der Großen Alten und des Ordens: eine Ellipse, die an stets an Ihr wachsames Auge erinnern sollte. Und in der Tat schien das Zeichen der Großen Alten die Stadt unter sich stets im Blick zu haben.
Zaja war Tyarks Blicken gefolgt. Mit ihrem Stab deutete sie vage auf den Fluss und sagte: »Du musst wissen, vor ewigen Zeiten soll ein Urahn des Fürsten hier einen der letzten Drachen erschlagen haben! Die Burg wurde schließlich erbaut, um ewig zu wachen, falls eines Tages die Drachen wiederkehren sollten...«
Zaja blickte stumm auf die Szenerie unter sich und fuhr dann fort: »Der Bergfried ist jedenfalls so alt, dass an der Geschichte vielleicht sogar ein Funken Wahrheit sein könnte.«
Sie zwinkerte Tyark zu und sagte dann: »Er soll aus Ziegeln gemauert sein, in die man bei der Erbauung die zu Mehl zermahlenen Knochen des Ungeheuers gemischt hat. Darum haben sie diese bleiche, weiße Farbe, die man hier sonst nirgendwo sieht. Dem Geschlecht des Fürsten hat der Drachenturm schon immer ein Prestige eingebracht, das nicht zu unterschätzen ist.«
Tyark nickte anerkennend in Richtung der eindrucksvollen Bauten der Festung und sagte scherzhaft: »Nun, ich hoffe die Burg wird uns auch wirklich helfen, wenn die Drachen wiederkehren!«
Zaja blickte ihn nachdenklich an und sagte schließlich: »Ich weiß, dass Drachen nur ein Märchen sind, die man erzählt, um kleinen Kindern Angst zu machen, damit sie endlich ins Bett gehen. Sie wurden mir als Kind ebenfalls erzählt und ich habe mich sehr gegruselt.«, sie lächelte trotzig, »Aber vielleicht ist mehr dran, als man gemeinhin denkt...!«
Tyark blickte sie überrascht an und sagte dann mit gespieltem Ernst: »Du glaubst wirklich an...Drachen?! Zaja! Ich dachte immer, der Orden duldet keinen Aberglauben, schon gar nicht den verrückten Glauben an Drachen! Gerade von dir hätte ich doch anderes erwartet...«
Zaja rollte grinsend mit den Augen, safte aber nichts. Tyark lachte und begann mit verzerrtem Gesicht, einen Drachen zu imitieren und tat so, als würde er sich im Sturzflug auf Zaja stürzen. Zaja lachte hell und knuffte ihm in den Bauch. Spielerisch wehrte sie seine Drachenangriffe ab und kicherte atemlos: »Nein, natürlich glaube ich nicht an Drachen! Allerdings hat mir Goswin einmal etwas von einem Zeitalter der Drachen erzählt. Und wer weiß schon, ob Drachen...«
Sie kreischte, als Tyark sie mit seinen Drachenklauen an der Taille kitzelte. »Hör auf Tyark, ich bekomme keine Luft mehr!«
Schließlich lagen sie keuchend im saftigen Gras und warteten, bis ihre Herzen wieder langsamer schlugen - wozu sich Tyarks aber nur ungern entschließen mochten.
Aus sicherem Abstand zu Tyark sagte Zaja schließlich: »Erinnere mich daran, dass ich Goswin danach frage, wenn wir bei ihm sind! Ich fand die Geschichte unserer Welt immer faszinierend!«
Tyark stimmte ihr zu, obwohl ihn die Geschichtsstunden bei seinem alten Hauslehrer stets endlos vorgekommen waren.
Tyark lächelte und verkündete heldenhaft: »Zaja. So wahr ich hier stehe – ich verspreche dir, ich werde dich vor jeglichen bösen Drachen schützen! Dir drohe keine Gefahr, holde Meid. Niemals!«
Zaja
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